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Ida B ... und ihre Pläne, so viel Spaß wie möglich zu haben, Unheil zu vermeiden und (eventuell) die Welt zu retten

Ida B ... und ihre Pläne, so viel Spaß wie möglich zu haben, Unheil zu vermeiden und (eventuell) die Welt zu retten

Titel: Ida B ... und ihre Pläne, so viel Spaß wie möglich zu haben, Unheil zu vermeiden und (eventuell) die Welt zu retten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katherine Hannigan
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plötzlich danach. Aber gleichzeitig erschreckte mich auch, solche Gefühle zu haben. Mir vorzustellen, wieder nahe bei Mama zu sein und sie auf diese Weise zu lieben, und zugleich zu wissen, dass alles weiterhin schrecklich bliebe und ich mich dran gewöhnen müsste, mich von ihr fern zu halten und sie nicht ganz und gar zu mögen, wäre zu hart.
    »Das reicht«, sagte mir mein Herz, so sanft es nur konnte.
    Ich sah wieder nach unten, weg von Mamas Leuchten,
und genau in dem Moment war plötzlich der ganze Schmerz der letzten Monate in mir und um mich herum.
    Ich starrte meine Karotten an, arrangierte sie zu einem X und das Glück war endlich zur Ruhe gebracht und schwieg.
    »Darf ich jetzt gehen?«, fragte ich.
    »Bist du sicher, dass du satt bist, Ida B?«, entgegnete Mama.
    »Ja, Mama«, sagte ich zum Tisch und glitt lautlos vom Stuhl, hinaus aus der Küche und rauf in mein Zimmer.
    Und es ist komisch, doch Mama und Daddy nur dieses kleine bisschen zu erzählen, hatte alles viel schlimmer gemacht, als ihnen nichts zu erzählen. Im selben Zimmer zu sein, aber miteinander zu sprechen, als ob wir an gegenüberliegenden Ufern des Ozeans ständen, verwandelte selbst die beste Sache in die einsamste. Ich vermisste die alte Mama und sogar den alten Daddy mehr denn je.

22. KAPITEL

    Am nächsten Samstag kamen die Eindringlinge zur Besichtigung. Ich saß auf der Veranda vorm Haus und beobachtete, wie ein fremder Wagen, ein großer weißer, die Straße entlangkam, an der T-Kreuzung links einbog, zu der Baustelle hinunterfuhr und dort parkte.
    Ich lief hinters Haus, um den Fuß des Bergs herum und dann durch den Wald, bis ich direkt gegenüber ihrem schon teilweise fertigen Neubau ankam. Dort kletterte ich auf einen alten Ahorn namens Norbert, der zwar nicht mit mir redete, aber mir auch nicht das Leben schwer machte. Als ich von seinen Blättern umgeben war, setzte ich mich aufrecht hin, damit ich diese Leute da vorn gut beobachten konnte, sie mich aber nicht sahen.
    Sie waren schon ausgestiegen und schauten sich das Haus von außen an. Es gab eine Mom, einen Dad, einen kleinen Jungen und ein Mädchen, das etwas größer als ich war und mir sehr bekannt vorkam.
    Zuerst gingen sie alle gemeinsam ums Haus, und die
Eltern sagten so Sätze wie: »Oh Ray, ist das nicht schön geworden?«, oder: »Darüber müssen wir noch mal mit dem Bauunternehmer reden.« Doch die Erwachsenen waren mir egal. Ich konzentrierte meine Beobachtung ganz auf das Mädchen.
    Dann drehte sie sich um, und ich sah ihr direkt ins Gesicht, auf das die Sonne schien. Ich musste mich in die Äste des Baums krallen, um nicht herunterzufallen, als ich sah, wer sie war.
    Es war Claire, das Mädchen aus meiner Klasse, das mich am ersten Tag, als ich wieder zurück auf der Schule war, gefragt hatte, ob ich mitspielen wollte.
    Die Eltern entfernten sich zum hinteren Ende des Grundstücks, und Claire und ihr Bruder entdeckten den Erdhügel, den die Raupe aufgehäuft hatte. Sie liefen hin, stiegen hinauf und probierten aus, wie schnell sie herunterlaufen konnten, ohne hinzufallen.
    Sie lachten und schauten sich um, was das Gelände an weiterem Spaß bot, und beide waren total glücklich.
    Ich sah ganz genau, wie sich niemand darüber Gedanken machte, dass das Land zuvor jemand anderem gehört hatte, dass die Bäume, die hier gestanden hatten - Bäume, die Namen hatten und lebendig waren -, gefällt worden waren, nur damit das Haus gebaut werden konnte. Niemand dachte darüber nach, dass der einzige Grund, warum sie jetzt hier waren, darin bestand, dass meine Mama krank geworden war. Nur ich.
    Als die Kinder schließlich oft genug auf den Erdhügel hinaufgeklettert waren, streiften sie auf dem Grundstück
umher, und bald darauf entdeckte Claire einen meiner Zettel an einem Baum.
    »Guck dir das an«, sagte sie zu dem kleinen Jungen.
    Der Junge kam herübergelaufen und sie las ihm den Zettel laut vor. »Es ist bekannt, dass hier Taifune auftreten. Und es wimmelt von Wasserratten.«
    »Was ist ein Taifun?«, fragte der Junge.
    »So was wie ein Hurrikan, aber ich hätte nie gedacht, dass es die hier in der Gegend gibt.«
    Sie betrachteten eine Weile meinen Zettel, dann zeigte der Junge auf eine Stelle und sagte: »Die Ratte sieht ja lustig aus«, und sie kicherten gemeinsam über die spitze Nase und ihre Superzähne.
    Ich spürte, wie meine Wut plötzlich von Sieden auf Leichtkochen stieg.
    »Hey, da ist noch einer!«, schrie Claire, und schon jagten beide hinüber, um

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