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Ida B ... und ihre Pläne, so viel Spaß wie möglich zu haben, Unheil zu vermeiden und (eventuell) die Welt zu retten

Ida B ... und ihre Pläne, so viel Spaß wie möglich zu haben, Unheil zu vermeiden und (eventuell) die Welt zu retten

Titel: Ida B ... und ihre Pläne, so viel Spaß wie möglich zu haben, Unheil zu vermeiden und (eventuell) die Welt zu retten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katherine Hannigan
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ihn anzusehen.
    »Mir gefällt der hier noch besser«, sagte der Junge.
    »Mir auch. Die Schlange ist echt gut.«
    »Gibt es denn solche Schlangen wirklich in dieser Gegend?« Er hatte jetzt ganz große Augen und war bereits auf dem besten Weg, Angst zu kriegen.
    »NEIN!« Sie lachte. »Die Zettel sind ein Witz, sie sollen lustig sein.«
    »Ach so«, sagte er und lachte auch. »Mal gucken, ob es noch mehr gibt!«
    Und schon zogen sie los, als ob sie auf Schatzsuche wären, von einem Hinweis zum nächsten. Sie rannten und lachten und waren begeistert. Meine Zettel gefielen ihnen. Es war, als hätte ich ein Spiel für sie
vorbereitet - ein Willkommen-in-der-Nachbarschaft-Spiel.
    In weniger als zwei Sekunden wandelte sich meine Wut von einem leichtem Köcheln zu einem Sprudeln über-den-Rand-und-fast-den-Deckel-vom-Topf-Werfen.
    Also, vielleicht glaubst du ja, die Tatsache, dass das Mädchen in meiner Klasse war und ich mich erinnerte, wie sie versucht hatte, freundlich zu mir zu sein, würde mich irgendwann wieder ein bisschen runterholen und besänftigen. Aber genau das Gegenteil war der Fall. Aus irgendeinem Grund machte die Vorstellung, dass das Mädchen freundlich war, Freunde hatte und gern zur Schule ging, dass es eine Mom, einen Dad und einen Bruder hatte und dass sie lustige Sachen zusammen unternahmen, alles noch hundertmal schlimmer. Zu wissen, dass sie es war, die auf meinem Land ein Haus baute, dass sie es war, die die Bäume gefällt hatte, dass sie es war, die künftig in meinem Tal umherstreifen würde… ich hielt das einfach nicht aus. Ich hielt es so wenig aus, dass ich plötzlich auch nicht mehr still sitzen und leise sein konnte.
    Claire und ihr Bruder näherten sich, immer noch kichernd und redend, dem Baum, auf dem ich saß, und genau in dem Moment kochte ich über. Selbst wenn ich gewollt hätte, ich hätte es nicht länger zurückhalten können. Ich sprang aus dem Baum, fuchtelte mit den Händen und kreischte: »Das ist nicht euer Besitz! Verschwindet! SOFORT!« Und ich stand da, die Arme wie eine Schranke ausgebreitet, mit gefletschten Zähnen und mit grimmigem Gesicht.

    Sie waren so überrascht, dass sie beide entsetzt hochsprangen, ihre Arme flogen in die Luft, und Augen und Mund verwandelten sich in große Os. Der kleine Junge fing an zu weinen und ein Teil von mir fühlte sich für einen Moment etwas unwohl.
    Aber dann sagte mir mein neues Herz: NEIN! Sie sind die Bösen! Sie sind die Eindringlinge! Wir geben nichts mehr her! Und der Teil von mir, der ein schlechtes Gewissen hatte, wurde sofort wieder mundtot gemacht.
    Also, es schien, als würden wir für immer so stehen bleiben. Meine Hände hatten sich zu Fäusten geballt, meine Knie waren gebeugt und ich hörte meinen Atem, scharf und schwer wie ein furchtsames Tier. Ich würde mich nur in Bewegung setzen, um anzugreifen.
    Schließlich veränderte sich Claires Gesichtsausdruck: Ihr Mund entspannte sich und ihre Augen wurden kleiner und irgendwie traurig.
    »Ida?«, fragte sie wie ein Reh, wenn es sprechen könnte: sanft und weich und ein bisschen schüchtern. Wie eine ausgestreckte Hand, mit der Innenseite nach oben.
    Und da war er wieder, der Teil von mir, der sich vorher unwohl gefühlt hatte und glaubte, er könnte vielleicht doch noch ein Wörtchen mitreden. »Nimm sie, Ida B«, sagte er. »Nimm ihre ausgestreckte Hand an.«
    Aber mein hartes, kaltes Herz wollte so etwas Schmalziges nicht. »NEIN!«, schrie es. »Niemand kommt rein!«
    Und mein Körper brüllte, das Gesicht gen Himmel gerichtet, einen so wilden, unheimlichen Schrei heraus, wie ich ihn nie aus meinem Munde für möglich gehalten
hätte: »IHR DÜRFT NICHT AUF MEIN LAND! VERSCHWINDET!« Ich schlug und stieß meine Fäuste in die Luft, als juckte es sie, auf etwas einzuprügeln.
    Als ich meine Augen öffnete und die beiden ansah, drehte sich der kleine Junge gerade um und lief weg. Er fiel fast hin, weil er versuchte, schneller zu laufen, als es mit seinen kurzen, kleinen Beinen möglich war. Und ich hätte beinahe laut losgelacht, denn genauso gemein fühlte ich mich.
    Aber sie stand immer noch da und starrte mich an.
    Ich warf ihren Blick zurück, meine Augen zu Schlitzen zusammengezogen, der Mund höhnisch grinsend, und schrie: »Worauf wartest du? Hast du mich nicht verstanden? IHR GEHÖRT HIER NICHT HIN!«
    Sie sah mir jetzt weinend mit ihren Rehaugen in die Schlitze und verschwand nicht, wie es von ihr erwartet wurde. Ich überlegte, dass ich wohl gleich etwas

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