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Idioten auf zwei Pfoten

Idioten auf zwei Pfoten

Titel: Idioten auf zwei Pfoten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edda Minck
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weil es gar keinen Sinn ergibt, sich mit der ganzen Welt zu unterhalten, wenn man dauernd ein Pfeifen im Ohr hat. Es wäre besser, sie würde sich mit mir unterhalten, wenn sie schon nichts anderes zu tun hat. Denn während der Computer surrt, kann ich mich nicht konzentrieren. »Madame«, sage ich zu ihr, »gehen wir doch an die frische Luft oder in ein gemütliches Café. Mit der surrenden Kiste werden Sie es auch nicht schaffen, Ihren Kopf mit Ihrem Hintern in Einklang zu bringen. Pessoa hat zeit seines Lebens im Caféhaus gearbeitet und mit der Hand auf Papier geschrieben – und sein Erfolg gibt ihm Recht. Bitte, Madame, draußen scheint die Sonne. Schauen Sie mal, ich falle andauernd auf die Seite.«
    Ich werfe mich in der Küche auf den Boden – gebe ein Bild äußerster Not, und sie guckt einfach durch mich durch. Irgendwann bin ich es dann leid und verkrieche mich in der Küche unter einem Stuhl und halte mir die Ohren zu, was mein Leben auf Fressen, Schlafen und Gassi gehen reduziert. Draußen im Park gibt es wenig bis gar nichts zu finden, das sich lohnt, aufgehoben zu werden. Die Mülltonnen in dieser Stadt sind unglaublich groß und fest verschlossen – ich hätte nicht gedacht, dass man so geizig sein kann, seine Abfälle anderen Not leidenden Kreaturen nicht zur Verfügung zu stellen. Aber was will man von einem Land erwarten, in dem die Menschen sogar kleine Beutel mit sich führen, um die Hinterlassenschaften unserer Verdauung aufzusammeln? Ja, Alfonso, so ist das hier. Auch meine Madame ist so eine Beutelfrau.
    Ich verstehe nicht, wieso sie so versessen darauf ist, mich in ihrer Wohnung zu haben, wenn sie sowieso nichts mit mir teilen will: Bett, Essen, Hobby? Nada.
    Wir wären doch beide besser dran, wenn jeder seiner Wege gehen würde. Zumal ich gar kein Haus brauche. Vielleicht muss ich erst diesen Herrn Schröder finden, für den sie mich hält, damit sie versteht, dass sie den Falschen haben? Und ich trage jetzt auch noch den Orden, der offensichtlich gar nicht für mich bestimmt war, sondern für diesen ominösen Schröder.
19. Juli
    Das schlägt dem Fass den Boden aus, Alfonso! Madame setzte mich heute Vormittag ins Auto, und wir fuhren auf einer großen Straße, ohne dass sie mich in Kenntnis setzte, wohin es gehen sollte. Nicht lange, dann standen wir vor einem Haus. Aus dem dort angebrachten Schild, auf dem ein Äskulapstab zu sehen war, schloss ich, dass es sich wohl um einen Arzt handeln musste. Aber nicht die Madame war die Patientin, sondern ich, wie ich bald erfahren sollte. Eine freundlich lächelnde Kittel-Frau hat zunächst mit einschmeichelnder Stimme auf mich eingeredet. Nun, dachte ich, so große Sorgen mache ich mir um meine Madame nicht. Sie müssen mich nicht trösten. Tun Sie, was Sie tun müssen, und dann können wir wieder gehen. Sie hielt mir einen unglaublich gut duftenden Keks hin, und zack! wurde ich von ihrer Assistentin, die sich bis dahin diskret im Hintergrund aufgehalten hatte, auf einen Metalltisch gehoben. Man rammte mir einen Stock in den Hintern, riss meine Kiefer auseinander, polkte in meinen Ohren herum, und dann wurde der Stock wieder herausgeholt, und die Damen begutachteten, was die Wünschelrute ihnen über meinen Darm zu berichten hatte. Bevor ich etwas zu meiner Verteidigung vorbringen konnte, war die Spritze schon in meiner Pfote. Alfonso – ich fiel um, gefällt wie ein Baum. Bevor ich das Bewusstsein verlor, hörte ich von nebenan einen Artgenossen hämisch lachen.
    Als ich aufwachte, fehlte mir ein Zahn! Seitdem tut mir der Oberkiefer weh, und ich fühle mich wie ein alter Mann. Ich bin wackelig auf den Beinen und sehe alles wie durch einen Nebel, und ich schmecke Blut in meinem Maul. Habe ich mich je über den Zahn beklagt? Nein! Was fällt diesen Idioten auf zwei Pfoten eigentlich noch alles ein?! Was ihnen an der Natur nicht passt, wird einfach abgeschnitten. Wo soll das hinführen, wenn ich mal fragen darf? Kaum bin ich ihnen in die Hände gefallen, dezimieren sich meine Körperteile. Und warum? Weil diese Kretins annehmen, ich bräuchte sie nicht? Ich brauche sie sehr wohl – der Zahn war faul, aber ich konnte noch drauf kauen, und mein Auge, ich schwöre, wäre von allein wieder geheilt – und über meine Testiculos will ich mal gar nicht reden!
20. Juli
    Heute gab es etwas aus der Dose zu fressen, das nach Huhn roch. Wohlgemerkt, es roch nach Huhn, aber noch nicht mal nach Brathähnchen, und geschmeckt hat es nach nichts. Keine

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