Idioten auf zwei Pfoten
großen Park mit den schrecklichen Hunden. Es gibt dort eine Bulldogge. Ich sage dir, Alfonso, die ist gefährlich. So einen Brocken hast du noch nie gesehen. Er trägt ein Lederhalsband doppelt so breit wie Oliveiras Gürtel um den Hals, darauf steht in glänzenden Buchstaben sein Name: Armani. Alle Hunde machen einen großen Bogen um ihn.
Wünsch mir Glück, dass ich heile wiederkomme. Und bitte, kümmere dich um einen Advogado. Ohne rechtlichen Beistand werde ich niemandem erklären können, dass sie mich mit diesem Herrn Schröder, was auch immer er angestellt haben mag, verwechseln.
12. Juli
Heute Vormittag, Alfonso, brachte der Postbote ein dickes Couvert. Endlich, dachte ich, der Auslieferungsantrag gestellt und unterschrieben von unserer Regierung, die selbstverständlich nicht dulden kann, dass ein wertvoller Bürger ihres Landes einfach so ins Ausland verschleppt wird. Madame öffnete den Umschlag und entnahm ihm einen kleinen Beutel. Sie kniete sich vor mich hin und befestigte eine Plakette an meinem Halsband.
Dann streichelte sie mir über den Kopf und sagte feierlich: »DasistdeineHundemarke. DubistjetzteinSteuerzahlerSchröder. Angemeldetundversichert. Klückwunsch.«
Meu deus! Hat unsere Regierung den Verstand verloren? Wozu schicken sie einen Orden für mich?
13. Juli
Alfonso, mein Freund, warum meldest du dich nicht bei mir? Welches Schicksal hat dich ereilt? Ich vermisse dich und Assunta, und ich vergehe vor Sorge um euer Wohlergehen. Ihr habt doch nicht etwa schon einen Neuen zu eurem Rudelführer ernannt?
Ich gebe zu, noch habe ich keinen richtigen Plan, wie ich aus dieser Situation wieder herauskommen soll. Noch bin ich dabei, Madame und alles um mich herum genauestens zu beobachten. Ich muss erst das Terrain sondieren, um überhaupt zu wissen, in welche Richtung ich rennen soll, wenn sich eine Fluchtmöglichkeit ergibt. Ich bin durch die vielen Häuser und Straßen und auch dadurch, dass ich nicht immer die Sonne sehen kann, etwas unsicher, in welcher Richtung Portugal nun liegt. Aber als Nachfahre gestandener Seefahrer werde ich auch das noch herausbekommen.
Bis jetzt lässt Madame mich nicht von der Leine. Aber ich darf die Hoffnung nicht aufgeben, denn im Park habe ich Hunde gesehen, die frei herumlaufen dürfen. Aber anstatt sofort das Weite zu suchen, trotten sie folgsam hinter ihren Herren her. Und immer dieses Bällchenwerfen! Madame hat auch einen und tanzt damit vor mir herum, aber ich kümmere mich nicht um sie. Wenn sie spielen will, muss sie einen anderen fragen. Auch versucht sie, mich dazu zu bringen, auf den Hinterbeinen zu stehen oder mich auf Kommando hinzusetzen und hinzulegen. Madame scheint ein großes Vergnügen daran zu haben, solche Sachen mit mir zu machen. Diese Zweibeiner sind auf eine gefährliche Art und Weise infantil. »Sitz«, »Platz«, »Bleib«, »Stopp«, »Hopp«! Bin ich ein Zirkuspferd? Falls ja, möchte ich für die Aufführung solch unnötigen Firlefanzes entsprechend entschädigt werden. Den Rest des Tages belästigt sie mich mit Wortsalat. Er fällt aus ihrem Mund, wo sie geht und steht. Woher soll ich da wissen, was sie von mir will? Alfonso, es ist, als wäre man gezwungen, aus einer chinesischen Buchstabensuppe die Werke Pessoas zu extrahieren.
In den vergangenen Tagen habe ich immer wieder versucht, mit den anderen Hunden Kontakt aufzunehmen, aber sie sind arrogant und völlig von sich eingenommen. Kaum sagte ich »Bom dia!«, rümpften sie die Nase und gingen weiter, ohne zu grüßen. Mittlerweile mache ich mir einen Spaß daraus, sie schon von weitem mit einem markigen »Vai para o caralho!« zu bedenken. Sie verstehen es ja sowieso nicht. Ebenso wenig wie die gnädige Frau, aber es scheint ihr trotzdem nicht zu gefallen, denn sie schimpft dann mit mir in ihrer üblichen Art: »Schrödiwassolldenndas?KannstdunichtdieKlappehalten! Aus!«
Die anderen Hunde lachen mich aus. Ein paar rufen mir »TreckicheerAusländer« hinterher. Noch weiß ich nicht, was das Wort bedeutet, aber ich werde es herausfinden, glaub mir.
Du siehst, Alfonso, die Reviergänge wachsen sich zu einem regelrechten Spießrutenlauf aus. Ich weiß gar nicht, warum sie mich immer wieder in den Park schleppt. Wir könnten doch woandershin gehen und gucken, ob wir nicht ein paar leckere Brathähnchen finden, oder Fisch. Es wird doch hier irgendwo ein Fischrestaurant mit einer verheißungsvollen Mülltonne geben?! Aber nein, es muss immer der Park sein. Bis jetzt haben wir
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