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Idol

Idol

Titel: Idol Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R Merle
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unseren Seufzern vermischten.«
    Da Vittoria schwieg, drehte ich den Kopf zu ihr und sah sie wieder in Tränen. Ich drückte ihre Hand noch kräftiger und sagte
     mit veränderter Stimme:
    »Vittoria, ich möchte, daß Ihr Euch in Padua niederlaßt, wenn das hier zu Ende ist. Ich habe den Palazzo Cavalli für Euch
     gemietet.«
    »Aber warum Padua?« fragte sie und sah mich mit ihren tränenfeuchten blauen Augen an.
    »Der Podestà von Padua ist mein Freund. Er wird Euch beschützen.«
    »Droht mir denn Gefahr?«
    »Ja. Von den Medicis.«
    »Aus welchem Grund?« fragte sie verwundert.
    »Was sonst als das Geld kann die Medicis zum Handeln bewegen?«
    »Welches Geld? Worin habe ich ihnen denn unrecht getan?«
    »Heute nachmittag kommen zwei Rechtsgelehrte aus Padua, um mein Testament aufzusetzen. Darin werde ich meinem |422| Sohn Virginio all meine Güter und Besitzungen vermachen und Euch, Vittoria, eine beträchtliche Summe Geldes, damit Ihr angemessen
     leben könnt.«
    »Wenn mich die Medicis ob dieses Vermächtnisses hassen, dann solltet Ihr es mir nicht aussetzen, Paolo.«
    »Vittoria, könnte ich die Herzogin von Bracciano in Armut zurücklassen?« erwiderte ich. »Euer Anteil, wie groß er auch sein
     mag, beträgt nur ein Zehntel dessen, was ich Virginio hinterlasse. Er wird nicht benachteiligt, was immer die Medicis in ihrer
     sprichwörtlichen Habgier glauben mögen.«
    »Ach, Paolo, vererbt mir nichts!« rief sie. »Ich besitze doch das Kreuz, das mir der Papst geschenkt hat. Ich werde es weiterverkaufen,
     werde nach Rom in den Palazzo Rusticucci zurückkehren und mich dort mit meiner Mutter und Giulietta unter den Schutz meines
     Onkels stellen.«
    »Liebste, Ihr würdet Papst Sixtus schwer beleidigen, wenn Ihr sein Kreuz verkauftet. Und im übrigen wäre es sehr unklug von
     Euch, in Abhängigkeit von ihm zu leben. Er liebt Euch, gewiß, doch er regelt seine häuslichen Angelegenheiten ganz so, wie
     er den Staat regiert – mit eiserner Hand. Habt Ihr in Santa Maria nicht genug unter seiner Tyrannei gelitten? Mein Engel,
     solch eine Zukunft wünsche ich Euch nicht! Ich möchte, daß Ihr nach Padua geht und mein Testament durch den Podestà in Kraft
     setzen laßt. Habt Ihr dann meine Erbschaft angetreten, so könnt Ihr frei, unabhängig und geachtet leben. In Rom, unter der
     Zuchtrute des Papstes, würdet Ihr nie etwas anderes sein als die Witwe von Francesco Peretti, in Padua dagegen seid Ihr die
     Witwe des Herzogs von Bracciano.«
    »Ach, Paolo, verwendet nicht dieses Wort ›Witwe‹, mir graust davor! Und ich bitte Euch, macht Euch nicht Sorgen um mich! Ich
     verspreche Euch, alles zu tun, was Ihr wollt. Ohne Euch wird das Leben von geringer Bedeutung für mich sein.«
    Auf meine dringende Botschaft hin trafen am Nachmittag die Professoren Panizoli und Menochio aus Padua ein. Ich schloß mich
     mit den beiden Herren – dazu Marcello und der Majordomus – ein und diktierte ihnen meinen letzten Willen, damit sie ihn in
     die gesetzlich vorgeschriebene Form brächten. Ich vermachte meinem Sohn Virginio all meine Güter und Besitzungen in Bracciano
     und Montegiordano und meiner Gattin Vittoria, Herzogin von Bracciano, die Summe von einhunderttausend |423| Piastern sowie alle Möbel, Wandbehänge und Teppiche, die ich in den Palazzo Sforza mitgenommen hatte, und schließlich den
     Schmuck, den ich ihr geschenkt hatte.
    Nachdem das Testament aufgesetzt war, unterschrieben es die beiden Professoren, Marcello und der Majordomus als Zeugen. Es
     wurde außerdem auf meinen Wunsch in der gleichen Schrift wie das erste Exemplar kopiert und von denselben Personen unterzeichnet.
     Die beiden Professoren sollten ein Exemplar dem Podestà von Padua übergeben. Das zweite händigte ich Marcello aus; bei ihm,
     Vittorias getreuem Bruder, wußte ich es in Sicherheit.
    Als die Juristen mit meinem Dank und einem Salär, das weit über ihre Erwartungen hinausging, abgereist waren, fühlte ich mich
     erschöpft, denn die Angelegenheit hatte mich viel Kraft gekostet. Dennoch nahm ich mich zusammen und unterhielt mich noch
     ein paar Minuten mit Marcello.
    »Du wirst auf Vittoria gut aufpassen müssen,
carissimo «
, sagte ich, »vor allem in den ersten Minuten nach meinem Tod. Sie hat den Wunsch geäußert, mir zu folgen.«
    »Das habe ich gehört.«
    »Du hast an der Tür gelauscht?«
    »Ich lausche immer an der Tür, wenn es um Vittoria geht. Wachsamkeit heißt, gut informiert zu sein. Und Ihr, Durchlaucht,
    

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