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Ihr Auftritt, Mr. Pringle!

Ihr Auftritt, Mr. Pringle!

Titel: Ihr Auftritt, Mr. Pringle! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Livingston
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Jonathan ernst. «Gott schenke ihrer Seele
Ruhe. Er kam der Sache sehr schnell auf den Grund. Er entdeckte innerhalb
weniger Tage, wer es getan hatte. Und er ist diskret.»
    Das hörte sich noch besser an.
Die meisten waren an diesem Abend gezwungen worden, mehr zu enthüllen, als
ihnen lieb war, und manche fühlten sich unbehaglich.
    Jack Kemp stürzte herein, die
blassen, rotumrandeten Augen wässerig vor Furcht und Entrüstung. Er war
gezwungen worden, seine gesamte Bekleidung auszuhändigen, dafür hatte er aus
dem Kostümfundus einen dubiosen Anzug erhalten. «Die haben meinen Paß sehen
wollen», flüsterte er heiser. «Bitte sehr, sagte ich, nur zu, finden Sie das
verdammte Ding. Ich weiß nicht, wo er ist. Ich habe ihn nicht mehr gebraucht,
seit wir diesen lausigen Dokumentarfilm in Kuwait gedreht haben, aber wenn Sie
suchen wollen, viel Glück.» Er ließ sich auf einen Stuhl sinken. Der übergroße
Frack rutschte ihm von der Schulter und enthüllte, daß er nur ein Vorhemd trug.
«Die glauben, ich hätte es getan, wißt ihr. Wegen dieser Sache mit dem
Sendeplan. Die glauben, ich hätte ihn umgebracht. Als ob ich dazu fähig wäre.
Ich sagte ihnen, ich könnte keinen umbringen, der so verdammt unfähig ist.» Er
schaute sich wild um und stellte fest, daß Malcolm ihn anstarrte. «Ihr Neffe
hätte nicht einmal Regie bei einem Nachspann führen können», rief er.
    «Es ist in Ordnung, Jack,
ehrlich», wollte Artemis ihn trösten. «Jonathan hatte eine gute Idee.»
    Aber Jack war zu verängstigt.
Er klammerte sich an Artemis’ Hand. «Diese elenden Konservativen, die werden
das Hängen wieder einführen, ihr werdet sehen, daß sie das tun. Und ich werde
als erster dran sein. O Jesus!» Ihn schauderte, er erinnerte sich lebhaft
daran, wie er bei so einer Szene in der Todeszelle Regie geführt hatte. «Die
verfluchte Falltür klemmt immer — wir mußten es dreimal machen.»
    «Hör zu», beharrte Artemis.
«Jonathan kennt jemanden. Einen Privatdetektiv, um unsere Interessen
wahrzunehmen.»
    Jack wischte sich die Tränen
ab. «Einen wie Lord Peter Wimsey, meinst du?»
    «Nun, nicht ganz», antwortete
Jonathan widerstrebend. «Er ist schon etwas älter.»
    «Das ist riesig nett von dir, mein
Freund», sagte Jack traurig, «aber ich bin total abgebrannt. Ich schulde sowohl
Juliet als auch Pamela die Alimente. Ich kann mir nicht mal einen Anwalt
leisten.»
    «Das geht schon in Ordnung. Wir
werden alle zusammenlegen. Außerdem ist dieser Mann billig. Er tut es nur, um
seine Rente aufzubessern...»
    «Mein Gott, so alt ist er
schon?»
    «Ich habe irgendwo seine
Nummer.» Jonathan leerte seine Schultertasche. Brieftasche, Kreditkarten,
vergilbte Zeitungsausschnitte mit Kritiken fielen auf den Tisch. Er fand sein
Notizbuch. «Hier haben wir ihn. Pringle, G. D. H.»
    «He, den Namen kenne ich», rief
Jack.
    «Selbstverständlich.» Artemis
schaute grimmig auf ihre Finger, die sie an den Namen erinnerten. «Weil ich ihn
heute schon fünfzigtausendmal getippt habe. Im Programmpunkt 5 (i), dann 9,
dann als Reserve — er ist der Einkommensteuermann.» Es folgte das Protestgeheul
all jener, die in der Einkommensteuerklasse D waren.
    «Von so einem Detail müssen wir
uns nicht abschrecken lassen», sagte Jonathan standhaft.

KAPITEL 3
     
     
    «Als
wir das erste Mal kamen, waren alle Regenschirme aufgespannt...» Jane Austen, Briefe
     
    Dienstag, 3. April 1984, vormittags
    Es regnete immer noch. Mr.
Pringle hielt seinen Regenschirm über Mrs. Bignall und über einen Stadtplan von
Bath aus der Zeit von Jane Austen. Er bemühte sich, das über seinen Nacken
hinabrinnende Regenwasser zu ignorieren. Er fühlte sich jedoch genügend
belästigt, um eine Einschränkung zu machen: «Sie selbst mochte diese Stadt nie,
weißt du, nicht wirklich.»
    «Sie hat es häufig genug in
ihren Büchern erwähnt», sagte Mavis überrascht. «Schau dir mal all diese
markierten Punkte auf dem Stadtplan an. Ich bezweifle, daß wir auch nur die
Hälfte von ihnen abklappern können.»
    «Ich frage mich, ob davon
irgendwelche in ein Café umgewandelt wurden.»
    Mrs. Bignall blieb ihm eine
Antwort schuldig, denn ein Polizeiwagen mit blitzendem Blaulicht raste durch
eine Pfütze und spritzte sie naß.
    «Ich nehme an, daß sie Spaß
daran haben», sagte sie verstimmt. «Vermutlich gibt es nicht allzu viele Morde
in Bath. Aber wenn der arme Mann ohnehin schon tot ist, warum dann noch so
herumrasen?»
    «Um die Illusion zu erzeugen,
daß etwas

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