Ihr Auftritt, Mr. Pringle!

Stromausfall ging
nur im Regieraum das Licht aus, die Lampen im Studio blieben an. Das bedeutet,
es kam noch etwas Licht von all den Monitoren — im Studio konnten die Kameras
noch Aufnahmen liefern.» Mr. Pringle nickte. Er erinnerte sich an die Reihe der
Monitore.
    «Die Leute hoben sich im
Dunkeln wie Schattenrisse ab, und ich vermute, da versuchte der Mörder sich
günstig zu plazieren. Wenn er nach einer Gelegenheit suchte, muß der zweite
Stromausfall, der totale, für ihn ein wahrer Segen gewesen sein.»
    «Vielleicht.»
    «Sie haben mit Eddie
gesprochen», erklärte Carl. «Sie wissen, er hat die meisten von uns darauf
aufmerksam gemacht, daß so etwas eintreten könnte. Es kam also nicht
ganz unerwartet.» Mr. Pringle wollte sich da nicht festlegen.
    «Jedenfalls ist das meine
Theorie», bot Carl an. «Ich glaube, der Täter nutzte die erste Gelegenheit, um
in die Nähe zu gelangen. Als der zweite Ausfall kam, ergriff er seine Chance.
Sonst beeindruckt mich nur noch, was für ein kühler Kopf er ist. Jemand mit
gußeisernen Nerven. Ich hätte das nicht fertiggebracht, was er getan
hat.»
    Mr. Pringle ignorierte dies.
Statt dessen sagte er behutsam: «Mir hat man gesagt, Hilary und Christopher
Gordon seien befreundet gewesen?»
    «Wirklich? Das wußte ich nicht.
Er sah jedoch wie jemand aus, der auf Geld versessen ist.» Wie alle anderen
hatte Carl keine Bedenken, schlecht von dem Toten zu sprechen. «Und ich habe
gehört, die junge Hilary komme aus einem wohlhabenden Haus. Sie deuten doch
nicht etwa an, daß sie...?» Carl zog die Augenbrauen hoch. «Sie hätte ihn nicht
erstechen können. Sie hatte beide Hände auf dem Mischpult — und sie ist
bestimmt nicht die Art von Mensch, die einen Mann veranlaßt, um ihretwillen zu
morden.»
    «Eine andere Frau vielleicht?»
    Carl schaute ihn an. «Artemis
mag diesen Eindruck machen, aber das ist eine Maske. Ihr Job verwandelt junge
Frauen in Streitäxte mittleren Alters. Außerdem kenne ich sie seit Jahren.» Mr.
Pringle verbeugte sich.
    «Und wenn Sie glauben», sagte
Carl grinsend, «irgendeine Programmassistentin könne die Sekunden bis zur
Sendung zählen und gleichzeitig den Regisseur umbringen, dann denken Sie
noch einmal nach! Hinterher vielleicht, aber nicht während der Sendung.»
    Sein Lachen war ansteckend. Mr.
Pringle wartete einen Moment, bevor er fragte: «Sie sagten, es habe Bewegung
aus zwei Richtungen gegeben?»
    «Im Rückblick scheint es so
gewesen zu sein. Wissen Sie, das Hauptproblem bei diesem Mord ist, daß zu dem
Zeitpunkt keiner von uns richtig achtgab.»
    «Ja», seufzte Mr. Pringle. «Das
habe ich festgestellt.»
    «Kein Wunder bei dem ganzen
Gezänk um den Sendeablauf und den Mitgliedern der königlichen Familie in der
Zuschauergalerie. Wir warteten alle darauf, vorgestellt zu werden, und so
weiter und so weiter. Haben Sie gehört, was mit meinen Schuhen passiert ist?
Sie waren blutüberströmt.»
    «Das hat mich erstaunt, gebe
ich zu», sagte Mr. Pringle nachdenklich, «da Sie, soweit ich es verstanden
habe, etwa hier waren.» Er zeigte die Stelle auf dem Grundriß an. «Also nicht
so nahe bei dem Opfer?»
    Carl sah verblüfft aus. «Sie
haben recht. Nicht nahe. Ich stand im Gedränge der Leute um Dorothys Tisch.
Jemand stolperte. Ich konnte im Dunkeln nicht erkennen, wer es war, es könnte
Rupert gewesen sein. Dann trat mir jemand heftig auf den Fuß, übrigens an dem
Abend das zweite Mal, und als das Licht wieder anging, war mein Schuh mit Blut
bedeckt. Ich war erschüttert!»
    Mr. Pringle schob den Grundriß
über den Tisch. «Könnten Sie Ihre beiden Positionen markieren?»
    «Die vor und die nach der
Mordtat, meinen Sie? In Ordnung.» Er wollte gerade zeichnen, hielt aber
plötzlich inne. «Moment.» Er ging an seinen Schreibtisch und kam mit einer
Schablone zurück. «Hat Jack Ihnen diese erklärt?»
    «Ist dies das Gerät, um Möbel
maßstabgerecht zu zeichnen?»
    «Stimmt. Und dieser Ausschnitt,
Maßstab eins zu achtzehn, ist etwa der Durchmesser eines Menschen. Also, hier
war ich vor dem zweiten Stromausfall. Und als das Licht wieder anging, war ich
hier.» Er zeichnete zwei ordentliche Kreise, die sich teilweise überlappten,
und schaute sich das Ergebnis an. «Das stimmt ungefähr. Es ist auch genauer als
Kreuze.» Er bot die Schablone an. «Möchten Sie die ausleihen?»
    «Gern.»
    «Geben Sie sie irgendwann
zurück. Ich brauche sie, um die neue Küche meiner Frau zu planen.»
    Mr. Pringle steckte sie mit dem
Rest der