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Ihr Auftritt, Mr. Pringle!

Ihr Auftritt, Mr. Pringle!

Titel: Ihr Auftritt, Mr. Pringle! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Livingston
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Sie?»
    «Er sagte der Polizei —» Rupert
schwankte am Rand der oberen Etage — «nur ein Schwindler wie ich würde mein
eigenes Bild zerstören, um sie von dem Gedanken abzubringen, ich sei der
Mörder.»
    «Was? Wer auf Erden hat Sie
denn dessen beschuldigt?»
    «Der Boss — Malcolm Gordon.»
    Mr. Pringle war verblüfft. Ein
Hüsteln erinnerte ihn, daß er nicht allein war.
    «Was ist?» fragte Mrs. Bignall.
«Was ist passiert?»
    «Malcolm Gordon hat eine
schreckliche Beschuldigung erhoben. Er hat unterstellt, Rupert habe das Bild
zerstört, um ein Alibi für den Mord zu haben.»
    Mrs. Bignall sagte unsicher:
«Aber er hat den Mann nicht umgebracht, nicht wahr?» Sie schaute hinauf zu
Rupert. Er kicherte betrunken.
    «Ich habe keinen umgebracht,
noch nicht.» Dann begann er zu weinen.
    Mr. Pringle schrie beinahe:
«Das ist eine ungeheuerliche Unterstellung.»
    Mavis wartete. Sie dachte, er
werde ihr Beweise für Ruperts Unschuld liefern. Als sie ausblieben, sagte sie:
«Versuche, ihn vom Trinken abzuhalten, Liebster. Ich werde sehen, was ich gegen
den Gestank tun kann.»
    Sie verschwand in die Küche.
Auf sich allein gestellt, war Mr. Pringle besorgt. Es war ihm sehr wohl bewußt,
daß Gefühle seinen Verstand beherrschten. Und das war gefährlich. Ein Glaube an
Unschuld, der auf Bewunderung für ein Kunstwerk basierte, taugte nicht für eine
Verteidigung, vor allem wenn das Gemälde nicht mehr existierte. Und da er Jack
inzwischen besser kannte, konnte er auch nicht mehr davon ausgehen, daß er der
Mörder war. So durfte sich einfach niemand verhalten, der ermittelt.
    Er stieg zur oberen Etage
hinauf. Rupert wischte sich die Tränen weg und zeigte auf die Maske. «Der ist
echt. Ich habe ihn im Ladbroke Grove entdeckt. Vielleicht ist er ein
Asante — das war ein königliches Geschlecht, deshalb habe ich mir den Namen
ausgesucht.» Mr. Pringle setzte sich und hoffte, Rupert werde das ebenfalls
tun. Er stand immer noch gefährlich nahe am Rand.
    «Möchten Sie einen Drink?»
fragte Rupert.
    «Nein, danke. Ich habe bereits
zwei Sherry verkonsumiert.»
    Rupert kreischte vor Lachen.
«Verkonsumiert! Wissen Sie, wieviel ich gehabt habe?» Er wedelte mit der
Flasche. Es war nur noch sehr wenig drin.
    Am Rand seines Blickfelds sah
Mr. Pringle Mrs. Bignall, die sich unten zu schaffen machte. Er konzentrierte
sich auf seine Aufgabe.
    «Sagen Sie mir alles, das Ihnen
einfällt, was Malcolm gesagt hat. Jedes einzelne Wort. Und warum er Sie
beschuldigt.»
    Rupert zuckte zusammen bei der
Erinnerung an das Gespräch. «Vielleicht hat er ein gutes Argument. Sie haben
meine Arbeiten gesehen. Sie sind kaum originell, nicht wahr?»
    Mr. Pringle bemühte sich, ihn
aufzumuntern. «Vielleicht nicht, abgesehen von dem Bild dort drüben unter dem
Bogen. Aber Sie bringen Geist und Stil in ein Bild. Das können nicht viele.»
    Rupert schwankte und rief: «Ich
habe nur ein — gutes Bild gemalt.»
    «Ein Grund mehr, daß Sie es
unmöglich zerstört haben könnten.»
    Rupert schloß die Augen.
«Wissen Sie was? Als Malcolm fertig war, glaubte ich beinahe, ich hätte es
getan. Ich hätte ein Messer genommen...» Er schüttelte sich. «Zerfetzt in
kleine Stücke.»
    «Es war eine boshafte
Unterstellung.»
    «Nein, nein», sagte Rupert
ermattet. «Bedenken Sie, wie es für ihn ist. Er hat keine Kinder. Jetzt hat er
Christopher verloren. Er erhoffte sich soviel von ihm, wie ich mir von...»
    «Dennoch...»
    «Er will Rache für das, was
geschehen ist. Er verzeiht seinen Feinden nicht, sagte er mir. Ich würde das
auch nicht tun, wenn ich an seiner Stelle wäre. Aber ich bin nicht wie er. Ich
habe nicht die Kraft, nach dem Täter zu suchen. Ich kann einfach nicht mehr.»
Mr. Pringle fand keine tröstenden Worte.
    «Was hat Sie veranlaßt, ihm
Ihren richtigen Namen zu nennen?» fragte er sanft. «Warum denn? Wegen seiner
Beschuldigung?»
    Rupert war verlegen. «Aus
Aberglauben, denke ich. Aus einem Drang zu gestehen.» Er rollte mit den Augen,
parodierte einen Schwarzen. «Zeit für echtes Voo-doo, Mann. Ich verrucht
gewesen — ihnen Lügen erzählen, tun so als ob...»
    «Was um Himmels willen hat das
mit Ihrem Namen zu tun? Das gab ihm nicht das Recht, grausam zu sein.»
    In seinem Halb-und-halb-Ich
empfand Rupert tiefe Traurigkeit. «Vielleicht ist es für Sie zu schwer, es zu
verstehen. Ich wollte wirklich dieser Mensch sein — Rupert Asante. Das war das schwarze
Ich der große Mann. Ich nehme an, das hat mich veranlaßt es ihm zu

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