Ihr Auftritt, Mr. Pringle!
Uhr an
auf Sendung mit einer Unterbrechung in der Mitte...»
Von Montag bis Freitag hatte
die Gesellschaft Themse die Sendekonzession. Von ihrer Genehmigung hing es ab,
ob Bath & Wells landesweit senden konnte. Artemis schloß ihre
Überprüfung ab und blickte auf die Studiouhr. «Es ist jetzt siebzehn Uhr
achtundfünfzig und siebenundfünfzig, achtundfünfzig, neunundfünfzig Sekunden.»
«Stimmt», erwiderte Themse.
«Viel Glück.»
«Eine Minute bis zur Sendung»,
rief Artemis. «Eine Minute.»
«Jeder auf seinen Platz»,
ordnete Christopher an. «Wir schaffen es.» Einem erfahrenen Regisseur hätte das
Team vertraut, aber nicht Christopher Gordon.
«Hilary!» Christophers Stimme
klang jetzt schärfer. Die junge Bildmischerin zuckte nervös zusammen. Sie hatte
ihre Ausbildung erst vor einem Monat beendet und brauchte jede nur mögliche
Hilfe.
«Christopher...» Noch jemand
hatte ein Problem.
«Ich rede! Unterbrich mich
nicht, verdammt noch mal!»
Im Tonstudio schaute der
Tonregisseur auf seinen Tontechniker und zuckte die Achseln. «Gott helfe den
armen Seeleuten an so einem Abend.»
«Hilary, ich fordere vielleicht
Schriftzuschaltungen, Bildzuschaltungen oder so was an, falls das Thema es erfordert.»
Diese technischen Effekte, kurzfristig angefordert, wären sogar für einen
erfahrenen Bildmischer verzwickt.
«Könnten Sie mich rechtzeitig
an weisen, um sie parat zu haben...» flehte Hilary.
«Ich sage es dir jetzt, das
reicht. Falls es Fehler gibt, will ich wissen, warum.» Christopher schnippte
erregt mit den Fingern. «Dieser Laden ist in letzter Zeit immer schlampiger
geworden.»
Im Nebenraum saßen die
Techniker vor ihren Apparaten und murmelten ungläubig: «Hör dir den an!»
«Wer zum Teufel glaubt er, wer
er ist?»
«Malcolms Neffe ist er,
Kumpel.»
«Fünfundvierzig Sekunden.»
Artemis zwang sich zur Ruhe. «Ich fürchte, ich kann nicht genug sehen, um zu
lesen.»
«Wann passiert endlich etwas
mit diesen verfluchten Lampen?» fragte Christopher schrill.
«Gleich.»
Es war Malcolm Gordons Stimme.
In der Dunkelheit wandten sich ihr jene zu, die nicht am Programm beteiligt
waren. Eingequetscht hinter Hilary, versuchte die Chefmaskenbildnerin Thelma
Boot über den Leiter der Requisite und den alten Lomax hinwegzuspähen, aber sie
war nicht groß genug. Zusammengedrängt hinter Christophers Stuhl und vor
Dorothys Tisch waren Jack Kemp, Rupert Asante und Carl. Hinter Artemis standen
in der Türöffnung zum Laufsteg eingezwängt zwei Männer, der eine war ein freier
Producer, der andere, Marko, Chefmonteur und Fahrer. Der Regieraum war voll.
«Ich hoffe, Malcolm hat
gesehen, was geschehen ist», flüsterte Carl. «Glaubst du, die Mädchen werden es
schaffen?»
«Artemis wohl. Hilary könnte
durchdrehen», flüsterte Jack zurück. Der Alkohol hatte ihn beruhigt.
«Was soll’s?» fragte Carl. «Die
sind sowieso alle kurz vorm Durchdrehen.»
«Weil Christopher erstklassige
Scheiße ist.» Jack wollte die Bemerkung eigentlich für sich behalten, aber er
sprach sie versehentlich aus.
«Ruhe!» befahl Dorothy. Rechts
und links neben ihr rutschten Fitz und Charles auf der Redakteursbank
beunruhigt hin und her. Sie hatten noch nie einen schlimmeren Verlauf zu einem
Programm erlebt.
Lichter flammten plötzlich auf,
so daß alle blinzelten. Jemand rief, man solle dämpfen, und Jack fragte heiser,
worauf die Elektrikergewerkschaft diesmal hinauswolle. Freddie Walker, Chef der
Requisite und dem Schalter am nächsten, drehte sie auf Arbeitsstärke zurück.
Niedrige Punktstrahler beleuchteten Hilarys weißes Gesicht, Christopher machte
sich groß und unerreichbar, und Artemis kauerte sich zusammen, um sich
konzentrieren zu können. Die anderen befanden sich im Schatten.
Dorothy stellte ihre kleine
Lampe ein. Der Strahl richtete sich auf die Kopien ihres Skripts.
«Dreißig Sekunden — dreißig
Sekunden.»
Dorothy entdeckte etwas, und
ihr Herz stockte. Sie beugte sich vor, schob einige Körper zur Seite und
flüsterte Artemis zu: «Hat man dir alle Längen gegeben? In Programmpunkt zwei
läuft die Unterlage dreizehn...»
«Jesus! Das hatte ich nicht.»
Der Bleistift der Programmassistentin kritzelte verzweifelt, wobei die Spitze
abbrach. Ohne hinzusehen, griff sie sich aus dem Stapel vor ihr einen anderen
Stift.
Dorothy fluchte innerlich. Sie
hatte Christopher alle Informationen gegeben. Normalerweise verglichen sie und
die Programmassistentin nachher alles miteinander. Wegen des Streits
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