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Ihr Auftritt, Mr. Pringle!

Ihr Auftritt, Mr. Pringle!

Titel: Ihr Auftritt, Mr. Pringle! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Livingston
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waren sie
abgelenkt worden. Der Zorn ließ ihr Herz stärker klopfen. Sie zwang sich,
langsam zu atmen, bemüht, die Kontrolle zu behalten. Jetzt lag alles an ihr.
Sie würde die anderen Zeiten mit Artemis vergleichen, sobald das
Einleitungspaket erst einmal lief. Sie sollten nur, zum Kuckuck, auf Sendung
sein!
    In der Zuschauergalerie hinter
ihnen regte sich etwas. Wer nichts mit dem Programm zu tun hatte, drehte sich
um. Die königlichen Gäste nahmen ihre Plätze ein. Sie waren durch ein
schalldichtes Fenster vom Regieraum getrennt. Rupert schaute ein bestimmtes
Gesicht an. Hatte ihr das Bild gefallen? Er konnte nur nach Fotos arbeiten —
hatte er trotzdem die Persönlichkeit eingefangen? In der Dunkelheit war es
unmöglich, dies festzustellen.
    «Sprechprobe von Vernon»,
forderte der Tonmeister über die Gegensprechanlage. Im Regieraum bewegte sich
jemand. Die eng zusammengepreßte Masse der Körper schwankte gemeinsam.
    Christopher ignorierte die
Forderung des Tonmeisters. «Steh still!» rief er dann aufgeregt. «Vernon, was
ist los mit dir? Du schwitzt wie ein Schwein. Maske, schnell!»
    Der Sprecher, der begonnen
hatte, einige Worte zu lesen, um dem Tonmeister eine Einstellung für seine
Mischblende zu ermöglichen, war völlig geschafft. «Ist dafür noch Zeit?» fragte
er verzweifelt.
    «Selbstverständlich.» Eine
erschreckt aussehende Maskenbildnerin kam ins Blickfeld geeilt und tupfte
Vernons Gesicht ab. Thelma Boot hielt den Atem an.
    «Zwanzig Sekunden — zwanzig...»
Mein Gott, wo sind die Titel? fragte sich Artemis erregt. Ihr Kopf war
plötzlich leer. Sie traute nicht einmal mehr den Papieren, die vor ihr lagen.
Sie unterbrach Christophers nächste Schimpftirade.
    «Sind die Titel auf Maschine
drei?» Sie strengte die Ohren an, um das bestätigende Piepsen des
Tonbandtechnikers hören zu können. Christopher begann zu sprechen, als wolle er
es übertönen, und von hinten rief eine Stimme, die sich nicht länger beherrschen
konnte: «Halt’s Maul!»
    «Fünfzehn. Achtung, Maschine
drei.» Ihnen lief die Zeit davon. Sie waren jetzt auf sich gestellt. Neben
Christopher zitterte Hilary vor Erwartung wie Espenlaub.
    «Auf Sendung in zehn Sekunden.»
    «Weg mit dem Masken-Flittchen
aus dem Blickfeld. Lächle, Vernon. Versuch mal, ein freundliches Gesicht zu
machen.» Der Sprecher sah gräßlich aus. Malcolm Gordon beugte sich vor und
sagte das altehrwürdige «Viel Glück».
    Im Grünen Zimmer schauten Mr.
Pringle, Mrs. Bignall und die anderen auf den Monitor. Dort hatte eine junge
Hausfrau soeben den synthetischen Geruch ihrer Reinigungsflüssigkeit entdeckt
und geriet darüber in pure Ekstase.
    «Sieben, sechs, Maschine drei
ab...» Und alle Lichter gingen aus, im Studio, in der Zuschauergalerie, im
Regieraum, überall.
    In der Zuschauergalerie dachten
die Sicherheitsbeamten sofort an die IRA. Einer warf sich vor die Tür, der
zweite zog eine Schußwaffe. Im Regieraum dachte jemand an Mord. Die Körpermasse
wogte vor und zurück.
    Unter den speziell eingeladenen
Studiogästen war besorgtes Flüstern zu vernehmen. Ihnen hatte man vorher nichts
darüber gesagt. Aber nach achtzehn Jahren Fernsehen machte Artemis unerbittlich
weiter. Die Titel rollten ab. Vorausgesetzt, Hilary würde auf den richtigen
Knopf drücken, würde Bath & Wells auf Sendung gehen.
    «Vier...»
    «Verdammte Gewerkschaft!»
    «Drei...»
    «Festhalten...» Dorothys Tisch
kippte um. Jemand rief: «Nein, nein!»
    «Zwei...»
    «Technik!»
    «Auf Sendung!» brüllte Artemis.
«Zehn Sekunden für Titel, dann Vernon...»
    «Ich kann das verdammte Telefon
nicht finden.»
    «Nichts übereilen!» Artemis
verlor nun doch beinahe die Fassung.
    Im Grünen Zimmer löste sich auf
dem Monitor der Regenbogenwirbel in das Symbol von Bath & Wells, eine
Sänfte, auf. Es folgte ein Arpeggio auf einem Cembalo, und die Sänfte zerfloß
in die goldenen Buchstaben B & W TV. Mrs. Bignall stieß Mr. Pringle
an. Ist das aufregend!
    Artemis spürte etwas Feuchtes
auf ihrer Hand, aber ihre ganze Aufmerksamkeit galt dem Monitor. Falls Gott sie
dieses Geschick überstehen ließ, würde sie seinen Namen nie mehr mißbrauchen.
Ebenso plötzlich gingen dann die Lampen wieder an. Techniker bemühten sich, die
Wirkung des hellen Scheins auf die weitgeöffneten Kamerablenden zu
kontrollieren. In der Zuschauergalerie steckte der Sicherheitsbeamte seine
Waffe weg. Um Artemis, Christopher und Hilary herum hörte sofort das Geschiebe
und Gedränge der Körper

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