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Ihr Kriegt Mich Nicht!

Ihr Kriegt Mich Nicht!

Titel: Ihr Kriegt Mich Nicht! Kostenlos Bücher Online Lesen
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aufgemacht«, sagte Mik.
    Sie sammelten die Holzscheite ein und brachten das Feuer wieder zum Flackern. Pi ärgerte sich.
    »Prima, Oskar, jetzt haben wir nur noch Erbsen.«
    Oskar antwortete nicht, er lief auf der Suche nach Fleischbällchen am Ufer entlang und durch den Wald. Als er welche fand, freute er sich.
     
    Mik erwachte mit einem Ruck und setzte sich auf. Das Zelt war feucht vom Tau, es war immer noch Nacht. Sein Körper war schweißgebadet. Ein Albtraum hatte ihn aufgeschreckt. Ein Monster mit einem grauenhaften Schrei, das jeden einzelnen Knochen im Körper wie Glas zersplitterte. Nur ein Traum, nur ein Traum. Er spürte, wie die Ruhe wiederkam. Sein Herz schlug langsamer. Er atmete tief ein und legte sich wieder hin.
    Da drang ein Schrei aus dem Wald. Ganz in der Nähe. Ein lang gezogener, hohler Schrei. Gänsehaut überzog Miks Arme, Bauch, Rücken und Beine. Seine Nackenhaare sträubten sich. Der Schrei ertönte noch einmal. Traf wie ein Eiszapfen mitten ins Herz. Er stieß Pi an. Sie murmelte: »Was ist? Ich will schlafen.«
    »Da draußen schreit irgendwas. Im Wald ist was.«
    »Im Wald gibt’s alles Mögliche«, sagte Pi, vergrub sich in ihren Schlafsack und drückte das Kissen an sich.
    Der Schrei ertönte wieder. Pi starrte Mik mit weit aufgerissenen, kugelrunden Augen an. Über dem Zelt ließen sich schwere Flügelschläge vernehmen, die sich nach und nach flussaufwärts entfernten.
    »Bloß ein Vogel«, sagte Pi, drehte sich um und schob ihr Kissen zurecht.
    »Ein großer Vogel?«, fragte Mik.
    »Ja«, sagte Pi. »Bloß ein großer Vogel. Ein Raubvogel.«
    »Bestimmt?«
    »Ja«, sagte sie gereizt. »Schlaf jetzt!«
    Wie groß?, wollte er fragen. Aber er hielt den Mund und lag wach, bis die Sonne durch die Zeltplane brannte.
DIE KARMASCHLANGE
    Das Rauschen der Borgstromschnellen schwoll an und wurde immer lauter. Alles, was auf dem Floß lose war, wurde festgezurrt. Pi war der Boss. Sie hielt sich am Mast fest, erteilte Befehle und versprach, dass alles gut gehen würde, sie würden das schaffen. Alle bissen die Zähne zusammen und spannten die Muskeln an.
    Sie fuhren über die Schwelle, und das wilde, schäumende Wasser packte das Floß mit einem Riesengriff, schleuderte es umher, ließ es tanzen und taumeln. Pi schrie, aber niemand hörte, was sie sagte. Die Stricke rissen knallend ab, einer nach dem andern. Ufer und Wald rasten vorbei. Die vier hielten sich fest, klammerten sich mitten in einem Sturm aus kochendem Wasser an das Floß. Das Zelt wurde losgerissen und davongetragen. Die locker gewordenen Stämme schlugen knirschend aneinander.Mik wurde fast über Bord gespült und klemmte sich dabei die Hand ein. Das Wasser presste sich in Ohren und Münder, riss und zerrte an den Körpern. Plötzlich knickte der Mast um, und Pi blieb an einem Strick hängen. Das Floß prallte gegen einen Felsblock, rotierte und trieb dann kreisend in ruhiges Gewässer.
    Keiner fehlte, doch die Blicke, die sie sich zuwarfen, waren voller Entsetzen. Oskar übergab sich. Das Floß war blank gespült. Nichts war übrig geblieben. Die Stämme hingen lose auf und ab schwappend noch halbwegs aneinander. Diesmal jubelte niemand. Niemand tanzte Indianertänze. Die Streichhölzer waren nass. Wie durch ein Wunder hatte die Erbsendose alles unbeschadet überstanden, nur das Etikett hatte sich abgelöst.
    »Dürfen wir jetzt nach Hause?«, fragte Oskar. »Sind wir jetzt lang genug ausgerissen?«
    Niemand antwortete. Alle wussten, dass der Weg nach Hause sehr weit war, meilenweit durch unwegsamen Wald.
    Sie zogen das Floß an Land und begannen, die Stricke miteinander zu verknoten und die Stämme festzuzurren. Unterhalb der Stromschnellen fanden sie zwei Paddel, die in einem Wasserstau umherkreisten, von der übrigen Ausrüstung jedoch nichts mehr. Das Floß wurde klapprig, sie hätten noch mehr Stricke gebraucht.
    »Aber es hat gehalten«, sagte Pi. »Ich hab doch gesagt, dass das Floß halten wird. Oder? Ich hab recht gehabt.«
    Niemand antwortete.
     
    Im Laufe des restlichen Tages blieb der Fluss ruhig. Sie paddelten und stakten voran. Ein kühler Wind zog durch das Flusstal herauf, und die Sonne versteckte sich hinter Wolken. Die Kleider wollten nicht trocknen. Der Hunger krallte sich inihre Mägen. Unter einer Tanne schlugen sie ihr Nachtlager auf. Bereiteten eine Schlafstelle aus Tannenreisig und Moos und errichteten mit Tannenzweigen eine Art Hütte. Mik glaubte etwas im Wind zu hören, ein dumpfes Dröhnen, wie von

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