Ihr letzter Tanz
„Tut mir Leid, wenn ich das jetzt so frage, aber … die Sache mit Ben Trudeau ist wirklich vorbei?“
Shannon blickte gereizt. „Schon seit Jahren. Ich kann gar nicht glauben, dass irgendjemand überhaupt darauf zu sprechen kommen musste.“
„Nach allem, was ich gehört habe, ist er ein ziemlicher Fiesling. Warum arbeitet er noch für Sie?“
„Er ist gut, das ist alles“, sagte sie schulterzuckend. „Ich hasse Ben nicht.“
„Haben Sie Lara gehasst?“
Sie lachte amüsiert auf. „Das wäre in etwa so, als würde man eine Biene hassen, nur weil sie einen Stachel hat. Ich habe sie nie besonders gemocht. Wir haben nichts gemeinsam unternommen, wir waren nie zusammen zum Essen oder zum Einkaufen. Ihr Talent habe ich dagegen bewundert. Ben tat mir sogar Leid, als sie mit ihm Schluss machte.“ Sekundenlang zögerte sie. „Ben ist ein wirklich guter Tänzer. Die ersten Probleme zwischen den beiden betrafen ihren Beruf. Ben ärgerte sich immer wieder über die Art, wie sie zusammenarbeiteten – entweder ging es nach ihren Vorstellungen oder es ging überhaupt nicht. Das übertrug sich nach einer Weile auch auf ihre Ehe, und dann verließ sie ihn. Jim Burke war für Lara der ideale Partner. Er ließ ihr das Sagen … na ja, Sie wissen, dass der Mann beim Tanz zwar führt, aber er ließ sie immer bestimmen, wo es langging. Deshalb kamen sie auch so gut miteinander aus.“
„Sie sind doch bestimmt wütend gewesen, als er Sie damals einfach so sitzen ließ – und das alles nur, weil Sie sich den Knöchel gebrochen hatten.“
„Ich war zu jung, um wirklich wütend zu sein. Ich war zu naiv. Er war bereits weg, ehe ich überhaupt begriff, was los war. Aber das ist wirklich eine Ewigkeit her. Ben machte es mir damit möglich, mein Leben so zu führen, wie es mir am liebsten ist. Er brachte mich ins
Moonlight Sonata
, wo ich zu arbeiten anfing. Heute bin ich die Managerin des Studios. Und ich werde es übernehmen, wenn Gordon sich irgendwann einmal entschließen sollte, in den Ruhestand zu gehen.“ Sie grinste ihn an. „Und nun arbeitet Ben für mich. Witzig, nicht wahr? So, und jetzt sind Sie an der Reihe. Was ist mit Ihrem Liebesleben?“
„Sie verließ mich“, sagte Quinn.
„Warum?“
„Ich war ein Workaholic.“
„Das scheint jetzt aber nicht mehr der Fall zu sein. Man könnte sogar meinen, dass Sie Freizeit im Überfluss haben.“
Er nahm einen tiefen Schluck aus seiner Flasche. „Das ist nicht immer so“, erwiderte er, mied aber ihren Blick. „Im Moment ist es in den Keys noch ziemlich ruhig. So richtig geht es erst los, wenn der Winter unmittelbar vor der Tür steht. Dann flüchten sich alle Schneehasser in den Süden.“
„Oh ja, klar.“ Sie sah ihn eindringlich an. „Waren Sie verbittert?“
„Verbittert?“
„Weil sie Sie verließ.“
Er betrachtete nachdenklich seine Bierflasche. „Nein … sie hatte jedes Recht, mich zu verlassen.“
„So? Wieso denn das?“
„Ich ließ mich von zu vielen Dingen ablenken. Ich kann in manchen Dingen eine richtige Besessenheit entwickeln.“
„Ein besessener Workaholic“, sagte sie leise und sah ihn nachdenklich an. „Und trotzdem sitzen Sie hier und vertrödeln Ihre Zeit mit einem dummen Weib, das wegen einer Katze im Hinterhof gleich in Panik ausbricht.“
Er lächelte sie an und strich ihr ganz vorsichtig und sanft eine Haarsträhne aus dem Gesicht. „Ich wüsste nicht, wo ich im Moment lieber wäre – und neben wem ich lieber sitzen würde.“ Seine Worte verblüfften ihn selbst, weil sie so selbstverständlich über seine Lippen kamen. Es war nicht einfach nur ihre Schönheit oder ihr atemberaubendes Dekolleté, es war nicht bloß ihr seidenweiches Haar, auch nicht die Erregung, die sie in ihm weckte. Er begehrte sie, daran gab es keinen Zweifel. Doch zugleich wollte er sich auch schützend vor sie stellen und alles abwenden, was ihr hätte schaden können.
Besessen …, dachte er. Oh, es würde leicht sein, von Shannon besessen zu sein.
Ihr Blick hielt seinem weiterhin stand, und es schien, als würde sie kaum atmen. Sie fuhr mit der Zunge über ihre Lippen, und für einen Moment konnte er ihre perfekten weißen Zähne sehen.
„Wow“, sagte sie leise und versuchte, amüsiert zu klingen. „Das war ein nettes Kompliment. Oder eine verdammt gute Anmache.“
„Soll ich wieder auf Distanz gehen?“
„Ich weiß nicht.“ Ihre Worte klangen ehrlich, doch dann schien sie sich wieder im Griff zu haben. „Ich … ähm, also
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