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Ihr liebt sie nicht: Psychothriller (German Edition)

Ihr liebt sie nicht: Psychothriller (German Edition)

Titel: Ihr liebt sie nicht: Psychothriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Belinda Bauer
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Fehler, sich nach Fallschirmen zu erkundigen, und alle lachten so sehr, dass er so tun musste, als sei das ein Witz gewesen.
    Er war ja kein Experte auf dem Gebiet der Aerodynamik, doch als er auf den Hubschrauber zuging, fand er, dass der aussah, als wäre er zu groß für seinen Rotor und als sei es höchst unwahrscheinlich, dass er abheben würde. Je näher er kam, desto beklommener wurde ihm zumute. Der Lack um die Tür herum war ganz zerkratzt, als wäre auf einem Parkplatz jemand dagegengefahren; die Kunststoffsitze waren gesprungen und hier und da aufgerissen. Der Boden war schmutzig und zweckmäßig; Holzlatten waren darauf festgeschraubt, um Halt zu geben – wie der Lattenrost in der Umkleidekabine der alten staatlichen Schule, auf die er als Kind geschickt worden war. Das Letzte. Er konnte nicht umhin zu glauben, dass er mehr Vertrauen zu dem Hubschrauber gehabt hätte, wäre dieser nur mit Teppich ausgelegt gewesen wie ein Flugzeug. Reynolds schätzte es nicht, das Innenleben der Dinge zu sehen. Das machte ihm zu bewusst, wie viel es gab, was schiefgehen konnte.
    Sein Anschnallgurt war ausgefranst.
    Er hätte Rice schicken sollen. Zu spät.
    Vom Boden abzuheben war, als stiege man eine Strickleiter hinauf – ein schwindelndes, schwankendes Emporklimmen. Lee und der Pilot, dessen Namen er nicht verstanden hatte, saßen vorn. Er saß hinter ihnen, zusammen mit einem fröhlichen, übergewichtigen Offizier, der als Tuckshop vorgestellt worden war. Reynolds saß so nahe wie möglich an der Tür, damit der Helikopter sich nicht nach einer Seite neigte.
    Kaum hatten sie das große H verlassen, da waren sie schon über dem Exmoor – die ordentlichen Felder und Spielzeugdörfer machten braunen Flächen und gelben und violetten Tupfen aus Ginster und Heidekraut Platz.
    Sie flogen über Ponys hinweg, die gar nicht aufblickten, und über Hirsche, die auseinanderstoben. Reynolds schaute zwischen den Sitzen hindurch auf den Wärmekamerabildschirm und sah, wie ein kleines Rudel zu einer Fontäne aus leuchtenden Punkten zerbarst wie ein wild gewordenes Computerspiel.
    Die drei anderen Männer brüllten sich an und lachten, doch Reynolds verstand kein Wort von dem, was sie sagten. Wenn sie ihn beim Lachen ansahen, lächelte er einfach und nickte und hoffte, dass sie ihn nicht gerade als Wichser bezeichneten. Er schien der Einzige zu sein, der das hier ernst nahm. Kein Wunder, dass sie bei ihren bisherigen Einsätzen nichts gefunden hatten.
    Natürlich könnten die Kinder weit fortgeschafft worden sein. Sie könnten tot sein. Doch wenn sie sich nicht auf dem Exmoor befanden, gab es keinerlei Hinweise darauf, wo sie waren. Das Moor war ihre einzige Spur, und es war auf triste Weise logisch, es immer wieder abzusuchen.
    Jetzt konnte Reynolds vor ihnen auf einem Hügel eine kleine Ansammlung zweckmäßiger grauer Gebäude ausmachen. Er zog seine Landkarte zurate, konnte jedoch nicht erkennen, was er da vor sich hatte, bis Tuckshop einen Finger mit abgekautem Nagel auf die Karte rammte und mit voller Lautstärke »Hundezwinger vom Jagdverein!« brüllte.
    Reynolds nickte. Er musste an Jonas Holly und seine Hundetheorie denken.
    Der Huntsman kam zurück.
    Jonas ließ es geschehen. Er war doch so klein, was sollte er denn tun? Er hielt die Augen geschlossen und roch diesen Geruch und merkte, wie ihm übel und schwummerig wurde.
    »Auf.« Die Stimme hatte das Kommando, und Jonas versuchte zu gehorchen, doch die Kette zerrte ihn zurück, und er sackte gegen den Zaun. Seine langen Beine klemmten eingeknickt unter ihm wie die eines Kitzes.
    »Auf!«
    Er versuchte es noch einmal. Das Geräusch des Hubschraubers war jetzt lauter.
    »Auf!« Der Huntsman packte die Kette und zog.
    Jonas stolperte aus der Geborgenheit des Zwingers.
    Die Fahrt auf dem Karren war kurz. Dann ging die Sonne auf seinem Rücken aus, und die Kälte kam so plötzlich, dass er die Augen öffnete und Schwärze vor sich sah.
    »Bleib.«
    Er blieb. Das Geräusch von Ketten und Metall war zu hören und das Ächzen des Huntsmans, der etwas Schweres vom Fleck bewegte. Das Quietschen von etwas Ungeöltem. Jonas war sich nicht sicher, ob seine Augen offen oder geschlossen waren, dann jedoch machte er allmählich Umrisse in der Finsternis aus. Lange, bleiche Gestalten, die sanft schwankten.
    Er wurde vom Karren gezerrt und fiel auf die Knie. Starke Finger banden ihm die Hände vor dem Körper zusammen, und ein Tuch, das nach Schmutz schmeckte, wurde ihm um den Mund

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