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Ihr liebt sie nicht: Psychothriller (German Edition)

Ihr liebt sie nicht: Psychothriller (German Edition)

Titel: Ihr liebt sie nicht: Psychothriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Belinda Bauer
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Wohnzimmer.
    Im staubigen Tageslicht starrte sie das Foto von Lucy Holly an – auch sie blinzelte in die Sonne; auch sie war ahnungslos. Rice fragte sich, ob sie oder Jonas die Blumen gepflanzt hatten, die jetzt im Garten blühten, ohne dass einer der beiden hier war, um es zu erleben.
    Die Uhr war um 7:39 Uhr stehen geblieben wie zuvor, in der blauen Vase standen noch immer keine Blumen.
    Der Brieföffner war weg.
    Rice furchte die Stirn und sah sich im Zimmer um. Sie ging zurück in die Küche und sah unter der Post und unter der Wäsche nach. Die zerfetzten Ränder der wenigen offenen Umschläge verrieten, dass sie nicht mit einem Brieföffner aufgeschlitzt worden waren.
    »Wonach suchen Sie denn?«, fragte Mrs Paddon schon wieder. Rice fragte sich, ob sie ein bisschen senil war. Alt genug war sie ja.
    »Auf dem Kaminsims lag ein Brieföffner.«
    »Ach. Von dem weiß ich nichts.«
    Rice auch nicht. Doch die Tatsache, dass er plötzlich verschwunden war, schien plötzlich von Bedeutung zu sein.
    Sie erinnerte sich daran, wie kalt er sich in ihrer Hand angefühlt hatte, während Jonas dasaß und nicht trank, sondern sie nur beobachtete, den Brieföffner beobachtete. Die bräunlichen Sprenkel, die sich unter ihrem kratzenden Fingernagel gelöst hatten.
    So wie altes Blut es möglicherweise täte.
    Elizabeth Rice fühlte, wie Panik in ihre Brust zuckte. Hatte sie den alles entscheidenden Beweis in den Händen gehalten? Hatte sie etwas übersehen, was ihr hätte auffallen müssen, weil sie daran gedacht hatte, Jonas Holly zu vögeln?
    Er hatte genau hier gelegen.
    Sie beugte sich vor, um das Kaminsims aus nächster Nähe zu studieren – überzeugt, dass die bräunlichen Krümel noch immer da sein würden. Dann würde sie es ganz sicher wissen.
    Da war nichts. Langsam strich sie mit der Kuppe des Zeigefingers über das hölzerne Sims und betrachtete sie dann. Nichts. Hier, in diesem grauen Zimmer, war einzig und allein dieses Sims abgestaubt worden.
    Ein Stich des Argwohns. Es war die Art und Weise, wie er es gesagt hat.
    Rice ging nach oben und durchsuchte systematisch jedes Zimmer, während Mrs Paddon ihr schweigend zusah.
    Der Brieföffner war nirgends zu finden.
    Um sechs Uhr stand die Rattenfänger-Story in sämtlichen Nachrichtenbulletins wieder an erster Stelle. Jede einzelne Nachrichtenagentur setzte sich rücksichtslos über DI Reynolds’ behutsam gewählte Formulierung von wegen »von den Ermittlungen ausgeschlossen werden« hinweg und berichtete, dass Police Constable Jonas Holly der Hauptverdächtige sei.
    Zum ersten Mal dachte Elizabeth Rice, dass das möglicherweise wahr sein könnte.
    Em hörte es im Radio und brach in Tränen aus.
    Mr Holly war der Rattenfänger.
    Genau der Mr Holly, dem Steven mit solchem Misstrauen begegnet war und den sie unbedingt in den Wald hatte mitnehmen wollen. Derselbe Mr Holly, der wahrscheinlich seine Frau und Charlie Peach umgebracht hatte. Und der vielleicht gerade jetzt, in diesem Moment, im Begriff war, Steven zu töten, während sie hier stand, den Hufkratzer in der Hand, und Skip an ihren Taschen nach den Pfefferminzbonbons schnoberte, von denen er ganz genau wusste, dass dort immer welche waren.
    59
    Zu seiner großen Überraschung hatte Teddy Charlie vermisst. Besonders sein Singen. Jetzt machte Schweigen die Busfahrten langweilig. Oder das Schweigen wurde durch Dean Peacemans sinnloses Geschwätz von Cowboys und Chamäleons und der Chinesischen Mauer gestört. Dean Peaceman machte Teddy wahnsinnig. Nicht nur, weil er totale Scheiße laberte, sondern weil jede Silbe dieser totalen Scheiße mit absoluter Vollendung artikuliert wurde. Dean Peaceman – ein Vierzehnjähriger, der vor Kurzem von Cheshire nach Simonsbath gezogen war – hatte nur Schwachsinn im Kopf und das nötige Mundwerk, um dies unter Beweis zu stellen, während Teddy den Kopf voller Wunder hatte, die sich in Babylallen verwandelten, sobald er sie über seine Lippen kommen ließ. Als verbrächte er sein Leben in einem Kinderwagen und nicht im Rollstuhl.
    Teddy gab sich solche Mühe. Kein Tag verging, an dem er nicht irgendeinen zusammenhängenden, wichtigen Gedankengang dachte und sich dann vorstellte, wie er ihn vollendet ausgeformt von seinem Gehirn in seinen Mund geleitete. Er stellte sich vor, wie er ihn an der Hand hielt, während er ihn hinter den Halbkugeln seiner Augäpfel abwärtsführte, vorbei an den verrotzten schwarzen Ovalen seiner Nasenhöhlen und an den Hautfalten seines Gaumens zu

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