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Ihr liebt sie nicht: Psychothriller (German Edition)

Ihr liebt sie nicht: Psychothriller (German Edition)

Titel: Ihr liebt sie nicht: Psychothriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Belinda Bauer
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gegen die Schläfe getippt. »Du bist bloß paranoid, weil du mal fast ermordet worden wärst und so. Da musst du mal drüber wegkommen, Alter. Lalos Tante sagt, Mr Holly hat voll krasse Narben. Ich wollte, ich hätte krasse Narben. Echt cool.«
    Für alle war Jonas Holly ein Held, außer für Steven Lamb.
    Er seufzte. Er sollte wirklich versuchen, es gut sein zu lassen. Oder wenigstens nicht darüber reden. Es war Vergangenheit, und wenn Steven es drauf angelegt hätte, in seiner Vergangenheit zu leben, wäre er nie in der Lage gewesen, sich an seiner Zukunft zu freuen, daher war er ein Meister im Hinter-sich-Lassen geworden. Oft stellte er sich vor, er mache Schwimmzüge – schaufele handvollweise Schlimmes hinter sich, so dass er die Gestade eines viel besseren Lebens erreichen konnte. Darin hatte er viel Übung, und inzwischen war er ziemlich gut geworden. Sein Leben war wirklich besser, und er hatte es so gemacht. Wenn Steven daran dachte, wärmte eine kleine Glücksflamme sein Innerstes und erhellte den Weg für ihn.
    Doch das hieß trotzdem nicht, dass er es über sich brachte, einen Mörder mit dem Bugle zu beliefern.
    Steven sah, wie die Cottages näher kamen. Rose Cottage und Honeysuckle Cottage – die Namen standen auf dem jeweiligen hölzernen Gartentor – waren fast hinter den hohen Hecken verborgen, die die Straße säumten. Eigentlich konnte man von der Straße nur die obersten Fenster und die Dächer sehen, doch wenn er an den Gartentoren vorbeikam, bot sich Steven kurz der Blick auf den kleinen Vorgarten des Rose Cottage, der, früher so gepflegt, inzwischen gegen das Unkraut ums Überleben kämpfte. Mrs Holly hatte früher immer den Garten gemacht, obwohl sie krank gewesen war. In dem Sommer vor ihrem Tod war Steven einmal gerade rechtzeitig mit der Zeitung gekommen, um ihr zu helfen, einen Riesenhaufen Grünzeug mit der Schubkarre zum Komposthaufen hinter dem Haus zu fahren. Sie hatte die Namen sämtlicher Pflanzen gekannt, und er hatte ihr von dem Gemüsebeet erzählt, das er mit Onkel Jude angelegt hatte. Von seinen Karotten und Bohnen – und dass sogar Davey inzwischen Salat aß, wo er doch jetzt aus ihrem eigenen Kopfsalat und ihren eigenen Tomaten gemacht war und aus kleinen jungen Kartoffeln, die mehr wie nussige Sahne schmeckten als wie gewöhnliche alte Erdäpfel.
    Mr Holly kam überhaupt nicht mehr nach draußen. Falls doch, so hatte Steven es nicht erlebt, und dafür war er dankbar. Das bedeutete, dass er nicht allzu viel über ihn nachdenken musste. Näher als den Bugle einmal die Woche bei Mrs Paddon abzugeben, wollte Steven Mr Holly nie wieder kommen.
    Sein flüchtiger Blick in die Gärten war vorbei, und er ging mit gesenktem Kopf weiter, bis er fand, er sei weit genug weg, um das Skateboard wieder hinzustellen und sich den Hügel hinaufzuschieben.
    Old Barn Farm lag gerade mal hundert Meter hinter dem Eingang zur Springer Farm – oder zu dem, was von der Springer Farm noch übrig war. Stevens Mutter hatte ihm und Davey verboten, dort hinzugehen, seit die Farm abgebrannt war. Sie meinte, Wände könnten über ihnen zusammenbrechen, jeden Moment könnten Balken herunterfallen oder verkohlte Dielen unter ihren Füßen nachgeben. Steven war sowieso nie auf der Springer Farm gewesen, doch er hatte den Verdacht, dass Davey hin und wieder zum Spielen dorthin ging, nachdem seine Mutter diesen Ort so aufregend hatte erscheinen lassen.
    Die Old Barn Farm hatte ein neues Tor, passend zu den neuen Bewohnern. Ein großes schwarzes Eisentor, dessen Flügel nicht aufgingen, als Steven dagegendrückte. Einen Augenblick lang stand er unentschlossen da. Das Tor war so neu, dass der Mörtel in den Ziegelpfosten noch das Brombeergestrüpp daneben sprenkelte. Er fragte sich, wie weit das Haus wohl die Einfahrt hinunter lag – ob es sich lohnte, dieses Abo zu krie gen, wenn er sich dann jede Woche mit dem Tor herumärgern und danach einen Kilometer laufen musste. Oder jeden Tag, wenn er die Leute überreden konnte, die Western Morning Mail zu abonnieren.
    »Hallo.«
    Steven drehte sich nach der Stimme um und bemerkte eine blanke Gegensprechanlage, die in den Torpfosten eingebaut war. Eine Gegensprechanlage! In Shipcott! Auf einem Knopf stand »Sprechen«, also drückte er darauf und kam sich vor wie 007.
    »Hallo. Äähm, ich wollte wissen … Ich wollte wissen, ob Sie vielleicht eine Zeitung zugestellt bekommen möchten.« Er ließ den Knopf los, dann drückte er ihn unbeholfen wieder und fügte

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