Ihr stolzer Sklave
begehren, doch er würde mich nie mitnehmen. Es gibt keine Zukunft für uns.“ Sie sah Deena wieder an. „Werden seine Wunden noch vor Beltaine heilen?“ Die Frau zuckte mit den Schultern. „Wenn er nicht am Fieber stirbt, wird es ihm gut genug gehen, um aufzubrechen. Es wäre trotzdem gefährlich für ihn, schon so früh zu reisen.“
Iseult trank ihren Tee aus und erhob sich. „Ich muss zurück zu Muirnes Hütte. Lass mich wissen, wenn sich irgendetwas verändert. Ansonsten komme ich morgen früh wieder.“ Sie umarmte die ältere Frau.
„Du solltest Kieran von deinen Gefühlen für ihn erzählen, Iseult.“
„Ich kann nicht.“ Sie nahm den brat in die Hände, um ihn sich über den Kopf zu legen. „Weil ich nicht weiß, was ich empfinde.“
„Du bist in ihn verliebt.“ Deena drückte ihre Hand. „Und er verdient es, dies zu wissen.“
Iseult verspürte ein heftiges Brennen in den Augen. Sie schüttelte den Kopf. „Es würde nichts ändern.“
„Es könnte alles ändern.“
14. KAPITEL
Der Tod hatte ihn nicht mit sich genommen. Stattdessen hatte er Kieran mit solchen Schmerzen zurückgelassen, wie er sie noch nie erfahren hatte.
Selbst nach zwei Wochen ging es ihm immer noch nicht gut genug, dass er Lismanagh hätte verlassen können. Wenn Davin ihm auch die Freiheit versprochen hatte, seine Wunden hielten ihn hier gefangen.
Deena hatte ihn zurück in die Hütte des Holzschnitzers gebracht. Jetzt besuchte sie ihn jeden Tag und untersuchte ihn mit einer Gründlichkeit, als wäre ihr Leben von seinem abhängig. Sie schmierte eine übel riechende Mixtur auf seine Wunden, und einigermaßen hatte er es geschafft, sich langsam zu erholen.
Doch Iseult war nicht mehr gekommen. Seit jener Nacht. Er war froh, dass sie auf ihn gehört hatte, auch wenn ihn der Verlust ihrer Gegenwart schmerzte. Er musste wissen, dass sie in Sicherheit war und dass jemand sie in Not beschützen würde. Besonders, da dieser Jemand niemals er selbst sein konnte.
Auch wenn Deena ihn aufgefordert hatte, sich auszuruhen, mochte er nicht untätig herumsitzen. Er schärfte sein Werkzeug und begann erneut seine Arbeit an der Brauttruhe. Während ein Tag nach dem anderen verging, schnitzte er eine ineinander verschlungene Verzierung, die beides vereinte, irische wie auch alte nordische Muster. Da er zum Reisen noch zu schwach war, wollte er die Schnitzerei an der Truhe so weit wie möglich vollenden, bevor er aufbrach.
Und jedes Mal, wenn Iseult die Truhe sah, würde sie sich an ihn erinnern.
Nachts verbrachte er Stunden damit, das Stück Eibe zu bearbeiten, das er damals mitgenommen hatte, bevor Iseult und er von den drei Reitern überfallen wurden. Auch wenn die Schnitzerei nicht so reich an Details war wie das Abbild von Iseult, so beschäftigte dieses Tun doch seine Hände. Es schmerzte ihn, zu sehen, wie ihr Gesicht auf eigenartige Weise langsam aus dem Holz auftauchte, denn es weckte Erinnerungen, die er seit etlichen Monden verdrängte.
Ein Schatten verdunkelte seine Tür, und Kierans Herz schlug schneller beim Anblick von Iseult. Sie trug ein fast weißes Gewand mit einem cremefarbenen Oberkleid, darauf waren mit winzigen Stichen rosafarbene Blumen gestickt.
„Warum bist du hier?“ Erschrocken über ihr Erscheinen ließ er den Spatel sinken.
„Weil ich nicht länger fernbleiben konnte.“ Sie trat hinter ihn und legte ihm sanft die Hände auf die Schultern. Die Berührung war wie ein Kuss und weckte in Kieran Gewissensbisse.
Gott, sie trieb ihn noch in den Wahnsinn! Wäre sie sein, würde er sie jetzt auf den Schoß ziehen und voll Leidenschaft ihren süßen Mund küssen. Und obwohl draußen heller Tag war, würde er die Tür schließen. Iseult läge auf seinem Lager, und er würde es genießen, mit ihr allein zu sein.
Stattdessen griff er nach ihren Händen und nahm sie sanft von seinen Schultern. „Du bist Davin versprochen.“ Die Mahnung war nicht nur an sie gerichtet, sondern auch an ihn selbst.
„Nur so lange, bis du geheilt bist.“
Er hörte den frohen Ton in ihrer Stimme. Und obwohl er in ihm das Bedürfnis weckte, sie in die Arme zu nehmen und an sich zu ziehen, kündete er doch nur von einem Traum, der nie Wirklichkeit werden konnte.
Er war ein Sklave, ein Mann ohne Heim. Ein Mann, der nichts besaß, das er geben konnte.
„Iseult …“
„Nicht.“ Unter Tränen lächelte sie ihn tapfer an. „Ich weiß, was
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