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Ihr unschuldiges Herz: Kriminalroman (German Edition)

Ihr unschuldiges Herz: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Ihr unschuldiges Herz: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Hagen
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Jahr.
    » Hm«, machte Gebert. » Wenn ich das richtig sehe, bedeutet das, durch den Tod Ihrer Frau erben Sie als ihr Ehemann eine ziemlich beträchtliche Summe.«
    Heiko Reichard nickte. » Und noch einmal mehr als doppelt so viel durch die Lebensversicherung.«
    » Das ist ein sehr starkes Motiv«, stellte Gebert nüchtern fest. Inga Jäger konnte aber dennoch erkennen, dass ihm der Verdächtige in zunehmendem Maße unsympathischer wurde.
    » Ja«, sagte Heiko Reichard resigniert, » das ist es.«
    » Haben Sie Ihre Frau getötet?«, fragte Inga Jäger jetzt ganz ohne Umschweife.
    » Es sieht wohl so aus«, antwortete Heiko Reichard– und brach unvermittelt in Tränen aus.
    » Haben Sie oder haben Sie nicht?«, insistierte Gebert ohne eine Spur von Mitgefühl.
    Doch Heiko Reichard war nicht zu einer Antwort fähig. Das heftige Weinen schüttelte ihn am ganzen Körper, und sosehr er versuchte, mit seinen nassen Augen Gebert oder Inga Jäger anzuschauen, es gelang ihm einfach nicht.
    Inga Jäger sah, wie Gebert genervt tief Luft holte, und bremste ihn mit einem unauffälligen Stirnrunzeln gerade noch rechtzeitig. Sie wusste, dass viele Menschen, besonders Männer, eher aggressiv als mitleidig auf das Weinen anderer Männer reagierten. Das war nach dem aktuellen Stand der Verhaltensforschung ein evolutionär bedingter Beißreflex, um die vermeintlich Schwächsten aus dem Rudel auszusortieren. Es war erschreckend, zu wissen, dass solche Systeme auch noch heutzutage trotz aller Zivilisation und Ratio so zuverlässig funktionierten. Aber sie durfte auch die Möglichkeit nicht außer Acht lassen, dass diese Schwäche vielleicht nur gespielt und Reichard trotz ihrer ganz persönlichen Zweifel in Wahrheit doch ein brutaler Killer war, der seine eigene Frau auf dem Gewissen hatte.
    » Kommissar Gebert muss das fragen«, sagte sie in sanftem Ton erklärend zu Reichard. » Sie selbst haben uns dazu aufgefordert, Sie festzunehmen. Wir müssen davon ausgehen, das bedeutet, dass Sie Ihre Gattin ermordet haben.«
    Er sah sie verloren an, bemühte sich aber dann, wieder ruhiger zu atmen, und wischte sich mit den Rücken der gefesselten Hände die Tränen aus den Augen und von den Wangen.
    » Das bedeutet«, antwortete er ihr mit schwacher Stimme, » dass man mich auf jeden Fall für den Mörder halten und sich überhaupt keine Mühe geben wird, den echten zu finden.«
    Inga Jäger war irritiert von dieser seltsamen Haltung. » Wieso glauben Sie das?«
    » Weil alle Indizien dafür sprechen werden, dass ich meine Frau ermordet habe.«
    » Welche Indizien?«
    » Das Geld, die Scheidung, meine brotlose Kunst, mein Verhältnis zu einer anderen Frau…«, listete er auf.
    » Moment«, unterbrach Inga Jäger ihn. » Eins nach dem anderen, bitte. Was meinen Sie mit Scheidung?«
    » Sieglinde hat vor Kurzem die Scheidung eingereicht«, sagte Reichard niedergeschlagen. » Das hätten Sie im Laufe Ihrer Ermittlungen ohnehin erfahren. Sie wollte mich verlassen. Das heißt, sie wollte, dass ich sie verlasse. Wie gesagt, das Haus gehört… gehörte ihr… und auch alles, was sich darin befindet.«
    » Also hatten Sie einen Ehevertrag mit Gütertrennung«, schlussfolgerte Gebert, » und nach der Scheidung hätten Sie völlig mittellos dagestanden.«
    Reichard nickte ohne aufzublicken. » Ja, bei unserer Trennung hätte mir nicht ein einziger Cent zugestanden.«
    Geberts Gesicht nahm einen selbstzufriedenen Hab-ich’s-doch-gewusst-Ausdruck an.
    » Warum?«, fragte Inga Jäger.
    » Was meinen Sie?«, wollte Reichard wissen.
    » Warum wollte Ihre Frau die Scheidung?«
    » Es gab eine andere.«
    Gebert blickte ihn mitleidlos von oben herab an. » Und als Ihre Frau das herausgefunden hat, hat sie nicht länger eingesehen, warum sie den brotlosen Künstler durchfüttern soll und nicht die andere.«
    Reichard zögerte sichtlich. Dann endlich sagte er so leise, dass Inga Jäger sich anstrengen musste, ihn zu verstehen: » Das war es nicht. Sieglinde wusste von Anfang an, wie ich ticke. Es gab in meinem Leben immer andere Frauen. Gab es schon, als wir einander kennenlernten. Für Sieglinde war das okay.«
    » Wenn sie jetzt also trotzdem auf einmal die Scheidung verlangt hat, ist die neue Geliebte nicht einfach nur eine von vielen«, vermutete Inga Jäger. » Keine von den Austauschbaren. Sie bedeutet Ihnen etwas. Mehr als Ihre Frau zu dulden bereit war.«
    » Ja, Saskia ist meine Muse«, bestätigte Reichard. » Seit ich mit ihr zusammen bin, male

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