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Ihr unschuldiges Herz: Kriminalroman (German Edition)

Ihr unschuldiges Herz: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Ihr unschuldiges Herz: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Hagen
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ich wieder wesentlich mehr und sehr, sehr viel besser als jemals zuvor. Inzwischen interessiert sich sogar eine renommierte Galerie in der Zeil für meine Arbeiten und will eine Sonderausstellung mit meinen Werken machen.«
    Inga Jäger wusste, obwohl sie nicht von hier war, was die Zeil war, die er erwähnt hatte– eine der bekanntesten und prächtigsten Einkaufsstraßen Deutschlands mitten im Zentrum der Frankfurter Innenstadt. Sie ahnte gleichzeitig auch, worauf das alles hinauslief.
    » Bis Saskia kam, war Sieglinde Ihre Muse«, sagte sie.
    » Ja, das war sie. Aber dann hat sie irgendwann aufgehört, an mich zu glauben.«
    Gebert schnaubte missmutig. » Sie wollen sagen«, meinte er, » Ihre Frau hat nach all den Jahren des anhaltenden Misserfolgs und des Selbstmitleids schließlich aufgehört, in Ihnen den ach so begnadeten Künstler zu sehen, und da haben Sie sich einfach ein anderes Groupie gesucht, eine, die noch jung genug ist, um Ihnen Honig um den Bart schmieren zu wollen, und als das Ihrer Frau dann endgültig zu viel wurde und sie Sie ohne auch nur einen Cent vor die Tür setzen wollte, haben Sie sie umgebracht, um sie zu beerben und frei zu sein für die neue.«
    » Sehen Sie«, sagte Reichard zu Inga Jäger, » da haben wir es doch schon. Alle Indizien sprechen unweigerlich gegen mich. Inklusive meines Alibis.«
    » Sie haben ein Alibi?«, fragte Inga Jäger überrascht. » Warum haben Sie das nicht früher gesagt?«
    » Weil es ohnehin nichts bringen wird«, sagte Reichard.
    » Sie waren bei der Neuen«, schlussfolgerte Gebert.
    » Saskia. Ihr Name ist Saskia«, sagte Reichard. » Ja, ich war bei ihr. Die ganze Nacht.«
    » Sie haben recht«, sagte Gebert. » Das ist wirklich ziemlich dünn als Alibi.«
    » Es wird noch schlimmer«, sagte Reichard matt.
    Inga Jäger schaute ihn fragend an.
    Er senkte den Kopf. » Sie ist die Sprechstundenhilfe meiner Frau.«
    » War«, sagte Gebert überflüssigerweise.
    » War«, echote Reichard.
    Inga Jäger musste zugeben, dass es wirklich alles andere als gut aussah für den Mann. Da fiel ihr noch etwas ein. » Dieses… äh… sagen wir einmal Arrangement, das Sie mit Ihrer Frau hatten in Sachen anderer Partner«, sagte sie.
    » Sie meinen, meine Freiheit, auch mit anderen Frauen zusammen sein zu dürfen?«
    » Ja.«
    » Was ist damit?«
    » Galt das vielleicht auch umgekehrt?«
    » Was meinen Sie?«
    » Spielen Sie bitte nicht den Begriffsstutzigen«, sagte Gebert ruppig. » Oberstaatsanwältin Jäger will wissen, ob Ihre Frau ebenfalls fremdgegangen ist.«
    » Sie meinen, ob es in ihrem Leben andere Männer gab?«, fragte Reichard.
    » Ja, das meinen wir«, sagte Gebert ungehalten. » Wäre doch schließlich nur gerecht.«
    » Nein«, sagte Reichard. » Obwohl ich nichts dagegen gehabt hätte und sie das auch wusste. Aber es gab niemand anderen außer mir.«
    Also auch keinen anderen Verdächtigen.
    » Fällt Ihnen sonst jemand ein, mit dem Ihre Frau Ärger oder Streit hatte?«, fragte Inga Jäger.
    » Nein.«
    » Denken Sie noch einmal nach«, forderte sie ihn auf. » Vielleicht gab es ja doch jemanden, der irgendein Motiv gehabt haben könnte, sie zu ermorden.«
    » Meine Frau war Kinderärztin, keine Geschäftsfrau und auch keine… Verbrecherin«, stammelte er und begann erneut zu weinen. Seine Sätze waren abgehackt und von heftigem Schluchzen und Nasehochziehen unterbrochen. » Sie hat Menschen geholfen… und sie konnte keiner Fliege etwas zuleide tun. Sie war ein Engel… Wirklich… Sie war mein Engel. Oh Himmel, wäre ich gestern doch nur zuhause geblieben. Ich hätte sie beschützen müssen…«
    » Vor wem, wenn sie keine Feinde hatte?«, hakte Inga Jäger ein.
    » Ich habe doch keine Ahnung!«, begehrte er auf. » Ich weiß es wirklich nicht.«
    » Sie verstehen, dass wir Sie bis auf Weiteres hierbehalten müssen«, sagte Inga Jäger.
    » Natürlich«, antwortete Reichard schluchzend.
    » Gut, dann geben Sie uns bitte den vollen Namen, die Adresse und die Telefonnummer von Saskia.«

13
    Kinderarztpraxis Dr. Sieglinde Reichard
    Die Praxis des Opfers lag ebenfalls im Frankfurter Westend, gar nicht weit entfernt vom Wohnhaus der Reichards, in einer kleinen, aber schmucken Gründerzeitvilla.
    » Es ist schon faszinierend, wie viel man mit der Gesundheit anderer Menschen verdienen kann«, sagte Gebert brummend, während er aus dem Wagen stieg.
    » Sie klingen neidisch«, bemerkte Inga Jäger.
    » Ich klinge nicht nur so, Frau Kollegin«, gestand er.

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