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Ihr unschuldiges Herz: Kriminalroman (German Edition)

Ihr unschuldiges Herz: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Ihr unschuldiges Herz: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Hagen
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Jäger.
    Die Sprechstundenhilfe nickte. » Heiko wollte verstanden werden. Das war ihm wichtiger als alles andere. Also hat er angefangen, umzudenken und endlich, was er schon längst hätte tun sollen, die Sicht des möglichen Betrachters in seinen Schaffensprozess mit einbezogen. Er hat damit begonnen, mit seinen Bildern Zustände, Gefühle und Geschichten zu malen, die man nachvollziehen konnte, die… ja, die berührten. Und was tat Sieglinde?«
    » Sagen Sie es uns.«
    » Sieglinde warf ihm vor, sich untreu zu werden, sich zu prostituieren.«
    » In Wahrheit meinte sie, dass er damit ihr untreu wurde«, erriet Inga Jäger.
    » Dass er plötzlich seine Bilder für ein Publikum malte statt nur für sie, traf sie sehr viel schlimmer als seine Affären mit anderen Frauen«, bestätigte Saskia Lietzmann.
    » Und dass die Inspiration zu seinem Umdenken von Ihnen kam, traf sie gleich noch einmal doppelt so hart«, vermutete Inga Jäger.
    Saskia Lietzmann senkte den Blick.
    » Heiko hat doch schließlich ein Recht auf Anerkennung«, sagte sie leise.
    » Also hatte er außer dem Geld noch ein weiteres Mordmotiv«, überlegte Inga Jäger laut. » Er wollte sich an Sieglinde rächen dafür, dass sie ihn jahrelang von möglichen Bewunderern isoliert und ihn letzten Endes völlig abhängig von ihr gemacht hat.«
    » Nein«, entgegnete Saskia Lietzmann zu ihrer Verwunderung. » Er wusste, dass sie das alles nicht bewusst getan hatte, und warf es ihr auch nicht vor. Sie müssen unbedingt wissen, Sieglinde war kein schlechter Mensch. Sie war nur auf ihre eigene Art noch egozentrischer als Heiko. Und das will schon eine Menge heißen. Wie gesagt, er hat sie geliebt. Und wäre sie nicht eifersüchtig geworden und hätte die Scheidung eingereicht, hätte er sich niemals von ihr getrennt. Er hat sogar versucht, sie davon zu überzeugen, den Scheidungsantrag wieder zurückzuziehen.«
    » Wenn das stimmt«, folgerte Inga Jäger, » hatten Sie selbst ein weiteres Motiv, Frau Lietzmann.«
    » Welches denn?«, fragte die Arzthelferin, und sie klang ehrlich erstaunt.
    » Nun ja, um Heiko für sich allein zu haben, mussten Sie Sieglinde aus dem Weg räumen.«
    » Unsinn!«, sagte Saskia Lietzmann, jetzt nicht mehr nur sehr selbstbewusst, sondern auch trotzig. » Einen Mann wie Heiko Reichard hat man nie für sich allein. Nie. Und ich für meinen Teil würde das auch überhaupt nicht wollen.«
    » Nein?«
    » Nein. Ich hätte mich von ganzem Herzen gefreut, wenn sie die Scheidung zurückgezogen hätte.«
    Inga Jäger und Kommissar Gebert wechselten verständnislose Blicke.
    » Verstehen Sie«, fuhr Saskia Lietzmann fort, » ich wollte ihn gar nicht ganz für mich. Ich bin nicht geschaffen für das, was man herkömmlich unter einer festen Partnerschaft versteht. Den ganzen Alltagstrott und so weiter. Mir hat es vollkommen ausgereicht, die Geliebte der beiden zu sein.«
    » Der beiden?!« Gebert hätte sich beinahe an seinem Kaffee verschluckt und hustete.
    Auch Inga Jäger war redlich verblüfft. Das hatte sie nun ganz bestimmt nicht erwartet.
    » Hat Heiko Ihnen das nicht erzählt?«, fragte Saskia irritiert.
    » Nein, hat er nicht«, sagte Gebert. » Das muss ihm wohl irgendwie entfallen sein.«
    » Okay«, sagte Saskia Lietzmann. » Er, Sieglinde und ich führten eine Dreierbeziehung. Eigentlich die perfekte Konstellation für alle Beteiligten. Aber dann kam uns das mit den Bildern dazwischen.«
    » Für alle Beteiligten?«, wiederholte Gebert fragend.
    » Ja.«
    » Moment«, warf Inga Jäger ein. » Sie wollen sagen, Sie hatten nicht nur mit Heiko, sondern auch mit Sieglinde Reichard ein Verhältnis?«
    Die Arzthelferin sah sie an, als käme sie von einem anderen Planeten. » Sie sagen das ja, als sei das etwas Verwerfliches.«
    » Na ja, es ist zumindest außergewöhnlich.«
    » Ja, das war es«, sagte Saskia Lietzmann, und ihre Augen wurden wieder feucht. » Es war sogar traumhaft schön. Manchmal wünschte ich, ich hätte Heiko niemals gesagt, wie ich seine alten Bilder wirklich finde. Aber wir waren immer und in allem offen zueinander, und ich fand es schrecklich, wie er künstlerisch mehr und mehr nur noch dahinvegetierte.«
    Gebert saß mit großen Augen da, als hätte er gerade den Weihnachtsmann gesehen. Auf dem Schlitten. Mit sämtlichen Rentieren– auch dem mit der roten Nase.
    » Eine Dreierbeziehung«, sinnierte Inga Jäger. » Für gewöhnlich entwickeln die sich anders, als man sich das wünscht, und sind statt ein

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