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Ihr unschuldiges Herz: Kriminalroman (German Edition)

Ihr unschuldiges Herz: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Ihr unschuldiges Herz: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Hagen
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Eltville am Rhein ermordet.«
    Ein gepeinigter Aufschrei floh über Dr. Schneiders schmale Lippen, und seine Fassung versagte vollends. Gebert trat vor und fasste ihn am Arm, um ihm Halt zu geben.
    » Es tut uns leid«, wiederholte Inga Jäger die Worte ihres Kollegen, obwohl sie sich im Klaren darüber war, dass das für den alten Mann kein Trost war.
    » Meine Sieglinde?«, fragte er mit feucht werdenden Augen, so als habe er Gebert nicht richtig verstanden. » Tot?«
    Inga Jäger nickte. Sie konnte regelrecht beobachten, wie sich die Erkenntnis in seinen Geist fraß, und erinnerte sich nur zu gut daran, wie hässlich sich das anfühlte… wie schmerzvoll. Seine Kiefer zuckten, und seine schmalen, feingliedrigen Hände zitterten. Sein Atem war schwer und schnell– ein Hinweis darauf, wie sehr sein Herz gerade raste.
    » Vielleicht ist es besser, wir gehen hinein«, schlug Inga Jäger vor.
    » Warum?«, fragte Dr. Schneider. » Warum sollte das besser sein? Was sollte das besser machen?«
    Mit dieser verbalen Ohrfeige hatte Inga Jäger nicht gerechnet. » Äh… Wir haben ein paar Fragen…«
    » Ich habe Fragen, Frau Staatsanwältin«, herrschte er sie an und wischte Geberts stützende Hand mit einer unwirschen Geste hinweg. Der Schwächeanfall war ebenso schnell vorüber, wie er gekommen war. » Wer hat meine Tochter ermordet? Und warum?«
    » Das versuchen wir herauszufinden«, beeilte sich Inga Jäger zu beteuern. » Deswegen würden wir Ihnen gerne einige Fragen stellen.«
    » Es war dieser Hurenbock von einem Maler«, stieß er hervor. » Ihr nichtsnutziger Ehemann! Sie hatte die Scheidung eingereicht, und er hätte mit leeren Händen dagestanden, ganz so, wie er es verdient hätte. Verhaften Sie ihn, und dann lassen Sie die Toten ruhen.«
    » Wir haben ihn bereits festgenommen«, erklärte Gebert, » aber…«
    » Dann haben Sie Ihren Mann«, sagte Dr. Schneider und trat zurück, um die Tür zu schließen.
    » Doktor Schneider…«
    » Ich habe Ihnen nichts mehr zu sagen. Lassen Sie mich und meine Familie allein mit unserem Schmerz und unserer Trauer. Leben Sie wohl.« Damit drückte er ihnen die Tür vor der Nase zu.
    Inga Jäger und Kommissar Gebert schauten einander verdutzt an.
    » Was war das denn?«, fragte Gebert verblüfft.
    » Ich habe keine Ahnung«, gestand Inga Jäger. » Aber auf jeden Fall war es ausgesprochen merkwürdig.«
    » Soll ich ihn festnehmen?«
    » Weswegen? Dafür, dass er die Fassung verliert, weil man seine Tochter ermordet hat?« Sie nahm Gebert am Ellbogen und führte ihn von der Tür weg die Treppe hinunter.
    » Er wollte nicht einmal wissen, wie sie getötet wurde.«
    » Ja«, sagte sie leise.
    » Ja?«
    Sie ließ sich Zeit, bis sie weit genug von der Villa entfernt waren, damit man sie von dort aus nicht mehr hören konnte. » Ja, ich nehme an, das wollte er wirklich nicht wissen… und es sich nicht vorstellen. Sein Schmerz war auch so schon groß genug. Ich kenne diese Art von Männern. Er wollte nicht, dass wir miterleben, wie er völlig zusammenbricht, und nehme an, er meldet sich, wenn er sich wieder etwas gefangen hat.«
    » Ich hatte eher das Gefühl, er hatte etwas zu verbergen«, sagte Gebert stoisch.
    » Sie glauben wirklich, er könnte etwas mit der Ermordung seiner eigenen Tochter zu tun haben?«, fragte Inga Jäger erstaunt. » So, wie er reagiert hat?«
    Gebert dachte einen Moment lang nach, ehe er die Wagentür mit der Fernbedienung öffnete. » Nein, Sie haben recht. Die Nachricht hat ihn wie ein Blitz getroffen.«

15
    Inga Jägers Wohnung.
    Inga Jägers neue Wohnung befand sich im zweiten Stock eines schmucken Ziegelaltbaus am Herzogsplatz in Wiesbaden Biebrich, im Süden der Stadt, nicht weit entfernt vom Rhein. Sie hatte sie ausgesucht, weil sie in Fußentfernung zum Park des Biebricher Schlosses lag. Hier konnte ihre achtjährige Tochter Tanya ungefährdet vom Straßenverkehr im Freien spielen und auch außerhalb der Schule andere Kinder kennenlernen.
    Als sie an diesem langen Tag endlich nach Hause kam und ihren Wagen auf dem kleinen kopfsteingepflasterten Mieterparkplatz vor dem Haus abstellte, sah sie Tanya oben in einem der großen Bogenfenster stehen– so als würde sie dort schon seit längerer Zeit auf sie warten. Aber als Inga Jäger ihr lächelnd zuwinkte, winkte sie nicht zurück.
    Sie drehte sich ohne besondere Gefühlsregung einfach von der Glasscheibe weg und verschwand mit hängenden Schultern im Innern der Wohnung.
    Inga fragte sich, was

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