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Ihr unschuldiges Herz: Kriminalroman (German Edition)

Ihr unschuldiges Herz: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Ihr unschuldiges Herz: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Hagen
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panisch klingen zu lassen, um ihn nicht zu verschrecken und ihn damit versehentlich zu einer noch größeren Dummheit zu animieren. » Ich zähle bis drei, Doktor Schneider!«
    » Und dann?«, fragte er aufgebracht und mit dennoch zynischer Note. » Wollen Sie mich etwa erschießen, ehe ich mich selbst erschießen kann?«
    » Eins«, zählte Inga Jäger an…
    …und feuerte.

45
    Kaum dreißig Sekunden später…
    …hatten die Otto und drei ihrer Kollegen vom Einsatzkommando den Dachboden der Villa im Laufschritt gestürmt, Dr. Gunther Schneider Handschellen angelegt und ihn, trotz des heftigen Widerstands, den er leistete und der bei einem Mann seines Alters und seines ansonsten aristokratisch wirkenden Gebarens fremdartig anmutete, abgeführt.
    Inga Jäger selbst stand da und atmete ganz bewusst und gezielt ruhig und tief ein und aus, um die ungeheure Anspannung in sich abzubauen.
    Gebert stand neben ihr und schüttelte ungläubig den Kopf, während er seine Waffe in den Holster zurücksteckte.
    » Sie haben ihm die verdammte Pistole aus der Hand geschossen!«, sagte er, und sie konnte an dem knurrigen Unterton in seiner Stimme hören, dass er wütend auf sie war. Sie schaute ihn verwundert an.
    » Sie haben doch selbst gesagt, Sie wären ein lausiger Schütze«, verteidigte sie sich und ihr Vorgehen. » Und Sie waren viel zu sehr außer Puste, um noch ordentlich zielen zu können. Irgendjemand musste es doch tun.«
    » Wieso?«
    » Wieso was?«
    » Wieso musste jemand das tun?«
    Jetzt erst begriff sie, worauf er eigentlich hinauswollte, und die Erkenntnis verschlug ihr für einen Moment die Sprache.
    » Haben Sie eine Ahnung, wie viel Zeit und Schreibkram es uns erspart hätte, wenn Sie zugelassen hätten, dass er sich erschießt?«, zeterte er.
    » Aber…«
    » Ganz zu schweigen von den Steuern, die die Verhandlung und die Haft den Bürger jetzt kosten werden.«
    » Ist das Ihr Ernst?«, fragte sie und spürte, wie sehr das, was er gerade gesagt hatte, sie empörte.
    » Ich bin mir nicht sicher«, gab er zu. » Aber er wollte sich doch selbst umbringen. Das war seine ganz eigene Entscheidung. Und soweit ich das beurteilen kann, hat er den Tod verdient.«
    » Aber doch nicht durch die eigene Hand!«, widersprach sie.
    » Warum nicht?«
    » Weil, weil…«, stotterte sie, aufgebracht darüber, dass Gebert nicht verstand, worum es ihr ging.
    » Weil?«
    » Das wäre doch, wie ihn ungestraft davonkommen lassen«, sagte sie schließlich.
    » Ungestraft? Er wäre tot.«
    » Ja, aber er muss doch büßen für das, was er getan hat!«
    » Darum geht es Ihnen? Ihn büßen zu lassen?«
    » Nein«, widersprach sie. » Mir ist es egal, ob er Buße tut. Sein Seelenheil geht mir am Arsch vorbei. Mir geht es um all die anderen, die durch den Prozess, den ich ihm mache, lernen sollen, dass sich Verbrechen nicht lohnt. Dass ein Mord nicht ungeahndet bleibt. Dass es Konsequenzen hat, wenn man einen anderen Menschen umbringt. Und dass wir jedes Verbrechen aufklären… auch wenn es manchmal fünfundsechzig Jahre dauert.«
    » Chef!«, rief da die Otto, die zurückgekommen und jetzt dabei war, den Schrank zu untersuchen, aus dem Schneider zuvor die Luger geholt hatte. » Das müssen Sie sich ansehen.«
    Sie klang erschüttert.
    Inga Jäger und Gebert gingen zu ihr hinüber.
    » Frau Jäger, vielleicht sollten Sie nicht…«, sagte sie mit fürsorglichem Blick, und Inga Jäger machte sich nach ihrer Erfahrung in Heiko Reichards Atelier auf das Schlimmste gefasst.
    Und tatsächlich: Hinter einer jetzt offen stehenden Tür des Schranks standen in einem Regal fünf gläserne Behälter.
    Sie waren etikettiert und mit halb durchsichtigem Wachs gefüllt… in dem– wie schwerelos– jeweils ein Herz eingebettet war.
    Inga Jäger schüttelte die Übelkeit ab, die in ihr aufsteigen wollte, und las die Aufschrift der Etiketten in der Reihenfolge von links nach rechts.
    » Eva… Sophia… Anna… Marlene… Magda.«
    Eine Gänsehaut kroch Inga Jäger den Rücken hinauf. Es gibt Dinge, die kann man nicht fassen, selbst wenn man sie mit eigenen Augen sieht. Oder ganz besonders dann nicht.
    » Lassen Sie sie bitte zu Doktor Busch in die Pathologie bringen und die Luger zu Elli«, bat sie Geberts Assistentin. » Und dann stellen Sie das Haus auf den Kopf und buddeln Sie das ganze Grundstück um, um auch das Herz von Sieglinde zu finden. Wahrscheinlich hat er irgendwo eine Werkstatt, in der er die Konservierungen vorgenommen

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