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Ihr wahrer Name

Ihr wahrer Name

Titel: Ihr wahrer Name Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Paretsky
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Aufmerksamkeit erregt - der menschliche Geist ist alles andere als rational, Ralph, er stellt lediglich Zusammenhänge her. Und genau das tut der meine im Augenblick.«
    Er starrte das Blatt Papier wie hypnotisiert an. Da meldete sich seine Sekretärin über die Gegensprechanlage und erinnerte ihn, daß er in die nächste Besprechung müsse. Mit sichtlicher Mühe wandte er den Blick ab.
    »Das kannst du hierlassen. Ich bitte Denise nachzusehen, ob in der Akte noch andere Unterlagen in dieser Handschrift sind. Aber jetzt muß ich in die nächste Konferenz. Da geht's um Rücklagen, die möglichen Ansprüche von Überlebenden des Holocaust und andere Dinge, die viel mehr wert sind als zehntausend Dollar und aus der Luft gegriffene Anschuldigungen gegen die Edelweiß.« Auf dem Weg zum Foyer stieg ich im achtunddreißigsten Stock aus, wo Leistungsansprüche bearbeitet wurden. Anders als in der Chefetage, wo eine Empfangsdame hinter einem Mahagonitisch die Besucher begrüßte, gab es hier niemanden, der mir den Weg zu Connie Ingrams Schreibtisch hätte erklären können. Es lagen auch keine rosefarbenen chinesischen Teppiche auf endlosem Parkett. Ein grober senffarbener Teppichboden begleitete mich durch ein Labyrinth aus Arbeitsplätzen, von denen die meisten wegen der Mittagszeit leer waren. Am südlichen Ende des Stockwerks fand ich schließlich eine Frau an ihrem Schreibtisch, die das Kreuzworträtsel der Tribüne löste, während sie Sojabohnenkeime aus einem Plastikbehälter aß. Sie war mittleren Alters und hatte kleine, gefärbte Korkenzieherlocken. Als sie mich bemerkte, begrüßte sie mich mit einem freundlichen Lächeln und fragte, wie sie mir helfen könne. »Connie Ingram? Die ist auf der anderen Seite. Kommen Sie, ich führe Sie hin. Hier findet man sich bloß zurecht, wenn man im Haus arbeitet.«
    Sie schlüpfte in ihre Pumps und führte mich auf die andere Seite des Stockwerks. Connie Ingram kehrte gerade mit einer Gruppe anderer Leute an ihren Platz zurück. Es war das übliche Gejammer über die Arbeit zu hören, aber auch der eine oder andere Plan für die Nachmittagspause. Sie begrüßte mich und die Frau, die mich hingeführt hatte, mit freundlichem Interesse: Es machte mehr Spaß, mit jemandem zu sprechen, als die ganze Zeit den Computerbildschirm oder Akten anzustarren.
    »Ms. Ingram?« Ich bedachte sie mit meinem schönsten Lächeln. »Ich bin V.l. Warshawski - wir haben uns letzte Woche im Büro von Ralph Devereux kennengelernt, als wir uns die Akte von Aaron Sommers angeschaut haben.«
    Ihr Blick wurde mißtrauisch. »Weiß Mr. Rossy, daß Sie hier sind?«
    Ich streckte ihr meinen Besucherausweis hin und bemühte mich, mein Lächeln noch strahlender erscheinen zu lassen. »Ich bin auf Einladung von Ralph Devereux hier. Möchten Sie bei seiner Sekretärin anrufen und fragen? Oder soll ich lieber gleich selbst Bertrand Rossy anrufen und ihm sagen, was ich brauche?«
    Ihre Kolleginnen drängten sich schützend, aber auch neugierig um sie. Sie murmelte, das sei wohl nicht nötig und was ich denn wolle?
    »Einen Blick in die Akte werfen. Sie wissen, daß der Agent, der die Versicherung verkauft hat, tot ist? Seine Kopie der Akte fehlt. Ich muß mir die Unterlagen ansehen, um herauszufinden, wer ursprünglich den Anspruch auf Auszahlung der Versicherung erhoben hat. Mr. Devereux spielt mit dem Gedanken, der Witwe das Geld aufgrund der Verwirrung um die Akte, den Tod des Agenten und so weiter auszuzahlen.« Sie wurde rot. »Tut mir leid, aber Mr. Rossy hat mir definitiv gesagt, ich solle die Akte niemandem außerhalb der Gesellschaft zeigen. Außerdem ist sie immer noch oben im zweiundsechzigsten Stock.«
    »Und was ist mit dem Mikrofiche? Hatten Sie nicht gesagt, Sie hätten die Dokumente von dem Fiche kopiert? Hier geht's um eine ältere Frau, die ihr Leben lang Bettpfannen gewechselt hat, während ihr Mann zwei Schichten arbeiten mußte, um die Beiträge für die Versicherung zahlen zu können. Wenn die Versicherung aufgrund eines Buchhaltungsfehlers ausgezahlt wurde oder weil der Agent betrogen hat, sollte diese alte Frau doch in ihrer Trauer nicht auch noch gedemütigt werden, oder?« Eigentlich, dachte ich, war's besser, wenn ich nicht den Artikel für die Ajax schrieb, sondern Texte für Bull Durham verfaßte.
    »Wirklich, es ist Vorschrift in diesem Unternehmen, daß Außenstehende keinen Einblick in unsere Akten bekommen. Sie können meine Vorgesetzte fragen, wenn sie aus der Mittagspause

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