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Ihr wahrer Name

Ihr wahrer Name

Titel: Ihr wahrer Name Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Paretsky
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Cousin zu schaden, werde ich den zuständigen Polizeichef anrufen und fragen, ob ich zur Klärung der Angelegenheit beitragen kann, damit Isaiah nicht unnötig leiden muß.«
    »Ich habe noch andere Dinge gehört, Durham«, sagte ich und schwenkte dabei den letzten Schluck Whisky in meinem Glas.
    »Mit das Interessanteste war über Sie und die Entschädigungszahlungen für die Nachkommen von Sklaven. Eine wichtige Frage. Und gut geeignet, den Bürgermeister in die Zwickmühle zu bringen. Er kann es sich nicht leisten, die internationale Geschäftswelt vor den Kopf zu stoßen, indem er sich dafür einsetzt; er kann es sich aber genausowenig leisten, seine Wähler zu vergraulen, indem er sie ignoriert, insbesondere weil er die Verurteilung der Sklaverei durch den Stadtrat unterstützt.«
    »Sie kennen sich also aus in der Kommunalpolitik, Frau Detektivin. Vielleicht bedeutet das ja, daß Sie für mich stimmen. Vorausgesetzt natürlich, ich bewerbe mich je um ein Amt, das für den Chardonnay-Bezirk zuständig ist, in dem Sie leben.«
    Er versuchte bewußt, mich zu provozieren: Ich lächelte ihn fragend an, um ihm zu zeigen, daß ich seine Bemühungen bemerkt hatte, auch wenn ich den Grund dafür nicht kannte. »Ja, ich habe tatsächlich eine Ahnung von der Kommunalpolitik. Ich weiß zum Beispiel, daß es nicht so gut aussehen würde, wenn die Leute herausfinden, daß Sie mit Ihrer Kampagne erst angefangen haben, als Bertrand Rossy in die Stadt kam. Als er Sie... überredet... hat, das öffentliche Interesse von Joseph Posner und der Holocaust-Asset-Recovery-Frage abzulenken, indem Sie plötzlich die Sache mit den Entschädigungszahlungen für die Nachkommen von Sklaven propagierten.« »Das sind wirklich häßliche Worte, Frau Detektivin, und wie Sie wissen dürften, habe ich nicht sehr viel Geduld mit Leuten wie Ihnen, die versuchen, mich zu verleumden.« »Verleumdung setzt eine grundlose Anschuldigung voraus. Wenn ich mir die Mühe machen würde, zum Beispiel Murray Ryerson vom Herald-Star auf die Sache aufmerksam zu machen, wären wir mit Sicherheit in der Lage nachzuweisen, daß ein nicht unerheblicher Geldbetrag von Rossy zu Ihnen geflossen ist. Entweder aus seiner Privatschatulle oder aus der Betriebskasse der Ajax. Ich würde wetten, daß er das Geld aus der eigenen Tasche gezahlt hat. Vielleicht war er ja sogar schlau genug, es Ihnen in bar zu geben. Aber irgend jemand wird darüber Bescheid wissen. Man muß nur tief genug graben.«
    Er zuckte nicht mit der Wimper. »Bertrand Rossy ist eine wichtige Größe im Geschäftsleben dieser Stadt, auch wenn er aus der Schweiz stammt. Und wie Sie schon gesagt haben: Vielleicht kandidiere ich tatsächlich eines Tages für den Bürgermeisterposten von Chicago. Es kann nicht schaden, Unterstützung in der Geschäftswelt zu haben. Aber am wichtigsten ist mir immer noch meine eigene Gemeinde, in der ich aufgewachsen bin. Und wo ich die Vornamen der meisten Leute kenne. Sie sind die Bürger von Chicago, die mich brauchen und für die ich arbeite, also sollte ich jetzt auch lieber zu einem Treffen mit ihnen gehen.«
    Er leerte sein Glas und verlangte die Rechnung, doch ich gab Jacqueline mit einer Handbewegung zu verstehen, daß Sal den Betrag auf meine Rechnung setzen sollte. Ich wollte Alderman Durham nichts schuldig sein, nicht einmal einen Schluck Scotch.

48
    Noch mehr Leichen
    Am Ende von Werktagen wird es im South Loop schnell leer. Die Straßen nehmen dann jenes verlassene und verwahrloste Aussehen an, das vom Menschen genutzte Räume bekommen, wenn er ihnen den Rücken zukehrt: Jedes Stück Abfall, jede weggeworfene Dose oder Flasche sticht auf den leeren Straßen besonders deutlich hervor. Die Hochbahn, die über mir auf ihren Gleisen kreischte, klang so wild und fremd wie ein Kojote in der Prärie.
    Ich ging die drei Häuserblocks zu meinem Wagen sehr schnell, schaute in alle Eingänge, wechselte immer wieder die Straßenseite. Wer würde sich zuerst auf mich stürzen - Fillida Rossy oder das EYE-Team von Durham?
    Durham hatte mich nicht nur abblitzen lassen, sondern war dabei obendrein noch bewußt provozierend gewesen. Als hoffe er, die Konzentration auf Rassenfragen würde mich daran erinnern, über die Einzelheiten der Verbrechen nachzudenken, in die Colby Sommers verstrickt war.
    Was war es, worüber ich nicht nachdenken sollte? Ich hatte das Gefühl, daß ich allmählich ein ziemlich klares Bild bekam, warum Hoffmans Bücher so wichtig waren. Und darüber, wie

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