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Ihr wahrer Name

Ihr wahrer Name

Titel: Ihr wahrer Name Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Paretsky
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herauszubekommen, aber die war sehr abweisend. Also bin ich heute ins Konzert gegangen. Was für eine Gabe Michael hat, wie wunderbar er Cello spielt. Danach bin ich hinter die Bühne, um ihm zu gratulieren, aber das war auch nicht so einfach - sie machen es einem ziemlich schwer, zu den Musikern zu kommen.« Sein Gesicht wurde bei dem Gedanken einen Augenblick düster. »Als ich dann schließlich hinter der Bühne war, ist mein Cousin Michael schon nicht mehr dagewesen, aber ich habe die anderen Musiker über die Party reden hören, die Max heute veranstaltet. Also habe ich in dem Krankenhaus angerufen, in dem Max arbeitet, und den Leuten dort gesagt, daß ich Mitglied des Kammerensembles bin, aber die Adresse von Max verloren habe. Sie haben daraufhin jemanden in der Verwaltung aufgetrieben - es hat eine Weile gedauert, weil Sonntag ist, deswegen bin ich auch zu spät dran -, der mir die Adresse geben konnte.«
    »Und woher wußten Sie, wo Mr. Loewenthal arbeitet?« Seine Geschichte wirbelte so schnell an mir vorbei, daß ich mich nur an ein paar Eckpunkten festklammern konnte.
    »Das stand im Programm, im Programm von der Birnbaum-Konferenz.« Er strahlte vor Stolz. »War das nicht clever, daß ich mich als einer von den Musikern ausgegeben habe? Gehen so nicht auch Detektive wie Sie vor, um Leute aufzuspüren?«
    Es machte mich wütend, daß er recht hatte - ich wäre tatsächlich genau wie er vorgegangen. »Egal, wie clever das war, Sie täuschen sich: Max Loewenthal ist nicht Ihr Cousin.«
    Er lächelte nachsichtig. »Ja, ja, natürlich müssen Sie ihn schützen - Rhea hat mir schon gesagt, daß Sie ihn schützen und sie Ihnen das hoch anrechnet, aber bedenken Sie: Er möchte etwas über mich erfahren. Warum sonst sollte er wissen, daß wir verwandt sind?«
    Wir standen immer noch an der Haustür. »Sie wissen doch, daß hier eine Party im Gange ist. Mr. Loewenthal kann sich Ihnen heute abend nicht widmen. Geben Sie mir doch Ihre Adresse und Telefonnummer - er trifft sich bestimmt gern mit Ihnen, wenn er Ihnen seine ganze Aufmerksamkeit schenken kann. Sie sollten jetzt nach Hause gehen, bevor Sie sich in der peinlichen Situation befinden, Ihre Anwesenheit vor einem ganzen Raum voll fremder Menschen erklären zu müssen.«
    »Sie sind nicht die Tochter oder die Frau von Max, sondern nur Gast wie ich auch«, herrschte Radbuka mich an. »Ich möchte mit ihm sprechen, solange sein Sohn und sein Freund noch da sind. Welcher von ihnen ist sein Freund? Im Ensemble waren drei Männer, die das passende Alter hätten.«
    Aus den Augenwinkeln nahm ich wahr, daß ein paar Leute vom Eßzimmer wieder in den vorderen Bereich des Hauses zurückströmten. Ich packte Radbuka oder Ulf oder wie immer er heißen mochte am Ellbogen. »Wir könnten zusammen in einen Coffee-Shop gehen und uns dort unter vier Augen unterhalten. Dann wären wir auch in der Lage herauszufinden, ob Sie tatsächlich mit irgend jemandem aus... Mr. Loewenthals Umfeld verwandt sind. Es wäre nicht sonderlich geschickt, das hier vor allen Leuten zu machen.«
    Er wand sich aus meinem Griff. »Wie verdienen Sie Ihr Geld? Indem Sie nach dem verlorenen Schmuck der Leute oder ihren Hunden suchen? Sie sind Detektivin, aber ich bin kein Ding, sondern ein Mensch. Nach all den Jahren, all den Verlusten und Trennungen erfahre ich, daß ich möglicherweise Angehörige habe, die die Schoah überlebt haben. Und da möchte ich keine einzige Sekunde mehr vergeuden, bevor ich sie kennenlerne, und schon gar nicht Wochen oder Jahre, während Sie Informationen über mich einholen.« Seine Stimme klang jetzt belegt.
    »Ich dachte - in dem Fernsehinterview letzte Woche haben Sie gesagt, Sie hätten Ihre Vergangenheit erst kürzlich entdeckt.«
    »Aber sie lastet schon seit Jahren auf mir, obwohl ich das bis jetzt nicht gewußt habe. Sie haben keine Ahnung, wie das ist, wenn man mit einem Ungeheuer, einem Sadisten, aufwächst und den Grund für seinen Haß nie begreift: Er hatte sein Leben mit dem eines Menschen verbunden, den er verachtete, nur um ein Visum für Amerika zu bekommen. Wenn ich gewußt hätte, wer er wirklich war - was er in Europa getan hatte -, hätte ich dafür gesorgt, daß er ausgewiesen wird. Und jetzt, wo ich die Chance habe, meine eigentliche Familie kennenzulernen, lasse ich mir von Ihnen keine Knüppel zwischen die Beine werfen.« Er fing an zu weinen.
    »Trotzdem: Wenn Sie mir Ihre Adresse und Ihre Telefonnummer geben, leite ich beides an Mr. Loewenthal

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