Ihre Beiden Väter
Schultern. Sein Liebhaber nahm die gehäkelte Decke von der Rückenlehne der Couch und legte sie über sie beide. Eingehüllt in der Wärme und der Sicherheit von Jaimes Umarmung spürte Srikkanth, wie langsam die Angst von seinem Herzen abfiel. Wenn Jaime ihn so hielt, dann könnte er alles schaffen. Selbst gegen Menschen anzugehen, die ihm Sophie wegen seiner Sexualität wegnehmen wollen. Leise schnaubte er.
„Was?“, fragte Jaime.
„Ich dachte nur gerade, dass der Grund, weswegen sie mir Sophie wegnehmen wollen, auch der Grund ist, der mir die Kraft gibt, diese Scheißkerle zu bekämpfen“, erklärte Srikkanth. „Sie denken, sie können das als Waffe gegen mich verwenden. Dabei ist es meine größte Hilfe.“
Jaime lächelte. „Sie werden uns nicht schlagen. Das Jugendamt kann uns Sophie nicht nehmen, nur weil wir schwul sind. Solange wir uns gut um sie kümmern, ist alles, was diese Scheißkerle tun können, uns das Leben ein wenig schwerer zu machen. Gewinnen können sie nicht.“
„Vielleicht nicht“, bestätigte Srikkanth, „aber ich denke nicht, dass ich Sophie so schnell wieder in den Park mitnehme. Ich weiß nicht, wo uns der Anrufer gesehen hat. Aber je weniger er uns sieht, umso besser.“
Jaime war sich nicht sicher, ob das die richtige Herangehensweise war. So hielt er Srikkanth einfach ein wenig fester. „Denk dran, du musst das, oder auch alles andere, nicht alleine durchstehen. Auch wenn du mich nur anrufst und mich wissen lässt, was passiert ist.“
„Das weiß ich“, murmelte Srikkanth. „Ich habe der Sozialarbeiterin gesagt, dass du mein Partner bist. Nur hättest du einfach nichts tun können.“
Das Wort „Partner“ traf ihn direkt in die Brust. Nicht Freund. Nicht Mitbewohner. Nicht mal Liebhaber. Partner. Wenn sich Srikkanth jetzt nur noch so verhalten würde, als ob er daran auch glauben würde.
Kapitel 13
„Es ist ein wunderschöner Tag“, sagte Jaime, als er zwei Wochen später vom Arbeiten nach Hause kam. „Wir könnten mit Sophie in den Park gehen.“
Seit dem Besuch der Sozialarbeiterin hatte sich Srikkanth standhaft geweigert, mit Sophie irgendwo hinzugehen. Jaime wurde es langsam leid. Diesen Impuls konnte er ja verstehen, aber er fühlte sich, als würden sie ihre Gegner gewinnen lassen.
„Heute nicht“, schüttelte Srikkanth seinen Kopf. „Vielleicht ein anderes Mal.“
„Ja, aber die Sonne scheint heute. Den Rest der Woche soll es regnen. Komm schon, Sri, lass uns spazieren gehen“, versuchte Jaime ihn zu überreden. Sein Kopf ruhte auf Srikkanths Schulter, die Arme hatte er um dessen Taille geschlungen.
Srikkanth verspannte sich in seinen Armen, was Jaime aufseufzen ließ. Schweigend verfluchte er den Nachbar, wer auch immer es war, der die Sozialarbeiterin angerufen hatte. Srikkanth war nicht nur besorgt darüber, Sophie mit nach draußen zu nehmen. Er fing auch an, keine Zärtlichkeiten mehr mit ihm auszutauschen, wenn sich Sophie im selben Raum befand. „Ich hab gesagt, nicht heute“, wiederholte Srikkanth und zog sich zurück.
„Würde es dir was ausmachen, wenn ich sie dann nehme?“, fragte Jaime. „Frische Luft würde ihr wirklich gut tun.“
„Jetzt denkst du also auch schon, dass ich mich nicht gut genug um sie kümmere?“, forderte Srikkanth.
„Das habe ich überhaupt nicht so gemeint“, sagte Jaime gelassen, obwohl er mit sich kämpfte, sein Temperament im Zaum zu halten. „Ich denke nur einfach, dass wir alle einen Spaziergang genießen würden.“
„Ich würde es nicht“, meinte Srikkanth stur, „und ich möchte auch nicht, dass Sophie draußen ist. Sieht man sie mit dir, wäre das noch schlimmer, als würde man sie mit mir sehen. Ich bin zumindest ihr Vater.“
„Oh und ich bin nur ein Fremder?“, fragte Jaime nachdrücklich. „Irgendein zufälliger Bekannter, der sich für keinen von euch beiden interessiert? Scheiß drauf. Du lässt sie gewinnen, Srikkanth. Jedes Mal, wenn du dich weigerst, etwas völlig Harmloses wie einen Spaziergang zu tun, weil dich irgendjemand sehen und verurteilen könnte, gibst du ihnen Macht über dich. Möchtest du so deine Tochter großziehen? Angst zu haben, nach draußen zu gehen? Sich für ihren Vater zu schämen, weil er Männer Frauen vorzieht?“
„Natürlich nicht!“, erwiderte Srikkanth. „Das bedeutet aber nicht, dass ich sie der Intoleranz anderer Leute aussetzen muss.“
„Dann nimm sie mit in den Park“, beharrte Jaime. „Sei stolz auf sie und auf
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