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Ilium

Titel: Ilium Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Simmons
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unser erlauchter und strahlender König Odysseus seinen Rat dreingeben. Von den Herolden sollen Odios und Eurybates mitgehen. Bringt Wasser für die Hände her! Und dann ein stilles Gebet, in dem wir alle – jeder auf seine Weise – Zeus anflehen, dass der große Gott sich unser erbarme und Achilles unserer Bitte gewogen ist!«
    Ich stehe schockiert da, während die Waschungen vorgenommen werden und die Truppenführer den Kopf zum stummen Gebet neigen.
    Nestor beendet das Schweigen, indem er die Gesandten – vier, nicht fünf! – zur Eile mahnt. »Gebt euch Mühe!«, ruft er den aufbrechenden Männern nach. »Überredet den unbesiegbaren, trefflichen Spross des Peleus, auf dass er Mitleid mit uns hat!«
    Und die beiden Gesandten verlassen zusammen mit den beiden Herolden unseren vom Feuerschein erleuchteten Kreis und entfernen sich am Strand.
    Ich bin nicht ausgewählt worden! Phönix ist nicht ausgewählt worden! Er wurde nicht einmal erwähnt! Homer hat sich geirrt! Die Geschehnisse bei diesem Ilium sind weit vom Handlungsverlauf der Ilias abgewichen, und auf einmal bin ich ebenso blind in Bezug auf die künftigen Ereignisse wie Helena und die anderen Mitwirkenden hier, so blind wie die Götter oben, so blind wie Homer selbst, hol der Teufel seine nicht vorhandenen Augen!
    Auf meinen alten, dürren Beinen – den alten, dürren Beinen des nutzlosen Phönix – dahinstolpernd, dränge ich mich durch den Kreis der griechischen Anführer und eile am rauschenden Meer entlang hinter dem großen Ajax und Odysseus her.
     
    Ich hole die beiden am dunklen Strand auf halbem Wege zu Achilles’ Lager ein. Ajax und Odysseus sind allein. Sie unterhalten sich leise, während sie über den nassen Sand stapfen. Als ich zu ihnen aufschließe, bleiben sie stehen.
    »Was gibt es, Phönix, Sohn des Amyntor?«, fragt der große Ajax. »Ich war überrascht, dich beim Festmahl des Königs zu sehen, denn es heißt, du seist in den letzten Monaten immer bei deinen myrmidonischen Heilern geblieben. Hat Agamemnon dich mit einer letzten Ermahnung uns nachgeschickt?«
    Keuchend, als wäre ich wirklich so alt wie Phönix, sage ich: »Seid mir gegrüßt, edler Ajax und königlicher Odysseus – in Wahrheit hat König Agamemnon mich geschickt, damit ich euch zu Achilles begleite.«
    Der große Ajax macht ein verdutztes Gesicht, aber Odysseus schaut ausgesprochen misstrauisch drein. »Weshalb hätte Agamemnon dich wohl für diese Aufgabe erwählen sollen, ehrenwerter alter Mann? Was machst du in dieser gefährlichen Nacht, in der die Trojaner wie hungrige Hunde jenseits unseres Grabens bellen, überhaupt in Agamemnons Lager?«
    Auf die zweite Frage weiß ich keine Antwort, also versuche ich, mich durch die erste zu bluffen. »Nestor meinte, ich solle mich euch anschließen und euch helfen, Achilles’ Ohr zu gewinnen, und Agamemnon hielt das für einen klugen Vorschlag.«
    »Dann komm«, sagt Ajax der Größere. »Begleite uns, Phönix.«
    »Aber sprich erst, wenn ich es dir erlaube«, mahnt Odysseus, der mich immer noch schief ansieht, als wäre ich der Hochstapler, der ich bin. »Nestor und Agamemnon mögen einen Grund gehabt haben, dich mit uns zu Achilles zu schicken, doch es gibt keinen Grund dafür, dass du das Wort ergreifst.«
    »Aber …« Mir fällt kein Gegenargument ein. Wenn ich nicht reden darf – nach Odysseus, aber vor Ajax, wie bei Homer –, verliere ich jede Einflussmöglichkeit, verzichte ich darauf, der Geschichte eine andere Wendung zu geben, versage ich. Wenn ich nicht sprechen darf, werden die Ereignisse dieser Nacht von der Ilias abweichen. Aber dann wird mir klar, dass sie bereits von ihr abgewichen sind. Phönix hätte von Nestor ausgewählt, seine Ernennung zum Gesandten von Agamemnon unterstützt werden müssen. Was geht hier vor?
    »Wenn du mit uns Achilles’ Zelt betrittst, alter Phönix«, warnt mich Odysseus, »musst du zusammen mit den Herolden, Odios und Eurybates, im Vorraum warten und darfst nur auf meinen Befehl hin eintreten oder sprechen. Das sind meine Bedingungen.«
    »Aber …«, beginne ich erneut, sehe dann jedoch ein, dass jeder Protest zwecklos ist. Wenn Odysseus noch misstrauischer wird und mit mir in Agamemnons Lager zurückkehrt, war meine List für die Katz, und mit ihr mein ganzer Plan, die Sterblichen gegen die Götter aufzuhetzen. »Ja, Odysseus«, sage ich und nicke wie der alte Rosselenker und Lehrer, der Phönix war. »Wie du befiehlst.«
    Odysseus und der große Ajax schreiten am

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