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Ilium

Titel: Ilium Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Simmons
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aus einem nachträglichen Konstruktionseinfall heraus am Bug angebracht worden waren, und schaute auf die Uhr – noch eine Stunde und vier Minuten bis zur Zündung.
    Mahnmut musterte das Supertarnmaterial, mit dem das Schiff vollständig überzogen war, eine pechschwarze, poröse, nicht-reflektierende Umhüllung, die es bis auf die Fusionstriebwerke, das Borsegel und andere entbehrliche Komponenten theoretisch unsichtbar machte – für das Auge wie auch für Radar, Tiefenradar, Gravitonenreflektion, Infrarot, UV und Neutrinosonden. Aber was nützt das, wenn wir zwei Tage lang auf vier Fusionsflammensäulen hereinkommen?
    Der Kontrollraum besaß eine Luftschleuse. Mahnmut half Orphu, seine abgeschirmte Kabelverbindung anzuschließen, dann stieg er durch die Schleuse ein und stellte wieder auf die altmodische Luftatmung um.
     
    »Dieses Schiff hat eine Ladung Waffen an Bord«, sagte Koros III. ohne jede Einleitung. Er sprach die Worte laut in die Luft. Seine Facettenaugen und die schwarze, humanoide Gestalt reflektierten die roten Halogenlichter.
    Der dritte Moravec in dem kleinen, luftgefüllten Kontrollraum – Ri Po, der winzige Callistaner – nahm den Platz am dritten Punkt des Moravec-Dreiecks ein.
    Hast du das gehört?, fragte Mahnmut lautlos auf seinem privaten Kanal zu Orphu. Der riesige Ionier war draußen vor den Bugfenstern zu sehen.
    O ja.
    »Warum erzählst du uns das jetzt?«, wandte sich Mahnmut an Koros III.
    »Ich fand, ihr beide – du und der Ionier – hättet ein Recht, es zu erfahren. Schließlich steht hier eure Existenz auf dem Spiel.«
    Mahnmut sah den Navigator an. »Wusstest du über die Waffen Bescheid?«
    »Ich wusste von den ins Schiff eingebauten Abwehrwaffen«, antwortete Ri Po. »Aber bis jetzt war mir nicht klar, dass auch Waffen auf den Mars gebracht werden sollten. Es war allerdings eine logische Vermutung.«
    »Auf den Mars«, wiederholte Mahnmut. »Im Laderaum der Dark Lady sind Waffen.« Es war eigentlich keine Frage.
    Koros III. nickte, das uralte humanoide Zeichen der Bestätigung.
    »Was für welche?«, wollte Mahnmut wissen.
    »Es ist mir nicht gestattet, darüber Auskunft zu geben«, erklärte der hoch gewachsene Ganymeder steif.
    »Und mir ist es vielleicht nicht gestattet, Waffen in meinem U-Boot zu transportieren«, fauchte Mahnmut.
    »In diesem Punkt hast du keine Wahl«, sagte Koros III. Seine Stimme klang eher traurig als herrisch.
    Mahnmut schäumte vor Wut.
    Er hat Recht, sagte Orphu, und Mahnmut stellte fest, dass der Ionier sich auf dem öffentlichen Kanal zu Wort gemeldet hatte. Keiner von uns hat im Moment eine Wahl. Wir müssen weitermachen.
    »Warum erzählt er es uns dann?«, fragte Mahnmut erneut.
    Diesmal antwortete Ri Po. »Wir überwachen den Mars, seit wir die Sonne passiert haben. Aus dieser Distanz bestätigen unsere Instrumente die Quantenaktivität, die wir bereits vom Jupiterraum aus bemerkt haben – aber sie ist um ein Vielfaches höher als vermutet. Diese Welt stellt eine Gefahr für das gesamte Sonnensystem dar.«
    Wieso?, fragte Orphu. Die Nachmenschen haben in ihren Orbitalstädten um die Erde jahrhundertelang mit der Quantenverschiebung experimentiert.
    Koros III. schüttelte auf seine drollige, menschliche Weise den Kopf, obwohl »drollig« kein Wort war, das Mahnmut beim Anblick der hoch gewachsenen, glänzend schwarzen Gestalt mit ihren schimmernden Fliegenaugen in den Sinn gekommen wäre. »Aber nicht in diesem Umfang«, sagte der Expeditionsleiter. »Die gegenwärtigen Quantenphasenverschiebungen auf dem Mars sind von ihrem Ausmaß her gleichbedeutend mit einem Loch, das ins Raum-Zeit-Gewebe gerissen wird. Es ist nicht stabil. Das ist keine sinnvolle Nutzung der Quantentechnologie.«
    Hat das etwas mit den Voynixen zu tun?, fragte Orphu. Die Kenntnisse der meisten Jupiter-Moravecs über die sagenhaften Voynixe beschränkten sich darauf, dass von der Erde beispiellose Quantenphasenverschiebungsaktivitäten ausgegangen waren, als diese Geschöpfe in abgehörten Neutrino-Mitteilungen der Nachmenschen vor über zweitausend E-Jahren das erste Mal Erwähnung gefunden hatten.
    Wir wissen nicht, ob die Voynixe daran beteiligt sind, oder ob sie sich überhaupt noch auf der Erde befinden, sendete Koros auf dem öffentlichen Kanal. »Noch einmal, ich fand es aus moralischen Erwägungen heraus zwingend notwendig, euch alle davon zu unterrichten, dass wir auf diesem Schiff und an Bord des U-Boots, in dem Mahnmut mich transportieren wird, Waffen

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