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Illusion - das Zeichen der Nacht

Illusion - das Zeichen der Nacht

Titel: Illusion - das Zeichen der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arena , Javier Pelegrin
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Ascheflocken ins Gedächtnis, das sie in der Loredan-Stiftung gesehen hatte, diese Augen aus Feuer, in die sich zwei pechschwarze Ibisse eingeschrieben hatten.
    Plötzlich spürte sie im Rücken ein unerträgliches Brennen, als würde sie mit zwei glühenden Eisennadeln durchbohrt. Erschrocken drehte sie sich um.
    Das Ungeheuer war am Fenster. Es starrte sie durch die Scheibe an, durchbohrte sie mit seinen unmenschlichen Augen.
    Jana begann, am ganzen Körper zu zittern. Sie fühlte sich außerstande, es noch einmal mit diesem Monster aufzunehmen. Langsam drehte sie den Kopf weg vom Fenster und blickte zum Spiegel. Dort sah sie ebenfalls die beiden Augen, die glühten wie Rubine und sie anstarrten. Und das Schlimmste war, dass sie diesem Blick nicht ausweichen konnte. Es war, als gehorchten ihr ihre Augen nicht, als wäre sie hypnotisiert von dem rötlichen Funkeln, das von dem Monster ausging.
    Janas Hände tasteten blindlings nach dem Sarasvati, fanden ihn aber nicht.
    Komm her, hörte sie eine Stimme in ihrem Kopf flüstern. Du musst mir das Fenster aufmachen, sonst kann ich nicht reinkommen. Ich bin’s, Alex …
    Zögernd stand Jana auf und ging zum Fenster. Die Glühbirne der Nachttischlampe knisterte kurz, blinkte drei Mal und erlosch dann endgültig. Der Raum lag im Dunkeln, nur eine Lache aus kaltem bleichem Licht von einer Laterne an der Anlegestelle ergoss sich über die Sessel und den Frisiertisch.
    Jana war kalt. Erst jetzt merkte sie, dass ihre Beine nackt waren.
    Das Ungeheuer starrte sie weiterhin durch die Scheibe hindurch an. Bei genauerem Hinsehen hatte es das Gesicht von Alex, eines aus Glut und verbranntem Papier bestehenden, fast nicht wiederzuerkennenden Alex.
    Es bleibt nicht mehr viel Zeit, sagte die Stimme in Janas Kopf. Du musst mir sofort aufmachen. Du bist sehr hübsch, Jana. Ich begehre dich … Ich begehre dich so sehr wie immer.
    Jana wich einen Schritt zurück. Einen Augenblick lang glaubte sie, im Gesicht des Ungeheuers Alex’ eigene Augen zu sehen, hell und klar. Doch sofort wurden die blauen Iris, die sie so gut kannte, wieder rot und dick wie Blut.
    »Ich mache dir nicht auf«, stieß Jana hervor. Ihre Stimme hörte sich tiefer an als sonst, als käme sie aus einer Gruft in ihrem Inneren, von der sie bis jetzt nichts gewusst hatte. »Ich weiß, dass du es auf mich abgesehen hast, aber so leicht werde ich es dir nicht machen.«
    Sie konnte es fast nicht ertragen, Alex zurückweisen zu müssen, vor allem nachdem sie die ganze Zeit Angst um ihn gehabt hatte, aber was blieb ihr anderes übrig? Alex wusste nicht, was er tat; der Willen des Nosferatu beherrschte ihn und sie durfte sich nicht einreden, dass sie diesen Willen durch Alex’ Gefühle für sie beeinflussen konnte.
    Aber versuchen könnte sie es schon.
    Sie musste Zeit gewinnen, das Ungeheuer so lange wie möglich hinter der Fensterscheibe festhalten, es studieren, jede seiner Bewegungen beobachten. Sie musste herausfinden, wie sie es töten konnte, ohne gleichzeitig Alex etwas anzutun. Ihre eigene Sicherheit war dabei aber das Wichtigste. Wenn sie das Fenster aufmachte, wäre es vorbei mit dem Schutz, den die Wände des Palasts der Wächter ihr boten. Diesen Vorteil durfte sie nur im äußersten Notfall aufgeben.
    »Ich weiß, dass du gar nicht wirklich Alex bist.« Sie sah direkt in die Feueraugen des Nosferatu. »Ich weiß, dass du ihm seine Seele gestohlen hast, dass du ihm heimtückisch aufgelauert hast. Sag mir, was ich dir geben soll, damit du ihn freilässt.«
    Das Ungeheuer brach in schallendes Gelächter aus, das in Janas Kopf dröhnte, als ginge eine Felslawine auf sie nieder.
    Die Sache ist nicht so einfach, wie du glaubst. Der Nosferatu sprach, ohne die Lippen zu bewegen, schickte ihr die Worte mit den Augen direkt in den Kopf. Jetzt sind Alex und ich untrennbar miteinander verbunden. Wir bilden ein einziges Wesen. Wenn du mich umzubringen versuchst, muss er auch sterben.
    »Ich will euch nicht umbringen, weder dich noch ihn. Ich will ihn nur zurückhaben.«
    Du wolltest doch die Geheimnisse des Buchs lüften. Der Nosferatu kratzte sanft an der Fensterscheibe. Da bist du bei mir richtig. Ich dachte, du würdest versuchen … mich zu lesen …
    »Das Buch spielt keine Rolle mehr. Ich will dir nichts Böses, das verspreche ich dir. Sag mir, was ich tun muss, um Alex zu befreien. Das ist das Einzige, was mich interessiert.«
    Hör auf, solchen Unsinn zu reden. Ich bin Alex! Sieh mir in die Augen, dann kannst du es

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