Illusion - das Zeichen der Nacht
Dafür wird niemand zahlen wollen.«
»Du unterschätzt dich. Jede Information, die mit dir zu tun hat, verkauft sich gut. Aber wenn du willst, mache ich dir ein Angebot: Ich behalte es ein paar Tage für mich. Das hat natürlich auch seinen Preis.«
Jana sah Yadia prüfend an. Ihre Lippen verzogen sich langsam zu einem verächtlichen Grinsen. »Das muss ich mir erst überlegen. Aber ich kann dir jetzt schon sagen, dass ich dir nicht über den Weg traue.«
»Wenn du noch ein paar Scheine drauflegst, kann ich dir Informationen über diesen Armand besorgen«, fügte Yadia hinzu, ohne sich von Janas abfälligem Ton beirren zu lassen. »Ich habe Kontakte zu den Iriden-Söldnern in der Stadt. Es sind noch etliche da. Ich bin sicher, wenn ich ihnen das Video zeige, helfen sie mir, den Typen aufzuspüren. Und auch den Medu, der ihm dabei geholfen hat. Denn der Typ hat das nicht allein gemacht, das steht fest.«
Jana trat vom Fenster zurück und richtete den Blick mehrere Sekunden lang auf die Kamera, die vor der wackeligen Bühne aufgebaut war.
»Wenn du mir den entscheidenden Hinweis bringst, zahle ich«, sagte sie müde. »Mehr kann ich dir nicht versprechen. Und auch, dass du es bereuen wirst, wenn du zu viel über mich redest. Ich will nicht, dass du jemandem von meiner Vision erzählst, zumindest vorläufig. Wenn du dich daran hältst, wird sich das für dich auszahlen.«
In Yadias Augen blitzte ein neugieriges Funkeln auf. »Warum ist dir das so wichtig?«, fragte er. »Schließlich ist es nur eine Vision. Ich dachte, so was ist bei den Agmar an der Tagesordnung.«
»Ich hab doch schon gesagt, es war keine gewöhnliche Vision. Dahinter muss etwas sehr Mächtiges stecken. Und ich glaube nicht, dass es eine gute Idee ist, mit diesem Etwas zu spielen. Was auch immer es sein mag, es ist auf der Suche nach mir. Und wenn du ihm in die Quere kommst, nimmt es dich auch ins Visier.«
Kapitel 8
D ie Nacht war eine Tortur für Jana. Stundenlang wälzte sie sich im Bett, manchmal mit geschlossenen Augen, dann wieder beobachtete sie die schwankenden Lichtflecke an der Zimmerdecke, die vom Kanalwasser reflektiert wurden. Von der ganzen Feuchtigkeit in Venedig waren die Bettlaken klamm und sie fröstelte. In der Ferne war das monotone, ununterbrochene Brummen eines Generators zu hören. So konnte man doch nicht schlafen …
Sie hatte zweimal bei Alex angerufen und beide Male war die Mailbox angesprungen. Es war grotesk: Seit drei Tagen meldete er sich nicht und hatte nicht den geringsten Versuch gemacht, sie zu erreichen – das irritierte sie am allermeisten. In dem alten Palast war der Empfang schlecht, das stimmte schon. Aber Nieve hatte einen Festnetzanschluss einrichten lassen und außerdem gab es noch das Internet. Wenn er nichts von sich hören ließ, dann offenbar, weil er nicht wollte. Oder weil ihm etwas zugestoßen war, das konnte natürlich auch sein. Alex hatte seit Eriks Tod viele Feinde bei den Medu. Die meisten hatten ihm seine Entscheidung, die Magie, die bisher ausschließlich den sieben Klanen vorbehalten gewesen war, auch den Menschen zugänglich zu machen, nicht verziehen.
Jana war sich aber ziemlich sicher, dass Alex absichtlich schwieg. Schon seit Wochen fand sie ihn seltsam, distanziert. Es war, als würde er ihr etwas verheimlichen, als hätte er kein Vertrauen mehr zu ihr … Aber warum?
Immer wieder kreisten ihre Gedanken um das, was am Vortag geschehen war, in dem alten Palazzo dieses mysteriösen Armand. Sie hatte keinen Zweifel daran, dass sie auf eine wirklich wichtige Spur gestoßen war. Aber sie konnte auch nicht leugnen, dass diese Spur von Argo kam und dass Argo sie hasste. Vielleicht hatte dieser Yadia recht und das seltsame Video war nur eine Computersimulation. Aber die Vision, die der winzige Lichtfleck in der Aufnahme bei ihr ausgelöst hatte, war echt gewesen. Und das musste doch eigentlich heißen, dass die Szene von Armands Feuertod und seiner anschließenden Wiederauferstehung auch echt gewesen war.
Und dann war da noch Erik. Was hatte das, was sie während der Vision in der heiligen Höhle erlebt hatte, zu bedeuten? Warum hatte sie ihn gesehen? Vielleicht gehörte das zu dem Spinnennetz, in das Argo sie zu locken versuchte. Der alte Wächter war bei Eriks Opfer dabei gewesen und ahnte sicher, was der junge Drakul für Jana empfand. Vielleicht wollte er sie ködern, indem er ihr diese Gefühle in Erinnerung rief, sie auf diese Weise von Alex wegtreiben …
Aber nein; sie
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