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Iluminai - Das Zeichen der Drachenhüter (Iluminai - Kabal Shar) (German Edition)

Iluminai - Das Zeichen der Drachenhüter (Iluminai - Kabal Shar) (German Edition)

Titel: Iluminai - Das Zeichen der Drachenhüter (Iluminai - Kabal Shar) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Guthann
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verströmten, legte sich über die pechschwarzen Verzierungen des Flugschachtes. Ab und zu kamen dunkle Brocken von oben herabgeflogen, die polternd unter ihnen verschwanden und durch das Gewölbe in die weite Halle stürzten.
    Der Prinz kletterte unbeirrbar weiter. Bald kam es ihm so vor, als würde er Geräusche von oben herabdringen hören. Es klang wie der dumpfe Gesang in einer Kirche. Monoton und ehrfurchtgebietend. Miray lief ein Schauer über den Rücken.
    Es dauerte tatsächlich nicht lange, bis sie das Ende des Tunnels ausmachen konnten. Ein sanftes Licht pulsierte vor ihnen.
    Als Miray endlich über den Rand auf einen Korridor hinausstieg, hatte er das Gefühl, als würde er auf einmal Zentner wiegen. Er drehte sich um und half seiner Schwester aus dem Schacht.
    „Ein grässlicher Ort“, flüsterte sie ihm zu. Miray nickte und beobachtete Dari, die leicht wie eine Feder aus dem Abgrund aufstieg und landete. Auch ihr war die Anspannung nun anzumerken. Ihre Lippen zitterten, und ihre schwarzen Augen glänzten fiebrig.
    „Du bleibst nun zurück“, sagte sie an Lucy gewandt. „Miray und ich, wir werden alleine weitergehen.“
    Die Prinzessin nickte und drückte sich in den Schatten einer schwarzen Nische. Miray warf ihr einen letzten Blick zu und folgte dann der Lichtfee, die zielstrebig weiterging.
    „Du kannst mir deine Hand geben, wenn du willst“, sagte sie. „Oder fürchtest du dich gar nicht?“
    „Doch“, entgegnete Miray und griff nach Daris Hand, die viel kleiner war, als seine eigene. Sie fühlte sich warm und lebendig an. Sofort wurde ihm wohler. In den Tiefen dieses schrecklichen Albtraumturmes gehörte Daris Hand nur ihm und vielleicht war er sogar einen Moment dankbar für diesen Ort.
    „Wenn wir vor den Gesichtslosen stehen, darfst du kein Wort sprechen“, sagte die Lichtfee. „Was wir zu bereden haben, muss aufgeschrieben werden. Wenn du sie ansprichst, gibst du ihnen ein Stück deiner Seele preis. Also bitte verzichte darauf. Es werden Graue Hexer anwesend sein, die versuchen werden, dich zum Reden zu bringen. Ich möchte aber, dass du der Versuchung widerstehst.“
    Miray nickte stumm. Er wollte nur Daris Hand halten, etwas anderes interessierte ihn im Moment nicht.
     
    Sie schwenkten in einen neuen Korridor ein, der noch größer war, als der erste und blickten in ein Gewölbe aus verwirrend abstrakten Formen hinauf. Fledermäuse flatterten dort oben herum und stießen spitze, Mark und Bein erschütternde, Rufe aus.
    „Siehst du die Tore dort vorne?“ Dari wies mit der freien Hand auf zwei hohe Torflügel, die einen Spaltbreit offen standen. Das kranke kalte Licht sickerte daraus hervor, und die Gesänge wurden lauter. „Dort werden wir die Gesichtslosen finden.“
    Miray spürte, wie die Angst über ihn hereinstürzte. Auf einmal wollte er die Gesichtslosen nicht sehen. Sie waren gefährlicher, als er sich das jemals vorstellen konnte, das spürte er genau. Etwas Schreckliches erwartete ihn hier, und wenn er jetzt umdrehte und davonlief, brauchte er sich ihm vielleicht nicht zu stellen. Er drückte Daris Hand so fest, dass es wehtat, aber die Lichtfee zuckte nicht einmal zusammen.
    „Ich bin immer bei dir“, sagte sie. „Ganz gleich was geschieht.“
    Miray nickte gefasst, und gemeinsam gingen sie auf das Tor zu.
     
    Dahinter lag wieder eine der wabenförmigen Hallen, so wie sie Miray bereits aus Aribanai kannte. Hier waren sicher an die hundert Graue Hexer versammelt. An der Stirnseite, dem Tor gegenüber, standen die vier Gesichtslosen vor einer Art Altar. Er verströmte das kalte Licht, das die Umgebung erhellte. Sonst lag der Raum in einem Zwielicht, das die Ecken und Kanten der Stützpfeiler hart hervortreten ließ.
    Als Miray und Dari den Saal betraten, breitete sich schlagartig Stille über die Anwesenden, und die Gesichter der Hexer wandten sich ihnen zu. Ein aufgeregtes Gemurmel setzte ein, und die grauen Männer gerieten in unruhige Bewegungen.
    Dari zog Miray mit festem Griff mit sich. Gemeinsam gingen sie durch die Gasse, die die hochgewachsenen Männer links und rechts bildeten.
    Auch die Gesichtslosen hatten sich zum Tor umgewandt. Als Miray ihre unbedeckten Köpfe sah, bildete sich ein Kloß in seinem Hals. Die vier Männe r besaßen keine Augen, keine Münder und keine Nasen. Es war ein entsetzlicher Anblick, der sich Miray tief ins Herz bohrte. Der Prinz keuchte, und Dari warf ihm einen besorgten Blick zu.
    Die Grauen Hexer sahen sich untereinander

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