Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Iluminai - Das Zeichen der Drachenhüter (Iluminai - Kabal Shar) (German Edition)

Iluminai - Das Zeichen der Drachenhüter (Iluminai - Kabal Shar) (German Edition)

Titel: Iluminai - Das Zeichen der Drachenhüter (Iluminai - Kabal Shar) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Guthann
Vom Netzwerk:
Treppe vor dem Leuchtturm im Windschatten nieder, und Lucy durchsuchte das Gebäude nach etwas Essbarem. Nur Miray blieb vor der Kaimauer des Halbmondes stehen und beobachtete Dari.
    Er versuchte sich genau einzuprägen wie sie aussah. Die dunklen Haare, die schlanke Gestalt und das feine Gesicht. Das alles wollte er nie wieder vergessen.
     
    Es dauerte eine Stunde, bis etwas geschah. Es tagte mittlerweile, und die Sonne ging hinter den Wolken auf. Die vielen kleinen Kumuluswolken streiften eine rosa Färbung über und sahen nun wie ein gigantischer Haufen Zuckerwatte aus.
    Miray stand immer noch auf seinem Posten und blickte über die Wolken zum Horizont. Es war ihm, als könnte er nun tatsächlich einen winzigen Punkt näher rücken sehen.
    Philemon klapperte nervös mit der Kandare und rieb ihre schwarze Nase an seiner Schulter. Effèlan und Roderick unterhielten sich leise.
    „Da kommt es!“, rief Miray auf einmal, und Lucy kam aus dem Gebäude gerannt. Sie stellte sich neben den Prinz und blickte auf die ebene Fläche der Wolken hinaus. Da sah man tatsächlich etwas näher segeln. Es hatte die Form eines großen weißen Schwans, der in der aufgehenden Sonne silbrig funkelte.
    Wie gebannt blickten die Geschwister auf das große Schiff, das sich langsam näherte. Mit jeder Minute konnte man mehr Details erkennen. Es war ein schlanker Schwan aus weißem Elfenbaumholz. Der Rumpf war la ng gezogen und mit feinem weißem Gefieder bedeckt. Die Flügel des Schwans, die als Segel dienten, waren weit in den Himmel hoch gereckt. Das Schiff war schmal und lang. Der Bug bestand aus einem Schwanenhals, an dessen Ende ein nach unten gebogener Schwanenkopf saß. Es war ein stolzes Schiff von ungewöhnlicher Schönheit, aber ein richtiges Schiff und hatte nichts mit den kindlichen Vorstellungen zu tun, die Miray vor seinem geistigen Auge auferstehen hatte lassen, als König Effèlan ihm die Geschichte vom Himmelsmeister erzählt hatte.
    Das Schiff segelte zügig über die Wolken heran. Dort, wo sein Kiel die Wolkendecke zerteilte, drifteten feine Zirruswolken nach allen Seiten davon. Als das Schiff den himmlischen Hafen erreichte, faltete der Schwan die Flügel zusammen und verlor langsam an Fahrt. Mit leichtem Schwung driftete es an der Kaimauer entlang und landete dann in der Zange, die sich genau an die Form des Schwanenschiffes anpasste. Ein Fallreep wurde heruntergelassen, und dann tauchte der ungewöhnlichste Mann auf, den Miray je gesehen hatte.
    Er war alt, gebeugt und trug eine weiße Haube mit ausgemergelten Schnüren an den Seiten auf dem weißen Haar. Ein langer, verfilzter Bart wuchs von seinem Kinn bis zum Bauchnabel herab, und außerdem trug er eine hellgraue Kutte, die eine Wenigkeit zu lang für ihn zu sein schien.
    Sie war mit einem alten Ledergürtel, an dem ein dicker Schlüsselbund baumelte, um seine Taille festgemacht.
    Das Männlein reichte Miray vielleicht knapp bis zur Schulter. „Himmeldonnerwetter nochmal!“, fluchte es, als es vor der Reling erschien und einen Blick an Land warf. „Wer von euch Witzbolden hat mich gerufen?!“
    Er hob den Kopf und starrte einen Moment entgeistert zu dem schwarzen Drachen hinauf, dann kam er über das Fallreep an Land und blickte Dari an, die auf ihn zutrat.
    Auf einmal riss er die Arme in die Höhe, rief: „Ist das eine Freude!“ und umarmte die Lichtfee stürmisch, die die Begrüßung erwiderte. Miray und Lucy wechselten fragende Blicke.
    „Was hast du denn da für einen Haufen schräger Vögel angeschleppt?“, wollte der Himmelsmeister wissen, als er sich zu den anderen umwandte.
    Miray und Lucy näherten sich zögerlich und schüttelten dann nacheinander dem Männlein die Hand.
    „Himmelsmeister.“
    „Prinz Miray.“
    „Himmelsmeister.“
    „Prinzessin Lucil von Shidabayra.“
    „Oh, ich erinnere mich an dich. Deine Mutter hat mir von dir erzählt. Du bist ein richtiger Engel, hat sie gesagt. Im Gegensatz zu deiner Schwester. Wo ist sie denn?“ Das Männlein sah sich suchend um.
    „Sie ist nicht mitgekommen“, entgegnete Lucy knapp.
    „Oh! ... Das wundert mich aber. Deine Schwester war doch immer sehr abenteuerlustig.“
    In der Pause, die nun entstand, traten König Effèlan und Roderick heran.
    „Oh, wie ich sehe, sind die Zeiten nicht mehr so einfach wie früher“, kommentierte der Himmelsmeister. „Das erklärt natürlich einiges. Und ihr wollt wirklich alle zusammen nach Kutraija?“
    „Ich erkläre dir später alles“, sagte Dari.

Weitere Kostenlose Bücher