Iluminai - Das Zeichen der Drachenhüter (Iluminai - Kabal Shar) (German Edition)
aufzustehen, aber der Greif sank plötzlich in die Tiefe, und der Prinz fiel auf die Knie zurück. Ein unangenehmes Schwindelgefühl bemächtigte sich seiner. Einen Augenblick lang wusste er nicht mehr, wo oben und unten war. Die großen weißen Federn flatterten über ihn hinweg, bedeckten seinen Körper und gerieten ihm in den Mund, wenn er einzuatmen versuchte.
Auf einmal tauchte Jonkanur an der rechten Flanke des Greifs auf, stieß einen spitzen Angriff sschrei aus und spie eine Feuersalve, die den Flügel des Greifs zum Brennen brachte.
Das Ungetüm kippte (Miray stieß einen spitzen Schrei aus) und schlug heftig mit den Flügeln, um das Feuer auf diese Weise wieder zu löschen.
Miray begann zu rutschen, krallte seine Finger in die weißen Federn und klammerte sich so fest er nur konnte. Er schnappte krampfhaft nach Luft, denn der Fahrtwind riss ihm den Atem fort und presste dann die Lider zusammen, in der Hoffnung, der Albtraum würde von selbst wieder verschwinden.
Der schwarze Drache kam nun hinter dem weißen Greif näher. Miray wusste, seine einzige Chance bestand darin, sich Jonkanur und Nevantio irgendwie bemerkbar zu machen. Nur wie?
Er konnte nicht loslassen, um zu winken. Er konnte gar nichts tun, außer vor Todesangst zu zittern.
„Hilfe!“, brüllte er, aber der Fahrtwind riss ihm die Worte von den Lippen.
Der weiße Greif schwankte in der Luft, kam wieder gerade und raste auf den um vieles kleineren Drachen zu.
Miray kämpfte sich in die Höhe und riskierte einen Blick nach vorne. Der mächtige Adlerschädel lag nicht weit vor ihm. Er konnte die scharfen Augen blitzen sehen. Hinter ihm gingen die langen weißen Federn in das zottige Fell des Löwen über, und noch weiter hinten züngelte ein dünner Löwenschwanz durch die Luft.
Jonkanur raste vor dem Greif in die Luft hinauf und spie neuerlich Feuer. Eine breite Salve aus Flammen und heißer Luft raste auf den Kopf des Greifs nieder und verfehlte Miray nur um Haaresbreite. Er verlor mit einer Hand den Halt und pendelte an der Flanke des Greifs hin und her. Verzweifelt ruderte Miray mit den Füßen durch die Luft, als sich die Kreatur drehte und den Prinzen mit der Bewegung herumschleuderte. Miray flog über den breiten Rücken hinweg, bekam auf der anderen Seite die Federn am Flügelansatz zu fassen und prallte unsanft gegen den Körper des geflügelten Tieres.
Miray spürte deutlich, dass nun der Moment gekommen war, in dem ihn seine Kräfte endgültig verließen. Wenn jetzt kein Wunder geschah, musste er loslassen.
Er atmete noch einmal tief ein, dann rutschten die glatten Federn, an denen er sich festklammerte, durch seine Finger, und er spürte, wie er nach unten sackte.
„Da ist er!“, brüllte im selben Moment der schwarze Drache. Jonkanur und Nevantio hatten Miray entdeckt, als der Drache die Feuersalve auf den Kopf des Greifs hatte niedergehen lassen. In letzter Sekunde hatte Jonkanur den Angriff abgebrochen und war dem Gegner in einem halsbrecherischen Bogen ausgewichen.
„Beeil dich, wir müssen ihn auffangen!“, schrie Nevantio, der den Prinzen fallen sah.
Jonkanur schlug mit den Flügeln und raste unter dem weißen Greif hindurch, tauchte noch ein paar Meter nach unten und fing Miray mit einer gekonnten Körperdrehung auf. Die Landung war alles andere als sanft. Wenn sich der Prinz nicht sofort an Nevantios Mantel festgeklammert hätte, wäre er weiter in die Tiefe gestürzt. Aber der Drachenfürst griff geistesgegenwärtig zu und packte Miray am Ärmel.
„Halte dich gut fest!“, brüllte von Romec und versuchte mit seiner Stimme den Fahrtwind zu übertönen. „Wir haben es noch nicht überstanden!“
Miray rutschte hinter Nevantio in den Sattel und hielt sich an den Schultern des Drachenfürsten fest. Der Wind riss an seinen Haaren und den Ärmeln seines Hemdes, um ihn herum drehte sich alles. Er konnte es kaum glauben, dass er noch immer nicht mit zerschellten Gliedern am Grunde der Schlucht lag.
Jonkanur wirbelte mit den Flügeln und schoss nach oben. Der Greif hatte die Verfolgung aufgenommen und kam mit bedächtigen Flügelschlägen hinter ihnen her.
Miray wandte sich um und sah in ein riesiges, weißes Gesicht mit einem krummen Adlerschnabel. Zwei klare Raubvogelaugen richteten ihren stechenden Blick auf ihn.
„Flieg schneller!“, rief der Prinz. „Er ist genau hinter uns!“
„Ich fliege ja schon schneller“, keuchte der Drache. „Ich bin schließlich nicht mehr der Jüngste. Wenn du meinst,
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