Iluminai - Das Zeichen der Drachenhüter (Iluminai - Kabal Shar) (German Edition)
Grüne Exemplare, die einen zottigen Mähnenkamm besaßen und wie Papageien in den großen Sturmweiden saßen. Kleine blaue Luftdrachen, die bis in die Wolken hinaufstiegen und anmutige Flugkünste zur Schau stellten.
Die meisten Drachen aber wurden über Yrismin gesichtet. In einer dichten Wolke kreisten sie über der Stadt und machten einen Heidenlärm. Adri, die gerade das Bettzeug zum Auslüften aus den Fenstern hängen wollte, blickte erschrocken zum Himmel hinauf. Über der schmalen Häuserzeile sah sie die schimmernden Bäuche der großen Drachen, die über Yrismin kreisten. Es waren hauptsächlich dunkelrote Rubindrachen. Die ältesten und legendärsten Drachen, die man früher in den großen Schlachten eingesetzt hatte. Ihre lauten Signalschreie übertönten die Hörner, die von den Wachtürmen der Stadtmauer über Yrismin schallten.
Tahut, der auf seinem Balkon stand und in den Himmel starrte, rief: „Was ist denn jetzt los! Xergius! Kommt auf der Stelle hierher und bringt die blaue Kristallkugel mit!“
Xergius hatte in diesem Moment aber sein ehrgeiziges Vorhaben endlich in die Tat umgesetzt und die blaue Kristallkugel in den Hof hinuntergeworfen, wo sie vor einer Sekunde in tausend Splitter zersprungen war. Ein scharfes Zischen, das von seinem Bett her drang, ließ ihn herumwirbeln.
Mit aufgerissenen Augen starrte Xergius einen hundegroßen, smaragdgrünen Drachen an, der wie eine geflügelte Schmuckeidechse aussah. Von seinem Kopf bis zum Schwanzende glitzerten dunkelblaue Dornfortsätze, die wie aus Glas gemacht wirkten. Dasselbe galt für die vier langen Krallen, die jede Pfote zierten. Hals und Kopf waren geformt wie bei einem Reh, und zwischen den Ohren saßen lange, gedrehte Hörner.
„Bring mich zu deinem König“, verlangte der kleine Drache mit ungewöhnlich tiefer Stimme, die zu seinem Erscheinungsbild nicht passen wollte.
„Ich muss ihn unbedingt sprechen. Sage ihm, Algament ist zurückgekehrt.“
*
König Effèlan wurde am Morgen von hektischem Hufgetrappel geweckt. Erschrocken fuhr er in die Höhe und blickte sich mit aufgerissenen Augen um.
„Roderick!“, rief er. „Sie greifen an!“
„Ich bin es nur, Vater“, beruhigte ihn Miray, der auf Philemons ungesatteltem Rücken in das Lager getrabt kam.
„Ihr? ... Wo wart Ihr zu dieser Zeit?“ Effèlan kam unbeholfen auf die Füße und schien noch nicht ganz wach zu sein.
Dari war längst auf den Beinen und hatte die Pferde gesattelt.
„Ich dachte schon, ich muss dich suchen gehen!“, rief sie mit mahnender Stimme.
„Philemon hatte Schwierigkeiten, den Weg wiederzufinden.“
„Was soll das heißen!“ Der König machte ein wütendes Gesicht. „Was habt Ihr hinter meinem Rücken getan?“
Miray reagierte auf Effèlans Zorn nicht. Er blickte Lucy an, die vor Levanda stand und ihren Bruder traurig ansah. Miray schüttelte kaum merklich den Kopf, und Lucy wandte das Gesicht ab.
Dari, die die stumme Szene beobachtet hatte, atmete schwer ein. Sie hatten alle gehofft, dass Fay zurückkommen würde, aber die Lichtfee erkannte erst jetzt, wie sehr sie es sich gewünscht hatte.
„Wir müssen los. Sie könnten jede Sekunde hier sein. Ich bin mir sicher, dass sie jetzt alles daran setzen werden, um uns noch vor der Stadt der Drachenhüter abzufangen“, meinte Miray und wendete Philemon.
Effèlan starrte seinen Ziehsohn einen Moment sprachlos an, während er noch zu begreifen versuchte, was eigentlich vor sich ging. Dann begann er seinen Harnisch überzustreifen. In der Zwischenzeit kam auch Roderick auf die Beine.
Zehn Minuten später waren sie aufgesessen und unterwegs. Im selben Moment flog Jonkanur mit Nevantio auf seinem Rücken in den Himmel hinauf. Er kam tief über den Wald herab, und sie konnten von Romec winken sehen. Dari winkte zurück, zum Zeichen, dass alles in Ordnung war.
Sie folgten zwar immer noch keinem Pfad, aber hier war das Unterholz deutlich lichter. Außerdem schien eine seltsame Veränderung mit dem Wald vor sich gegangen zu sein. Er wirkte nicht mehr so bedrohlich und nahe gerückt, wie noch am Vortag. Miray wusste nicht, ob es etwas mit dem nächtlichen Ereignis zu tun hatte, wollte es aber auch nicht ganz ausschließen.
Er versuchte seine Gedanken auf die Zukunft zu lenken. Nur ein Ziel war jetzt noch wichtig. Er musste unbeschadet die Stadt
Weitere Kostenlose Bücher