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Iluminai - Das Zeichen der Drachenhüter (Iluminai - Kabal Shar) (German Edition)

Iluminai - Das Zeichen der Drachenhüter (Iluminai - Kabal Shar) (German Edition)

Titel: Iluminai - Das Zeichen der Drachenhüter (Iluminai - Kabal Shar) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Guthann
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des Greifs wurde immer schriller. Dann endete es abrupt, und auch das Gestein kam langsam zur Ruhe. Schließlich hörte Miray nur mehr sein eigenes heftiges Atmen.
    Das Marmorpferd setzte sich wieder in Bewegung und erklomm die Wendeltreppe. Es dauerte nicht lange, bis ein Lichtschimmer von oben herabsickerte. Es wurde rasch heller, bis Miray den Himmel über ihnen erkennen konnte. Gleich darauf kamen sie mit einem eleganten Sprung an die Erdoberfläche zurück und standen genau vor dem Sehenden Turm. Hinter ihnen lag die durchbrochene Ebene, und der Greif war nirgendwo mehr zu sehen.
    Allerdings bekam Miray sofort einen neuen Schrecken.
    Am anderen Ende der Ebene, dort, wo er sich von Dari verabschiedet hatte, standen die Grauen Hexer in einer lückenlosen Linie. So wie es aussah, hatten sie die Mauer der Stadt längst überwunden und waren ihm dicht auf den Fersen.
    „Oh nein ...“, zischte Miray und rutschte von dem tänzelnden Pferd.
    Das Marmorpferd trabte zu einem rechteckigen Steinquader neben der Treppe, die zum Sehenden Turm hinaufführte. Dort sprang es nach oben und erstarrte in derselben Pose, in der es auf der anderen Seite der Ebene auf dem Steinsockel gestanden hatte.
    Miray hatte keine Zeit, sich darüber zu wundern. Er rannte die Treppe hinauf. Im selben Moment setzten sich auch die Grauen Hexer in Bewegung.
                                                                                  *
    König Effèlan drückte sich an den Stamm des mächtigen Drachenbaumes, der hinter dem Stadttor mitten auf dem Platz in den Himmel wuchs. Er spürte die Angst seinen Rücken hinaufklettern, als die Grauen Hexer an ihm vorbeiraschelten. An ihrer Spitze hatte er Estarius erkannt. Der Elbenkönig hinterließ selbst jetzt noch einen tiefen Eindruck. Als es das Volk der Elben gegeben hatte, mochte er ein strahlender Herrscher gewesen sein, mit einem mächtigen Herz. Aber jetzt waren auch seine Haut und Haare grau geworden.
    Effèlan konnte sich nicht erklären, warum die Hexer ihn nicht bemerkten. Als sie die Stadtmauer erreicht hatten, hatte sich das Maul des Lindwurms ganz von selbst wieder geöffnet. Aber nicht nur das, auch das Gitter war in seine Einzelteile zersprungen. Die hundert kleinen Seeschlangen waren rasch in alle Himmelsrichtungen davongeschwirrt.
    Effèlan war es gelungen, in die Stadt zu laufen, ohne dass er bemerkt worden war. Nun stand er an den Drachenbaum gedrückt und keiner sah ihn. Vielleicht lag es an dem Baum.
    Effèlan hob den Kopf und blickte in ein schuppiges Gesicht, das dort oben in der Krone saß.
    Es war breit wie das einer Kröte und besaß smaragdgrüne Augen. Aus dem Maul fuhr eine blaue, gespaltene Zunge.
    Langsam wurde dem König bewusst, dass das Tor nicht von den Grauen Hexern aufgebrochen worden war, sondern dass es die Zauberer in die Stadt gelockt hatte. Die ganze Stadt, jeder Baum, jedes Haus und vermutlich jeder Stein hier, wusste genau darüber Bescheid, was vor sich ging. Die Stadt war nicht besiegt worden, sie hatte sich in eine riesige Falle verwandel t, die die Grauen Hexer nur allzu gerne willkommen hieß.
    König Effèlan verließ seinen Platz und huschte im Schatten einer hohen Häusermauer weiter. Der Sehende Turm war nicht zu übersehen. Aber noch hatte auch Effèlan nicht ausgespielt. Und er kannte sich in der Stadt gut aus, e r war schon einmal hier gewesen...
    Er betrat eines der beeindruckenden Häuser, huschte durch eine stille Halle, deren Fliesenmosaik einen blauen Seedrachen darstellte und rannte dann eine Treppe nach unten, auf der er in der Finsternis verschwand.
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
    47. Die Kammer des Auges
     
     
     
     
    Der Sehende Turm war aus demselben weißen Gestein erbaut worden, wie der Drache in den Katakomben der Stadt, durch dessen Rachen Miray auf dem Marmorpferd geritten war. Der Turm sah aus wie aus trübem Eis gezimmert, oder war es erstarrte Milch? Die Wände waren so glatt, als hätte ein Drache mit seiner Zunge jahrtausendelang darüber geleckt. Wenn man sie aber berührte, fühlten sie sich warm an. Der Turm schimmerte und funkelte in der Sonne. Als Miray vor dem Tor stand, bemerkte er, dass es geschlossen war. Auf den beiden Flügeln prangte das Zeichen der Drachenhüter.
    Noch während der Prinz darüber nachdachte, wie er ins Innere gelangte, erstrahlte ein Licht, das sich wie eine prüfende Hand auf ihn legte. Ganz

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