Iluminai - Das Zeichen der Drachenhüter (Iluminai - Kabal Shar) (German Edition)
hatte.
„Wie ihr sehen könnt, ist der Raurissee nicht weit von uns entfernt. Reitet an seinem Ufer in nördlicher Richtung entlang, dann werdet ihr die Grenzen zu Effèlan überschreiten. Es gibt dort eine hohe Mauer und in gewissen Abständen Grenzposten. Wenn ihr die Depesche vorzeigt, wird man euch durchlassen. Nachdem ihr die Grenze passiert habt, werden euch die Grauen Hexer sicher eine Weile nicht mehr folgen können.
Danach werdet ihr auf die Oststraße gelangen. Sie ist sehr breit und gut befestigt. Das ist eines der guten Dinge an König Effèlan. Er führt ein strenges Regiment, das dafür Sorge trägt, dass im Land alles gut ausgebaut und benutzbar ist. Ihr werdet dort auch keinen Räubern oder anderem Gesindel begegnen.“
Lucy lief eine unangenehme Gänsehaut über den Rücken. Wenn sie erst einmal die Grenze passiert hatten, lieferten sie sich auf Gedeih und Verderben König Effèlan aus. Ihm und seinem Sohn.
Sie hatte mehr Angst davor, als sie zugeben wollte. Was, wenn man sie nie wieder gehen ließ? Wenn sie für immer und alle Zeit die Gefangenen des Königs bleiben würden?
„Sobald sich das erste Grau des Morgens über dem Wald von Eshkash zeigt, reitet ihr los“, sagte Vialatra in diesem Moment. „Das dauert nicht mehr lange, also legt euch jetzt schlafen. Ich wecke euch in ein paar Stunden.“
*
Im Westen des Landes und zur selben Zeit, rauschte Nevantio von Romec auf Jonkanurs schwarzem Rücken durch die Finsternis. Der Wind war schneidend kalt, und Nevantio war starrgefroren. Er konnte seine Hände kaum noch bewegen, und ein Grinsen war ihm quasi ins Gesicht gemeißelt. Der Drache brummte gut gelaunt, schlug allenthalben mit den weit gespannten schwarzen Schwingen und schien ganz offensichtlich die Freiheit über den Wäldern von Ayn zu genießen.
Ein leises Klingeln ließ den Drachenfürsten aufschrecken. Er straffte verdutzt den Rücken und sah sich suchend um.
„Was ist das für ein seltsames Geräusch?“, erkundigte sich Jonkanur. „Hört sich an, wie das Klingen eines sehr kleinen Glöckchens, könnte aber auch ein ...“
„Das ist, glaube ich, die Kristallkugel, die Tahut mir gegeben hat.“
„Oh nein, dieses Ding gibt es immer noch? Nyasinta hat mich vor etlichen Jahren damit schon in den Wahnsinn getrieben. Es klingelt ständig und zwar immer dann, wenn man sich entweder zum Fressen niederlassen will, oder wenn man sich gerade aufs Ohr gelegt hat.“
Nevantio suchte wie ein Wilder in den Falten seines Mantels nach den verschiedenen Taschen. Ein Mantel mit vielen Taschen mag nützlich erscheinen, solange man noch auf dem Boden steht und einem nicht der Nordwind in einer Höhe von über 3000 Metern um die Ohren brüllt.
„Wo ist das Ding denn nur? Etwas so Kleines kann man unmöglich so schnell finden!“
Endlich erwischten seine Finger die runde Kugel und holten sie hervor.
Von Romec hauchte rasch auf das trübe Glas, und endlich klärte sich die Sicht.
Tahuts ungeduldiges Gesicht erschien in der Kugel. Durch die Form war es ein bisschen breiter als gewöhnlich.
„Von Romec!“, meldete sich der König barsch. „Wo seid Ihr denn? Ich habe Euch schon eine Stunde zu erreichen versucht!“
„Entschuldigt, mein König. Es ist nicht ganz einfach, auf dem Rücken eines Drachen zu sitzen, weit über das Land dahinzubrausen und gleichzeitig mit einer kleinen Kristallkugel zu sprechen.“
Jonkanur ließ ein amüsiertes Kichern hören.
„Schon gut, Nevantio. Wie sieht es aus, habt Ihr schon etwas herausgefunden?“
„Dass Yrismin von den Ashjafal angegriffen wurde, wisst Ihr wahrscheinlich schon?“, vermutete Nevantio.
„Ja!“, brüllte Tahut. „Es wird gemunkelt, dass es an hünenhaften, grau gekleideten Männern gelegen haben soll.“
„Wir vermuten es. Yrismin hat seine Pforten geschlossen. Die Schäden dürften gewaltig sein. Wir sind noch nicht dort gelandet, weil es uns sinnlos erschien. Der Fürst hätte mich sicherlich nicht vorgelassen.“
„Das ist nicht gut“, sagte der König kurz angebunden. „Ich habe ein bisschen das Gefühl, als würde uns die Sache aus den Händen gleiten. Habt Ihr schon einmal versucht, mit den Gesichtslosen Kontakt aufzunehmen?“
„Die melden sich erst wieder, wenn sie ihren Auftrag ausgeführt haben“, mischte sich Jonkanur ein.
„Wer hat da gesprochen?“, wollte Tahut
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