Iluminai - Das Zeichen der Drachenhüter (Iluminai - Kabal Shar) (German Edition)
wissen.
„Der Drache“, gab Nevantio Auskunft.
Tahut brummte vor sich hin. „Die Grauen Hexer sollten die Lage nicht verschlimmern, sie sollten sie für uns verbessern“, sagte er dann zornig. „Jetzt liegt Yrismin in Schutt und Asche, alles ist im Chaos versunken. Shidabayra wurde gestern zweimal angegriffen, und beim zweiten Mal hätten die Ashjafal fasst die untere Stadtmauer überwunden. Ich weiß ja nicht, wo oder gegen wen die Grauen Hexer kämpfen, aber im Moment sieht es so aus, als würden sie die Ritter aus Effèlan anstacheln, noch härter gegen uns vorzugehen. Und wo sind die verdammten Teufel? Wir hätten sie gestern hier gut gebrauchen können.“
„Ich weiß es nicht genau ...“
„Was soll das heißen, von Romec? Ich habe Euch losgeschickt, damit ihr sie ausfindig macht. Sagt mir jetzt nicht, dass Ihr sie nicht zu Gesicht bekommen habt, auf Eurer großartigen Reise!“
„Doch ... wir sahen sie im nördlichen Wald von Yspiria und dann noch einmal knapp vor Yrismin ... aber ...“
„Aber was?!“
„Sie waren jedes Mal fort, wenn wir gelandet sich, als hätten sie sich in Luft aufgelöst.“
„Sie reisen mit den Schatten“, mischte sich Jonkanur wieder ein. „Sie schlüpfen mit den Schatten durch Zeit und Raum. Wenn sie nicht gesehen werden wollen, wird man sie auch nicht sehen. Oder habt Ihr, König Tahut, schon einmal versucht, einen Schatten zu fangen?“
„Ein vorlauter Drache. Das ist wirklich gut“, grunzte Tahut. „Meldet Euch, wenn Ihr mehr wisst.“
Die Kugel erlosch, und Nevantio blickte noch eine ganze Weile missmutig hinein. Er hatte ja selbst keine Ahnung, was die Grauen Hexer vorhatten. Er wusste nicht einmal genau, was sie waren. Aber bei einer Sache war er sich ziemlich sicher. Er vermochte nicht, sie wieder in das Schwarze Buch zurückzuverbannen.
22. Wieder zuhause
Für Prinz Miray war der Palast von Effèlan nicht unbedingt das, was sich andere unter ihrem Zuhause vorstellen. Zwar überfiel ihn tatsächlich so etwas wie Erleichterung, als er den erhellten Gebäudetrakt auf den Felsen erblickte, aber im Grunde war es kein Ort, nach dem er sich sehnte.
Außer vielleicht wie ein Hund, der sich nach seinem prügelnden Herrchen sehnt, weil er von ihm zu fressen bekommt und keinen anderen Platz kennt, an den er gehen könnte.
Die Stadt schmiegte sich am Fuße der Felsen, die sich hier beinahe in makelloser Form aus den Wäldern erhoben, an die glatten Wände, während der Palast auf der Spitze thronte und in krassem Gegensatz zu der groben Stadtmauer und den gemauerten Häusern der gewöhnlichen Bürger stand. Er war ein filigranes Bauwerk aus weißem Sandstein, mit Säulen und weiten Balustraden, die mit feinen Fliesen ausgekleidet waren. Galerien bestückten die Außenmauern, auf denen man um das gesamte Bauwerk flanieren konnte, um weit über das Land zu blicken, was Miray in seiner Jugend oft getan hatte.
Wenn es Abend wurde, beleuchtete man den Palast, so dass er wie ein buntes Glaskunstwerk weithin sichtbar war und man den Eindruck bekam, dort könnten schöne Prinzessinnen auf den Balkonen stehen und darauf warten, dass gut aussehende Ritter kamen, um unter ihren, mit Ziergittern versehenen, Fenstern für sie zu singen.
Das war allerdings ein trügerischer Eindruck, denn außer Effèlan und dem stillen Prinz, wohnten nur ein paar ausgesuchte Diener hinter diesen Mauern.
Andamar hatte sich die Rückkehr nach Effèlan auch anders vorgestellt. Er hatte gedacht, mit wehenden Bannern und seinen Rittern stolz in die Stadt einreiten zu können. In seinem Gefolge der junge Prinz, der zu einem stattlichen Ashjafal geworden war. Nun waren sie zu zweit. Die Pferde, die sie ritten, sahen heruntergekommen und müde aus. Andamars Rüstung war verbeult und an einigen Stellen mit Blut besudelt. Miray wirkte eher wie sein Gefangener, als der Sohn des Königs. Sein abweisendes, beinahe beleidigtes Gesicht, das alle Bürger sehen konnten, die so spät noch auf den Beinen waren, tat sein Übriges zu ihrem jämmerlichen Auftritt.
Als sie den steilen Pfad zum Palast überwunden hatten, die Pferde von übereifrigen Stalljungen fortgeführt wurden und sie nebeneinander auf das Portal zuschritten, klopfte ihnen beiden das Herz bis zum Halse.
Miray sah verschmutzt aus, das Haar war zerzaust, an der Wange prangte eine entzündete Wunde. Selbst das Schwert hatte er verloren, und als der König, schon im
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