Iluminai - Das Zeichen der Drachenhüter (Iluminai - Kabal Shar) (German Edition)
Hand, deren Saiten er gerade neu aufzog.
„Also, du hast vielleicht Nerven, hier noch einmal aufzutauchen“, meinte er.
„Das sagte Adri bereits“, entgegnete der Schausteller. Das Äffchen bleckte die Zähne und kreischte lauthals los.
„Halt mir Brutus ja vom Hals“, beschwerte sich Barbadur, erhob sich und legte die Fidel beiseite.
„Was willst du hier?“
„Miro ist auf dem Weg hierher. Sie bringt einen Drachen mit. Meine Aufgabe ist es, die Gilde zusammenzutrommeln.“
Barbadur blickte Drago verdutzt an.
„Die Gilde existiert nicht mehr“, nuschelte er und schenkte sich von einer Flasche Schnaps etwas in einen Tonkrug, um den Inhalt dann in einem schnellen Zug hinunterzustürzen.
„Die Grauen Hexer sind zurückgekehrt. Nun ist es auch an uns, wieder aufzuerstehen“, sagte Drago prosaisch.
Barbadur blickte Drago Gari glasig an.
„Ich bin jetzt ein Dieb, falls du es noch nicht bemerkt hast. Ich habe seit Jahren keinen Drachen mehr gerufen. Und welcher Drache wäre so verrückt, ausgerechnet zu mir zu kommen?“
Barbadur schenkte sich neuen Schnaps ein und prostete Drago mit dem Krug in der Hand zu.
*
Am sechsten Tag, des neunten Mondes, im 345sten Jahr des Drachen Algament, setzten sich die Kinder König Tahuts, zusammen mit einem schwarzen Lavaschuppendrachen, in Richtung Isbikuk in Bewegung. Die ersten Sonnenstrahlen durchbrach en die dichten Wipfel der Farlabäume und tauchten den Wald von Effèlan in ein unwirkliches Licht.
Während Jonkanur und Nevantio in mittlerer Geschwindigkeit über die, von Raureif angehauchten, Wipfel der Bäume hinwegflogen, galoppierten die vier Reiter, einem weichen Pfad folgend, nach Norden. Fay hatte sich an die Spitze gesetzt, während Lucy in der Mitte ritt. Dicht gefolgt von Dari und Miray, die nebeneinander auf ihren weißen Hengsten durch den Wald galoppierten.
Miray war seit ihrem Aufbruch ausgesprochen schweigsam. In seinem Inneren herrschte ein Durcheinander, wie er es sich nicht vorstellen hatte können. Er wusste auf einmal nicht mehr, wohin er gehörte, wer er eigentlich war und wohin sein Weg ihn führen würde.
Im Palast war er wenigstens der Prinz gewesen. Der Thronerbe Effèlans. Man hatte ihn von hinten bis vorne bedient. Nun war er es nicht mehr und konnte es auch nie wieder werden. Das Schlimmste daran war, dass er nicht mit Effèlan darüber reden konnte. Er hätte gerne eine Erklärung für all das gehabt. Und hätte sie aus dem Munde seines Ziehvaters hören wollen.
Jetzt führte ihn der Weg weit fort vom Palast.
Dari warf ihm hin und wieder einen prüfenden Blick zu, aber der Prinz erwiderte ihn nicht.
„Eine schwere Zeit liegt vor dir“, sagte sie schließlich. Miray sah zu ihr hinüber. „Eine Menge Entscheidungen werden auf dich zukommen, und du wirst dir nicht immer sicher sein, das Richtige getan zu haben.“
„Vermutlich“, stimmte der Prinz zu.
Zu Mittag senkte sich der Wald in ein weites Tal hinab, dessen Bäume silbrig in der Sonne glänzten, die durch eine dünne Schichte Hochnebel blinzelte. Ein schmaler Bach wand sich Richtung Süden durch das hohe Gras, und Rehe flüchteten vor den vier Reitern in den Wald hinein. Hier legten sie eine kurze Rast ein, um die Pferde zu tränken.
„Wir haben überhaupt keine Vorräte“, stellte Fay fest, nachdem sie aus dem Sattel gestiegen war.
Nevantio rutschte galant von Jonkanurs Rücken. „Ich habe noch ein wenig Brot und Käse!“, rief er und holte die Tasche hinter dem Drachensattel hervor.
Miray hatte sich abseits der Gruppe auf einen weißen Felsen gesetzt und blickte zu den Bäumen hinauf, die vor dem Bach ein paar Meter zurückgetreten waren.
Als er Daris Hand auf seiner Schulter fühlte, zuckte er erschrocken zusammen und blickte zu der Lichtfee hoch.
„Du solltest dich nicht abseits halten“, sagte sie sanft und setzte sich zu ihm auf den Stein. „Du solltest mit ihnen sprechen.“ Dari warf einen Blick über die Schulter zurück, zu den beiden Prinzessinnen, die wild darüber diskutierten, in wie viele Portionen das Brot und der Käse einzuteilen waren.
Miray zuckte die Schultern. „Ich kenne sie doch gar nicht. Für mich sind sie Fremde. Und was glaubst du, denken sie über mich? Ich bin doch, wenn man es genau überlegt, ihr Feind. Ihr Leben lang müssen sie gedacht haben, ich sei tatsächlich Effèlans
Weitere Kostenlose Bücher