Iluminai - Das Zeichen der Drachenhüter (Iluminai - Kabal Shar) (German Edition)
Schwarze Buch zurückzuverbannen.“
„Wenn du darüber Bescheid weißt, wusstest du auch, dass ich nicht Effèlans Sohn bin?“, erkundigte sich Miray ungehalten.
„Die normale Welt wusste es nicht“, schränkte Dari rasch ein. „Nyasinta hat es nie jemandem preisgegeben. Aber die geistige Welt wusste es von Anfang an.“
„Wer ist die geistige Welt?“, verlangte Miray zu wissen.
„Feen, Elfen, Hexer, Magier, Zauberer ...“ Dari verstummte, dann fuhr sie fort. „Deine Ankunft auf dieser Welt ist nicht im Verborgenen geschehen. Auch Effèlan muss darüber Bescheid gewusst haben. Deshalb hat er Nyasinta ...“
„Du willst mir doch nicht weismachen, dass sie mich unabsichtlich bei Effèlan vergessen hat!“
„Pscht!“ Dari legte einen Finger über die Lippen. „Wir sollten vielleicht nicht jetzt darüber reden. Tatsache ist, dass du ein Elbenherz besitzt, das viele in Faranjoma und auch anderswo haben möchten. Wir sollten also etwas vorsichtiger sein.“
„Was macht dieses ... Herz aus mir?“, wollte Miray trocken wissen.
„Das kann ich dir nicht sagen. Vielleicht macht es dich mächtig, vielleicht macht es dich auch nur gefühlvoller als normale Menschen. Womöglich hast du es noch gar nicht entdeckt. Vielleicht dachte Effèlan, es würde dir mehr Macht verleihen, als ihm, und so könntest du ein größerer Herrscher werden, als er es je war.“
Miray schwieg. Natürlich war ihm schon lange bewusst gewesen, dass Effèlan ihn nicht liebte. Schon gar nicht seiner selbst willen. Aber dass es nur darum ging, sein Erbe an einen mächtigen Mann mit einem Elbenherz zu übergeben, erschütterte ihn im Augenblick mehr, als er Dari sehen lassen wollte.
„Gut, ich komme mit, in die Tote Stadt“, sagte er, verschränkte die Arme vor der Brust und blickte zu Boden.
„Eine weise Entscheidung“, entgegnete die Lichtfee mit sanfter Stimme.
Natürlich konnte sie sehen, welche Gefühle den jungen Prinzen bestürmten, und es schnitt ihr ins Herz, ihm nicht helfen zu können. Es war grausam, was die Menschen ihren Kindern antaten.
28. Flucht und Neuanfang
„Komm! Beeile dich ein bisschen. Dafür ist nun wirklich keine Zeit mehr!“ Nyasinta stand vor dem Türausschnitt, der vom Dachgarten in Miros Zimmer führte und zitterte vor Aufregung. Eigentlich flackerte sie eher, wie eine Kerze, die kurz vor dem Verlöschen stand.
Die Heilerin von Usonday erschien mit einer großen Reisetasche in der Hand und trat an die Brüstung. Unten, auf der verschmutzten Straße, konnte sie eine Abordnung Ritter in der typischen Aufmachung Shidabayras im Licht des frühen Morgens sehen. Alle trugen sie Adlerhelme auf den Köpfen und ihre Schritte waren deutlich auf dem feuchten Kopfsteinpflaster zu vernehmen. Über ihnen flatterte eine helle Flagge im Luftzug über den Straßen, die einen Adler zeigte, der einen Phönix jagt.
„Zu spät. Sie sind schon da!“, rief Miro und wollte sich wieder dem Eingang zu ihrer Wohnung zuwenden.
„Halt, warte!“ Nyasinta verstellte ihr den Weg. „Wenn du durch diese Türe gehst, wird dich Tahut fangen und einsperren lassen. Ich brauche dich aber in Freiheit. Du musst unbedingt nach Yrismin gehen.“
„Wenn du mir jetzt noch sagst, wie ich das bewerkstelligen soll, werde ich das gerne tun“, entgegnete Miro in reserviertem Tonfall.
„Lass mir nur einen kleinen Augenblick Zeit“, entgegnete Nyasinta und seufzte schwer. „Ich habe keinen Drachen beschworen, seit ich nicht mehr unter den Sterblichen weile, aber ich werde es dennoch versuchen.“
„Einen Drachen?“, vergewisserte sich die Heilerin, und ein unangenehmer Schauer huschte ihr über den Rücken. Sie konnte sich beim besten Willen nicht vorstellen, dass sie allein mit einem Drachen zurechtkam. Schon die Flüge auf Odaras Rücken, wenn Nyasinta sie nach Kutraija mitgenommen hatte, waren immer ein Graus für sie gewesen. Mit Schaudern dachte sie an die schwindelerregende Höhe zurück. An den schneidenden Wind, an das unangenehme Gefühl, das ihr jedes Mal durch den Bauch gehuscht war, wenn der Drache zur Landung angesetzt hatte.
Aber offenbar ließ sich Nyasinta nicht von ihrer Idee abbringen. Sie trat in die Mitte des Dachgartens und schloss die Augen. Miro wich einstweilen noch einmal an die Balustrade zurück. Die Ritter hatten inzwischen das heruntergekommene Haus erreicht und bildeten eine Traube vor dem Eingang. Einige zerlumpte Gestalten
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