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Im Abgrund der Ewigkeit

Im Abgrund der Ewigkeit

Titel: Im Abgrund der Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roxann Hill
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ihr Haar für einen flüchtigen Augenblick nahezu zwanghaft berühren musste…
    Die Bruchstücke ihres gemeinsamen Lebens rasten vor seinem inneren Auge vorbei.
    Eine Erkenntnis begann, sich langsam aber unabwendbar in ihm zu bilden.
    „Siehst du?“, hörte er den Abt von weither sprechen. „Lilith ist keine Dämonin.“
    „Aber was ist sie dann?“ Asmodeo brachte die Worte fast nur stammelnd heraus.
    Der Abt lehnte sich auf dem Stuhl zurück. Seine graublauen Augen leuchteten. „Sie ist ein Engel.“

8
     
    A smodeo sprang auf. Der Tisch wackelte bedenklich. Er drehte sich vom Abt weg und ging mit schnellen Schritten Richtung Ausgang. Mozart blickte hoch. Als er jedoch merkte, dass Asmodeo nach wenigen Metern stehen blieb, lies er seinen Kopf wieder auf die Vorderpfoten sinken.
    Der Abt sah, wie sich Asmodeos Schultern mehrmals hoben und senkten, wie er für einige Minuten verharrte - seine Hände an den Seiten hängend zu Fäusten geballt. Schließlich kehrte Asmodeo langsam zum Tisch zurück.
    Der Abt war sitzen geblieben. Von seiner Position aus wirkte Asmodeo kraftvoll und überaus mächtig.
    „Ein Engel?“ Asmodeos Stimme hatte einen knarrenden Unterton.
    Das strahlende Lächeln kehrte auf das Gesicht des Abtes zurück.
    „Wenn sie ein Engel ist, dann besteht Hoffnung für sie. Das sehe ich doch richtig?“
    „Aber ja. Ganz ohne Zweifel. Engel werden sicher nicht in die Hölle gezogen. Niemals.“
    „Aber die Zwischenwelt ist auch für Engel nicht ungefährlich.“
    „Das ist sie für niemanden, sonst würde man sie nicht Fegefeuer nennen.“
    Mozart fühlte die Anspannung, die Asmodeo so geschickt zu verbergen versuchte. Er ging zu seinem Herrn und schmiegte sich eng an ihn. Asmodeo langte nach unten und strich über dessen Fell. „Ich weiß, ich kann nicht zu ihr. Aber ich wünschte mir … Pater, wenn ich sie doch nur einmal sehen könnte. Nur ein einziges Mal. Wenn ich mich vergewissern könnte, dass es ihr wenigstens den Umständen entsprechend gut geht. Dass sie nicht alleine ist, sondern …“ Asmodeo führte seinen Satz nicht zu Ende.
    „Du willst wissen, ob sie und Johannes zusammen im Fegefeuer sind.“
    Asmodeo nickte.
    „Darüber lässt sich reden“, meinte der Abt und sein seltsames Lächeln wurde noch ein wenig intensiver, während er aufstand, ohne seinen Blick von Asmodeos Gesicht zu lösen.
    „Kommst du mit?“, fragte er und als Asmodeo nicht sofort reagierte, fügte er noch hinzu: „Aber der Hund muss hier bleiben.“
    Asmodeo machte eine kleine Handbewegung und Mozart legte sich sofort nieder.
    Ohne große Umstände zu machen, hakte sich der Abt bei Asmodeo unter und zog ihn in Richtung einer massiven Eichentür, die sich am anderen Ende des gotischen Rundgangs befand. „Weißt du was?“, sprach er dabei im Plauderton weiter, als würden sie gerade durch einen Park schlendern, „Nachdem wir – wie ich das sehe –in der nächsten Zeit wohl häufig miteinander zu tun haben werden und du jetzt quasi zur Familie gehörst, solltest du nicht mehr so förmlich mit mir umgehen.“
    Asmodeo zwang sich zu einem Lächeln. „Und wie soll ich Sie… dich… nennen?“
    „Johannes nennt mich immer Onkel Franz, …oder einfach nur Franz.“
    „Franz?“ Asmodeo blieb stehen, um den Abt anzublicken, doch der zog ihn mit einem fröhlichen Gesichtsausdruck weiter. „Na, siehst du? Es geht doch.“
    Mittlerweile waren sie an dem mehr als drei Meter hohen Holztor angekommen, das mit zahlreichen kunstvollen Schnitzereien verziert war. Der Abt ergriff die abgewetzte Klinke, drückte sie nach unten und öffnete die Tür.
    Sie betraten die Kirche. Spärliches Licht drang durch bunte Glasscheiben, die Szenen aus dem Leben der Heiligen darstellten. Asmodeo sah einen Ritter, der mit seiner Lanze in den Hals eines feuerspeienden Drachen stach. Zu der gängigen Darstellung passte nicht, dass der Ritter eine Art Eisenflasche an einer Kette um den Hals trug.
    Die Bänke in dem dunklen Gemäuer waren ebenso alt, wie der uneben abgetretene Steinboden. Überall an den Wänden standen geschnitzte Statuen. Mönche, Priester, Bischöfe hatten ihre Hände erhoben, um mit ihren Fingern in Richtung des Himmels zu deuten. Asmodeo kam es so vor, als hätten sie auf ihn gewartet.
    Der Abt machte ein schnelles Kreuzzeichen, verneigte sich kurz in Richtung des goldverzierten Altars und führte Asmodeo zwischen den Gebetsstühlen hindurch, die Stufen hinauf und dann zu einem imposanten Relief, das im

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