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Im Abgrund der Ewigkeit

Im Abgrund der Ewigkeit

Titel: Im Abgrund der Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roxann Hill
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absolut Fremder für mich war und ich mich nicht erinnern konnte, ihn jemals zuvor gesehen zu haben. Mehrmals hatte ich den Eindruck, als würde es donnern und blitzen. Doch immer, wenn ich aufsah, erwartete mich nur Wüste, der gnadenlose blaue Himmel und die gleißende Sonne.
    Irgendwann beugte ich mich zu ihm vor, meine Lippen trafen seine und ich gab ihm einen sanften Kuss.
    Wer immer er auch sein mochte, ich wusste, dass ich ihn liebte.

18
     
    I ch führte die Pferde der drei Toten zu denen des Fremden und begann, die Tiere nacheinander abzusatteln und abzuschirren. Während ich arbeitete, streiften meine Blicke wiederholt hinüber zu dem jungen Mann, der unter seiner Decke im Halbschatten lag.
    Wieso fühlte ich mich derartig zu ihm hingezogen?
    Ich dachte daran, wie mich eine schier unüberwindbare Kraft gleichsam dazu gezwungen hatte, ihn zu berühren und sogar zu küssen. Was für eine eigenartige Magie ging von ihm aus? Konnte es möglich sein, dass ich ihn tatsächlich kannte? Hatte ich womöglich jenen geheimnisvollen Asmodeo gefunden, der mir mit Unterstützung des Alten bereits zweimal geholfen hatte?
    Asmodeo – Als ich den Namen diesmal aussprach, erschienen zwei leuchtend blaue Augen vor mir. Hell und durchdringend gelangten sie bis in meine Seele. Nein - bei dem verwundeten Mann handelte es sich um jemand anderen.
    Aber - kurz bevor der Fremde in Ohnmacht gefallen war, hatte er mich Lilith genannt. Ganz offensichtlich wusste er , wer ich war. Ich konnte nicht sagen, dass mir dieser Gedanke gefiel. Ich wurde gesucht und vielleicht gab es in meiner Vergangenheit Vorkommnisse – schreckliche Dinge, die mein Verstand ausblendete. Sobald der junge Mann aufwachte, würde ich Gewissheit erlangen. Dann hätte dieses Rätselraten ein Ende.
    Vielleicht hatte man mich ja auch nur verwechselt. Vielleicht war alles nur ein großer Irrtum, und der wunderschöne Fremde konnte mir dabei helfen, alles aufklären. Das waren für meinen Geschmack zwar etwas zu viele Vielleichts, dennoch hoffte ich, dass meine Pechsträhne hier und jetzt ein Ende finden, dass sich alles zum Guten fügen würde.
    Ich wandte mich der hochbeladenen Transporttrage zu, um die einzelnen Gegenstände herunterzunehmen. Auch das Packpferd sollte sich ausruhen können und später würden wir die Last ohnehin auf mehrere Tiere verteilen. Wir würden die Trage nicht mehr benötigen.
    Knapp ein halbes Dutzend zerkratzter alter Reisekoffer zerrte ich in den Schatten eines weiteren Felsens. Vier große Geigenkästen waren darunter. Ich behandelte sie mit besonderem Bedacht, um die Instrumente nicht zu beschädigen. Allem Anschein nach war mein unbekannter Freund ein Musiker, und wenn ich an seine langen und doch kräftigen Hände mit ihren sehnigen Fingern dachte, lag das durchaus im Bereich des Möglichen.
    Ich fand einen Sack mit Hafer und fütterte allen Tieren eine große Handvoll davon. Sie gaben beim Fressen mahlende Geräusche von sich, ihre behaarten Lippen kitzelten an meinen Händen. Gerne hätten sie eine weitere Portion erhalten, aber nachdem jetzt drei Tiere mehr versorgt werden mussten, hielt ich es für besser, sparsam mit dem Futter umzugehen.
    Die Toten lagen in der prallen Sonne. Dort konnten sie nicht bleiben. Ich schleifte sie möglichst weit weg zum Fuß einer Düne, nachdem ich ihnen Waffen und Patronengurte abgenommen und zu dem Gepäck gelegt hatte. Es widerstrebte mir zwar, aber ich durchsuchte dennoch jede einzelne ihrer Taschen. In der Wüste konnte man es sich einfach nicht leisten, verschwenderisch zu handeln. Die Männer hatten sicher Gegenstände bei sich, die wir zum Überleben brauchen konnten.
    Wir – ich hielt kurz inne und musste lächeln. Ganz selbstverständlich ging ich davon aus, dass ich gemeinsam mit dem Fremden weiterziehen würde. Aber war das realistisch? Mein Gefühl sagte mir, dass ich ab jetzt nicht mehr allein sein würde. Andere Optionen wollte ich erst gar nicht in Erwägung ziehen, weil ich – woher auch immer – ganz genau wusste, dass der Fremde meine Empfindungen teilte.
    Bei den Toten fand ich zwei Taschenmesser, Zündhölzer und ein kleines hölzernes Kistchen, auf dem Zigarren stand. Außerdem beinhaltete meine Ausbeute eine verchromte flache Metallflasche. Neugierig öffnete ich sie. Es roch streng aber irgendwie aromatisch. Ich probierte einen kleinen Schluck. Es brannte in meinem Mund und ich spuckte das Zeug aus. Vermutlich handelte es sich um eine Medizin zum Säubern von Wunden,

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