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Im Abgrund der Ewigkeit

Im Abgrund der Ewigkeit

Titel: Im Abgrund der Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roxann Hill
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vorsichtig, dann immer schneller, die abgetretenen Steinstufen hinunterzulaufen. Die Zeit schien ihm unendlich. Die Stufen der Wendeltreppe drehten ihn im Kreis und immer wieder fand sein Fuß einen weiteren Tritt. Tiefer und tiefer drang er vor.
    Er wäre fast gestolpert, als er den flachen Boden erreichte. Kurz hielt er inne und vernahm hinter sich die eiligen Schritte des Abtes.
    „Warte Asmodeo, ohne mich kannst du ohnehin nichts ausrichten!“ keuchte der alte Mann. Die Fackel in dessen Hand war fast erloschen. Ihr geringes Licht genügte aber, dass Asmodeo die Felsen ausmachen konnte, zwischen denen er sich hindurchzwängen musste. Bald stand er im Bernsteinzimmer. Schweiß lief über seine Stirn und er atmete schwer. Der Abt war neben ihn getreten. Er senkte die Fackel und entzündete die einzelne Kerze vor den drei Gemälden.
    Zitternd und verwaschen entstanden Flecken auf den Leinwänden, wuchsen zu Farben und erzeugten schließlich lebendige Bilder. Links, in der Abbildung der Vergangenheit, materialisierten sich Johannes und Lilith, auf ihren Pferden sitzend, wie sie nach unten auf ein weißes Gebäude blickten. In der Mitte, die die Gegenwart zeigte, stand Lilith mit ihren Fußspitzen auf einem Tisch. Um ihren Hals war ein Strick gelegt und sie drohte, erdrosselt zu werden. Die Darstellung ganz rechts war noch in Bewegung. Wie in einem Strudel flossen Hell und Dunkel ineinander, verklumpten sich und wurden wieder versprengt.
    „Franz! Was ist da los?“ Asmodeo packte den Abt unsanft an der Schulter, um ihn beinahe brutal zu rütteln. „Was geschieht mit Lilith und Johannes? Warum bekommen wir keine Abbildung der Zukunft?“
    Der Abt blickte von einem Bild zum anderen. Seine Augen waren weit aufgerissen. Furcht sprach aus seinen Zügen.
    „Sag mir, was da passiert, Franz! Sag es mir! Sofort!“ Asmodeo schüttelte den alten Mann erneut. Der ergriff dessen Hand, um sie leicht zu drücken. „Lass los, Asmodeo. Du tust mir weh.“
    Schlagartig ließ Asmodeo seinen Arm sinken.
    Der Abt studierte eingehend die Bilder. „Lilith ist in Lebensgefahr“, sagte er. „Die Zukunft ist noch ungewiss. Es ist möglich, dass sie stirbt.“
    Asmodeo atmete gepresst aus. Sein Blick hing wie gebannt an Lilith, die auf dem Tisch balancierend um ihr Leben kämpfte. Jetzt trat Johannes in das Lokal. Er trug einen Geigenkasten und in seiner Rechten eine Art Schmuckstück. Johannes sprach mit den Männern, die sich um Liliths Tisch gruppiert hatten, dann hob er die Hand und zeigte das Medaillon. Nach einer gewissen Zeit steckte Johannes den Anhänger weg, legte den Geigenkasten auf einen weiteren Tisch. Er öffnete ihn und holte eine Geige heraus. Während er den Bogen in der Hand hielt, blickte er unschlüssig darauf, wobei er erneut ein paar Worte sprach. Schließlich legte er das Instrument beiseite, um gleich darauf nochmals in den Geigenkasten zu greifen. Diesmal erschien eine Maschinenpistole in seinen Händen.
    Asmodeo sah das blendende Mündungsfeuer. Beinahe glaubte er, das Donnern der Schüsse zu hören. Die Männer, die Lilith hatten töten wollen, wurden wie Puppen durch den Raum gewirbelt. Einer prallte gegen den Tisch, auf dem Lilith balancierte und drückte ihn zur Seite weg.
    „Nein“, flüsterte Asmodeo, als Lilith ihren Todestanz am Strick begann, doch da schoss Johannes auch bereits und durchtrennte das Seil mit einer einzelnen Kugel.
    Lilith fiel zu Boden. Johannes eilte jedoch nicht zu ihr. Stattdessen blickten sie beide wie gebannt zum Eingang und auf ihren Gesichtern war keine Erleichterung zu sehen. Johannes hob seine Maschinenpistole und visierte die Tür der Kantina an. Offensichtlich war draußen vor dem Rasthaus etwas, was beiden Angst bereitete.
    Es dauerte nicht lange und ein großer Mann erschien im Türrahmen. Im Gegenlicht waren lediglich seine Umrisse sichtbar. Mit erhobenen Händen kehrte er Johannes und Lilith den Rücken zu. In seiner Rechten hielt er eine Automatik. Bedächtig ließ er seine Arme sinken, steckte die Waffe weg und drehte sich im Zeitlupentempo um. Der Mann trug einen breitkrempigen Hut und hatte seinen Kopf nach unten gesenkt.
    „Komm, lass uns sehen, wer du bist“, flüsterte Asmodeo heiser.
    Ganz so, als hätte der Fremde die Worte von Asmodeo vernommen, hob er langsam, zentimeterweise den Kopf, bis seine hellgrünen Augen direkt und ohne jede Bewegung aus dem mittleren Bild auf Asmodeo und den Abt starrten.
    „Oh mein Gott“, stammelte der Abt. „Es ist

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