Im Bann der Dämonin
vor ihr stand. „Ich bin sicher, Sie haben gut geschlafen.“
„Grazie , es war erträglich.“ Luciana nippte an ihrem Kaffee und verzog angewidert das Gesicht. „Nach dem Sex mit Brandon habe ich viel besser geschlafen.“
Noch immer zeigte Arielle keine Reaktion. „Ich verstehe, dass Sie frustriert sind, und ich kann mir auch vorstellen, dass es nicht schön ist, hier gegen Ihren Willen festgehalten zu werden. Aber wenn Sie kooperieren, können wir alle unsere Ziele erreichen. Wir wissen, dass Sie ein ganz besonderes Gift kreiert haben.“
„Vielleicht.“
„Sie werden uns sagen, wo es sich befindet. Sie werden uns sagen, wie Sie es hergestellt haben.“
In ihrem schmeichelndsten Tonfall erwiderte die Dämonin: „Kein Wunder, dass Sie über zweihundert Jahre gebraucht haben, um Julian zu bekehren. Wenn das Ihre übliche Verhandlungsmethode ist, kann ich es ihm nicht verdenken. Es ist doch wirklich zu schade, dass alles, was Sie der Dämonenwelt anzubieten haben, eine heiße Nummer mit einem Ihrer Untergebenen ist.“
„Wo ist eigentlich Corbin?“ Der Engel wechselte abrupt das Thema.
„Ich habe keine Ahnung, wo Corbin ist“, bluffte Luciana und betrachtete gelangweilt ihre Fingernägel.
„Sie müssen das doch wissen. Sie waren mit ihm liiert. Sie haben drei Monate mit ihm in Las Vegas gelebt.“ „Wirklich, ich weiß nicht, wo Corbin ist. Es ist mir auch egal. Er ist nicht länger mein Liebhaber, und er ist ganz sicher nicht mein Freund.“
„Bitte sehr, spielen Sie nur weiter Ihre Spielchen“, sagte Arielle kühl. „Lachen Sie mich ruhig aus. Am Ende werde ich es sein, die zuletzt lacht. Denn ich habe die Macht, Sie von dem Einzigen fernzuhalten, an dem Ihnen etwas liegt.“
„Sie wissen ja nicht, was Sie reden. Mein Zuhause wurde vor zwei Nächten durch ein Feuer zerstört. Jetzt gibt es nichts mehr, an dem mir etwas liegt.“
„Das ist nicht ganz richtig so, oder?“
Es war kein engelhafter Glanz, der von dieser Frau ausging, sondern eine Aura der Selbstgefälligkeit.
„Bei Julian haben Sie aber einen vollkommen anderen Ansatz verfolgt“, stellte Luciana fest und brachte damit ein Thema zur Sprache, das sie ausnahmsweise wirklich interessierte. „Sie haben alles Erdenkliche versucht, um ihn zu bekehren.“
„Selbstverständlich“, antwortete Arielle. „Julian war mein erster Schutzbefohlener. Als ich vor zweihundertfünfzig Jahren meine Ordination als Engel erhielt, war Julian die erste Person, die ich als Schutzengel begleiten durfte. Aber Sie wissen ja,wie es mit ihm lief. Er geriet vollkommen außer Kontrolle, vor allem, als Sie die Bildfläche betraten. Damals in Venedig habe ich ihm dazu geraten, Sie zu verlassen. Damals, als Sie siebzehn waren. Hätten Sie sich danach für immer aus seinem Leben herausgehalten, wäre alles gut gewesen.“
Arielle lächelte, als die Morgensonne durchs Fenster schien. Und plötzlich verstand Luciana.
Julian hatte für Arielle Priorität besessen, weil sie sein persönlicher Schutzengel gewesen war. Und er ihr abtrünnig gewordener Schutzbefohlener.
Arielle war also verantwortlich für Julians damalige Entscheidung, Venedig zu verlassen. Für die wesentliche Entscheidung, die Lucianas Leben als Mensch ruiniert hatte.
„Sie haben gar kein Interesse daran, mich zu bekehren“, stellte Luciana schließlich fest.
„Nein. Die Vorstellung, dass Sie der Kompanie beitreten, wäre nicht zu tolerieren. Sie werden nie ein Engel werden.“ Arielle sprach mit monotoner Stimme.
„Eins muss ich Ihnen lassen, Arielle. Hinter Ihnen steckt mehr, als ich dachte.“
„Grazie. Das nehme ich als Kompliment.“
„Es gibt kein Gift mehr. Es ist mit der Casa Rossetti verbrannt.“ Die Dämonin sagte schlicht die Wahrheit. „Gut. Das ist im Grunde das, was ich hören wollte.“ „Und es ist tatsächlich die Wahrheit.“
„Nein, das ist es nicht.“
„Ich schwöre es, es ist alles verbrannt! Ich habe versucht, etwas zu retten, aber Ihr Kollege hat mich davon abgehalten.“ „Wie gesagt, das stimmt nicht. Es ist noch etwas von dem Gift im Umlauf. Wollen Sie wissen, woher ich das weiß?“ Arielle lächelte.
Beängstigend, wie sehr sie mich manchmal an Corbin erinnert, dachte Luciana.
„Das habe ich in Ihrem Haus gefunden, bevor ich die CasaRossetti niedergebrannt habe.“
Arielle hielt eine der kleinen Glasphiolen hoch – die, in die Luciana das Gift gefüllt hatte, an dem sie vor ihrer erzwungenen Abreise aus Venedig gearbeitet hatte.
Sie
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