Im Bann der Dämonin
was er Luciana geraten hatte – zu vergeben.
Doch wie er das machen sollte, wusste er nicht. Irgendwo musste er anfangen.
Er drehte den Zündschlüssel und startete den Motor. Dann machte er sich auf den Weg zum Exerzitienhaus.
Sobald er durch das Tor auf das Gelände fuhr, kam Arielle aus dem Haus, die Lippen zu einer schmalen Linie zusammen-gepresst. Das frühe Morgenlicht ließ ihr perfekt frisiertes Haar golden schimmern, als sie die große Beule im hinteren Stoßfän-ger begutachtete. Missbilligend schüttelte sie den Kopf. „Als ich dir den Wagen geliehen habe, dachte ich, du würdest verantwortungsvoll damit umgehen.“
„Das ist jetzt nicht der richtige Augenblick für eine Standpauke.“
„Komm mit in mein neues Büro, und wir reden wie zwei vernünftige Personen darüber“, schlug sie vor und verschränkte die Arme vor der Brust. „Wenn du Probleme hast, kann ich dir vielleicht helfen.“
Das möchte ich ernsthaft bezweifeln, dachte er. Aber er war viel zu müde, um ihr Widerstand zu leisten
„Es tut mir leid, aber langsam scheint deine Erschöpfung überhandzunehmen, Brandon. Ich denke, es wird das Beste sein, wenn du nach Chicago zurückkehrst. Sosehr ich deine Anwesenheit hier schätze, bin ich mir sicher, dass deine Einheit dich nötiger braucht.“
Er hörte nicht mehr zu, als sie weitere Punkte aufzählte, weswegen sie sich um ihn sorgte. Ein beginnender Kopfschmerz machte sich bemerkbar.
„Ich muss erst den Kopf freibekommen, bevor ich eine Entscheidung treffe.“ Brandon musste sich erst mal im Klaren darübersein, wie es weitergehen sollte.
Dann stand er auf. Arielle beugte sich über ihren Schreibtisch und wandte sich ihrem schier endlosen Papierkram zu.
Als Brandon gerade ihr Büro verlassen wollte, entdeckte er etwas in ihrem Mülleimer.
Ein kleines Glasfläschchen. Schlicht. Harmlos.
Leer.
Und doch sah es genau so aus wie eins von den Phiolen, die Luciana immer benutzte.
Ob sie okay ist? fragte sich Brandon plötzlich beunruhigt.
Wenn ja, werde ich sofort von hier verschwinden und sie mitnehmen, sagte er sich. Nur wie?
Ohne ein Wort zu Arielle zu sagen, verließ er ihr Büro und ging mit forschem Schritt zum Überwachungsraum. Die Monitore dort zeigten Luciana, wie sie in ihrer Zelle auf dem Bett lag. Sehr ruhig lag sie da. Und dann bemerkte er das Blut.
Ist sie tot?
Doch da begannen sich ihre Fingerspitzen zu bewegen, und sie wischte sich das Blut vom Mund.
Sie lebt noch. Sie hat den Anschlag von Arielle überlebt, was auch immer es war .
Der Schutzengel, der gerade Wachdienst hatte, drehte sich zu ihm um. „Kann ich helfen?“
Doch Brandon lächelte nur und sah den Mann an. „Ich wollte nur mal nach der Gefangenen sehen.“ Er hoffte, dass es so beiläufig klang, wie es klingen sollte. „Ziemlich beeindruckende Anlage übrigens.“
Als er den Überwachungsraum verließ, begegnete er Julian. Brandon versuchte, rasch vorbeizugehen, denn er war voll auf Lucianas Rettung konzentriert. Doch Julian hielt ihn am Arm fest.
„Wohin so eilig?“
Brandon zerrte ihn in eine Ecke. „Ich habe jetzt keine Zeit,es Ihnen zu erklären. Ich glaube aber, dass Arielle kurz davor ist durchzudrehen. Ich habe in ihrem Büro eine wichtige Entdeckung gemacht. Im Moment kann ich Ihnen noch nicht sagen, worum es sich handelt. Aber von Mann zu Mann nur so viel: Luciana ist in Gefahr.“
Julian wirkte nicht sonderlich überrascht. „Arielle ist mein Supervisor. Rein technisch gesehen ist sie sogar mein Schutzengel.“
„Sie haben sie über zweihundert Jahre lang ignoriert. Da kommt es auf eine weitere halbe Stunde auch nicht an. Ich schwöre es, länger wird es nicht dauern. Helfen Sie mir! Um Lucianas willen. Sie braucht unsere Hilfe. Und zwar sofort.“
Julian zögerte und runzelte die Stirn. „In Ordnung. Aber Arielle wird mich kreuzigen, wenn sie es jemals herausfindet.“ „Das wird sie nicht. Sie haben dieses Zentrum finanziert. Denken Sie jetzt nach: Wie kann ich Luciana hier herausschaffen?“
„Wie Sie selbst gesehen haben, hat Arielle die Anlage mit einem Energiefeld umgeben, das wie ein riesiger Zaun wirkt. Wenn Sie versuchen, mit Luciana diese Mauer zu durchbrechen, wird ihr der Kopf explodieren.“
„Gibt es keinen anderen Weg nach draußen?“
„Auf jeden Fall nicht durch den Zaun. Theoretisch kann man ihn aber überwinden. Aus der Luft. Mein Helikopter steht draußen auf dem Landeplatz. Holen Sie Luciana, ich werde Arielle ablenken, solange es
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