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Im Bann der Dämonin

Im Bann der Dämonin

Titel: Im Bann der Dämonin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Chong
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genau wüsste, was sie wollte. Wieso hatte sie überhaupt ihre sichere Zuflucht verlassen?
    Sie lief stockend, blieb immer wieder stehen. Dann sah er sie in einem Türeingang verschwinden.
    Er folgte ihrem wehenden Mantel. Da drehte sie sich um.
    Und es war nicht Luciana.
    Er blickte in das Gesicht eines Mädchens, das bleicher war als der Tod.
    „Wer bist du? Und wo ist sie?“ Brandon packte das Mädchen am Arm. „Wo ist Luciana?“
    Doch der Mantel, den er gepackt hielt, war leer. Er hielt ihn auf einmal in der Hand, weil sich das Mädchen des Kleidungsstücks komplett entledigt hatte. Es sah ihn erstaunt an, in ihren geisterhaften Augen flackerte Angst.
    „Wenn Sie von der baronessa sprechen, kann ich Ihnen nicht weiterhelfen. Sie ist ausgegangen, aber ich weiß nicht, wohin.“
    Seine Augen glitten prüfend über die geisterhafte Gestalt des Mädchens, und er fragte sich, was es in der Casa Rossetti ge-macht hatte.
    „Was haben sie dir in ihrem Haus angetan?“
    Sie schüttelte nur den Kopf. „Das spielt nun keine Rolle mehr. Jetzt zählt nur noch eins: dass ich zu Ende bringe, was ich begonnen habe. Dann werde ich das Licht finden.“
    „Das stimmt. Du musst ins Licht gehen. Sie können dich nicht festhalten, weißt du. Wenn du nichts getan hast, wofür du die ewige Verdammnis verdient hättest, bist du nicht Eigentum des Satans“, erklärte Brandon ihr.
    „Das weiß ich“, sagte sie stolz.
    „Lass mich dir helfen! Sag mir, was ich für dich tun kann!“
    Doch mit einem Mal wurde ihr Blick starr, und ein eisiger Schauer überlief Brandon. Dann öffnete sie den Mund, um et-was zu sagen, gerade so, als hätte sie soeben die Erleuchtung gefunden. Als wäre ihr etwas von größter Wichtigkeit bewusst geworden.
    Und dann verschwand sie wie ein Lufthauch.
    Ich hoffe, du findest, wonach du suchst, was auch immer es sein mag, schoss Brandon lächelnd durch den Kopf.
    Es gab nun einmal so viele ruhelos wandernde Seelen in den Straßen von Venedig.
    Er kehrte um und beschloss, sich ebenfalls um etwas zu kümmern, das er noch zu Ende zu bringen hatte.
    Während Luciana sich zurechtmachte, um den Palazzo zu verlassen, sah sie aus dem Fenster. Sie beobachtete, wie das fliehende Mädchen aus dem Seiteneingang schlüpfte. Und wie ihm kurz darauf Brandon folgte.
    Ich muss die Taube nicht einmal selbst aufscheuchen, frohlockte sie. Das Mädchen hat das für mich erledigt.
    Lächelnd verließ Luciana den Palazzo durch den Vorderein-gang, stieg in ihr Boot und fuhr auf dem Kanal bis zum Mar-kusplatz.
    Auch nach zweieinhalb Jahrhunderten als Venezianerin wurde sie nicht müde, sich an der Schönheit dieses Platzes zu erfreuen. Er war immer noch so wunderschön wie damals, als sie noch ein junges Mädchen war.
    Ah! Es tat gut, wieder an der frischen Luft zu sein. Wieder auf der Jagd.
    Sie vertäute das Boot an einer Anlegestelle und machte sich auf den Weg dahin, wo sich das Leben abspielte.
    An diesem lauen Sommerabend war auf dem Markusplatz jeder Tisch besetzt, jedes Café voll bis auf den letzten Platz. Mehrere kleine Orchester unterhielten die Menge mit klassi-schen Melodien. Die Verkäufer waren in ihrem Element und versuchten, den Touristen alle möglichen venezianischen Sou-venirs anzudrehen.
    Auf dem Markusplatz ein Opfer zu finden ist wirklich kinderleicht, stelle Luciana wieder einmal fest.
    Sie bestellte sich einen Cinzano und ließ sich in einem Café nieder, um die Menge zu beobachten.
    Gleich gegenüber saß an einem der Tische ein angetrunkener Mann, der in diesem Moment den Blick auf sie richtete.
    Touristen, dachte Luciana angeekelt, sind schlimmer als die Tauben, die wir hier so aufwendig abschlachten. Ich sollte also heute Abend meine Pflicht tun und Venedig von einer dieser Plagen befreien .
    Sie lächelte den Mann verführerisch an und wartete, dass er zu ihr herüberkam. Wie immer musste sie sich nicht in Geduld üben.
    In den vergangenen zweihundertfünfzig Jahren hatte sie wirklich jeden Anmachspruch schon einmal gehört. „Hai da fare per I prossimi 100 anni?“ Hast du die nächsten hundert Jahre schon was vor?
    „Fa caldo qui, o è perchè ci sei tu?“ Ist es hier wirklich so heiß, oder bist nur du das?
    „Tu sei il mio sogno proibito.“ Du bist mein verbotener Traum.
    Und das, was sie aus dem Mund dieses Mannes zu hören be-kam, war genauso schlecht, wie zu erwarten war.
    „War Ihr Vater ein Dieb?“, sprach er sie auf Englisch an.
    „Ja. Er hat die Sterne vom Himmel gestohlen und sie

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