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Im Bann der Dämonin

Im Bann der Dämonin

Titel: Im Bann der Dämonin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Chong
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wieder zurückgekehrt oder geblieben. Jede einzelne war in der Begräbnisgondel Satans fortgebracht worden, nachdem Luciana sie vor der Erlöserkirche abgeliefert hatte. Hätte dieser Brandon mir meine Jagd nicht versaut, wäre alles in bester Ordnung, dachte sie verbittert.
    „Deine Eigensinnigkeit ist löblich, aber sie wird dich nicht weiterbringen. Finde das Licht und geh hinein.“ Luciana machte eine scheuchende Handbewegung. Etwas sanfter, fast zärtlich fügte sie hinzu: „Das würde ich jedenfalls tun, wenn ich es könnte.“
    „Wieso können Sie es nicht?“
    „Warum wohl nicht?“, fuhr Luciana sie an. „Benutz deinen Kopf! Ich habe Menschen getötet. Viele Menschen. Dämonen wie ich können nicht einfach gehen, wenn sie Lust darauf haben. Aber du kannst es. Du solltest gehen.“
    „Ich bin noch nicht bereit“, widersprach Violetta ihr. „Ich habe hier noch Dinge zu erledigen.“
    Luciana warf die Hände in die Luft. „Natürlich! Was für Dinge denn, um Himmels willen? Hier hält dich nichts außer deinem dummen Eigensinn und deiner Angst!“
    „Es muss doch eine Möglichkeit geben, ihr zu helfen! Vielleicht, indem wir uns von ihr verabschieden“, schlug Massimo vor.
    „Nein. Wir sind ihr nichts schuldig. Und außerdem habenwir jetzt keine Zeit, uns mit ihr zu befassen. Wir müssen uns um wichtigere Angelegenheiten kümmern. Falls es dir entgangen ist: Dieser Engel lungert immer noch da draußen herum und beobachtet uns.“
    Violetta verschwand. Ihr Bild löste sich in Dunst auf, als sie durch die Holztür entglitt. Massimos Blick folgte ihr, und Luciana entging nicht das Zucken in seinen Mundwinkeln. Sein Mund war schon halb geöffnet, wie um nach Violetta zu rufen.
    „Du.“ Sie zeigte mit dem Finger auf den Türhüter. „Wage es nicht, sie zurückzurufen. Wage es nicht, überhaupt noch einmal an sie zu denken. Du musst deinen Verstand zusammenhalten. Liebe existiert nicht im Reich der Dämonen.“
    „Ja, baronessa .“
    „Vergiss das Mädchen! Lass sie gehen! Wir müssen uns um diesen Engel kümmern.“
    Sie spähte durch einen Spalt zwischen den Vorhängen in Massimos Zimmer und fragte sich, ob sie von hier aus einen besseren Blick auf Brandons Versteck hatte. Doch draußen war nichts zu sehen. Der Palast auf der anderen Seite lag verlassen da. Nichts regte sich.
    „Ich muss hier raus.“ Luciana zog die Vorhänge mit einem Ruck zu. „Hier drin gefangen zu sein treibt uns alle in den Wahnsinn. Wir müssen den Engeln zeigen, dass wir uns nicht einsperren lassen wie Tiere.“
    Von der anderen Seite des Kanals konnte sie Brandons rohe Energie spüren. Sie nahm das Zucken seiner starken Muskeln wahr, wie er sich ruhelos herumwälzte. Auch er wollte raus, sich bewegen, etwas tun. Sie einfangen.
    Sie wusste, dass man bei einem Mann wie ihm eine Verführung nicht erzwingen konnte.
    Ein Jäger musste jagen.
    Also würde sie ihm etwas zum Jagen bieten. Jemanden zum Jagen.
    „Brandon ist ein Mann der Tat – so viel wissen wir. Wenn ichdas Haus verlasse, wird er mir unweigerlich folgen. Ich muss es einfach wagen. Ich darf nicht vergessen, wer ich bin“, sagte sie mehr zu sich selbst als zu Massimo. „Ich muss auf die Jagd gehen. Und dabei werde ich unser Täubchen aus seinem Versteck locken.“
    „Nehmen Sie damit nicht ein unnötiges Risiko auf sich, baronessa ?“
    Sie lächelte. „Überhaupt nicht. Denn meine Aktion dient einem doppelten Zweck. Du kennst doch den italienischen Ausdruck prendere due piccioni con una fava – zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen. Und genau das, mein lieber Massimo, habe ich vor.“
    Eine schöne Redewendung. So brutal.
    Und sie beschrieb genau das, was sie vorhatte.
    Gerade war die Sonne über Venedig untergegangen und tauchte die Stadt in ein dämmriges Licht, da machte Brandon plötzlich auf der anderen Seite des Kanals eine Bewegung aus. Es war nicht viel mehr als das Tänzeln eines Schattens. Er beugte sich nach vorn und sah genauer hin. In der Tat: Es war die Dämonin, die gerade das Haus durch den Seiteneingang verlassen hatte, in einen dunklen Mantel mit Kapuze gehüllt. Sie sah sich vorsichtig um und verschwand eilig in einer Gasse hinter dem Haus.
    Brandon sprang auf, verließ das Haus und rannte über die Brücke hinter ihr her.
    Es gelang ihm rasch, sie aufzuspüren, und dann folgte er Luciana, als sie mit flatterndem Mantel durch die Straßen hastete. Irgendetwas an ihr ist anders, dachte Brandon. Sie wirkte zögerlich, so, als ob sie nicht

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