Im Bann der Dämonin
Arielle bemühte sich, seine perfekt geformten Bauchmuskeln und seine Tattoos nicht allzu sehr anzustarren, von denen sie viele noch nicht gesehen hatte, weil sie offensichtlich neu waren.
Sie hatte nicht mehr das Recht, ihn anzuschauen. Doch vielleicht würde sie dieses Recht ja wiedergewinnen …
Irgendwie. Vielleicht, dachte sie, als er sich sein Hemd über den Kopf zog.
Sie drehte sich um und ging zurück in das große Zimmer, in dem die Venezianer zusammensaßen und sich unterhielten. „Wir haben uns besprochen, während du geschlafen hast. Die Kompanie ist zu einer Entscheidung gelangt. Und unsere Entscheidung ist im besten Interesse aller Beteiligten“, erklärte Arielle ihm, als er jetzt aus seinem Zimmer kam.
„Nämlich?“, fragte Brandon.
„Wir müssen Luciana zurückführen“, antwortete Infusino,ohne zu zögern. „Wir müssen Venedig endgültig von der Dämonin befreien.“
„Sie zurückführen? Sind Sie sicher, dass das wirklich die richtige Entscheidung ist?“, fragte Brandon leise.
Der Venezianer nickte. „Seit zweihundert Jahren kämpfen wir gegen diese Frau. Sie sind erst vor ein paar Tagen dazugestoßen, und darum sage ich Ihnen: Es ist unmöglich, sie zu besiegen. Luciana muss zum Ursprung allen Lebens zurückgeführt werden. Damit sie endlich in Frieden ruhen kann.“
Brandon warf Arielle einen Blick zu. „Ich dachte, du glaubst, jeder verdient eine Chance auf Erlösung? Oder nicht?“
Eine leichte Röte überzog Arielles Gesicht. Sie gab keine Antwort.
„Vielleicht sind Sie zu sehr persönlich in die Angelegenheit verwickelt.“ Infusino blickte ihn verständnisvoll an. „Es ist schwierig, klar zu sehen, wenn man von einer Sache so eingenommen ist. Das verstehen wir alle.“
„Nein, Sie verstehen nicht. Sie wissen sehr genau, dass Sie die Genehmigung der Erzengel brauchen, bevor Sie von Rückführung auch nur sprechen! Sie werden niemals ohne die einstimmige Unterstützung der Kompanie zustimmen. Und ich werde das niemals zulassen.“
„Das werden wir sehen“, war alles, was Infusino ihm erwiderte.
Die anderen Engel kümmerten sich um ihre eigenen Angelegenheiten, leise und mit gesenktem Kopf.
Brandon ging hinüber zu Arielle und beugte sich zu ihr herunter. „Ich weiß genau, wessen Idee das Ganze ist. Mach nur keinen Fehler. Du und ich werden niemals zusammen sein. Ganz egal, wen du zurückführen willst.“
„Aber Brandon, ich …“
„Kapierst du das nicht? Es wird niemals funktionieren mit uns beiden! Selbst wenn Luciana nie geboren worden wäre, gäbe es keine Chance für dich, mit mir zusammen zu sein!“
Und dann stürmte er zur Tür.
„Warte!“, rief sie. „Hör mir zu! Diese Schutzengel haben schon viel länger mit der Dämonin zu tun als du oder ich. Sie ist wirklich gefährlich, Brandon. Du musst wissen, dass die Rückführung im besten Interesse aller Beteiligten ist! Im besten Interesse der Menschheit! Luciana darf nicht länger ihr teuflisches Werk treiben!“
Er sagte nichts. Stand einfach nur da und sah sie mit kalten Augen an.
„Du merkst ja nicht einmal, wie sehr sie dich schon im Griff hat!“
Brandon knallte stumm die Tür hinter sich zu.
Arielle wusste, wann sie verloren hatte. Und genau das war der Moment, in dem ihr alles entglitt, in dem die Welt zusammenstürzte. Es war der Moment, in dem sie ihren Zorn an den Türhütern ausließ.
„Schafft sie weg“, befahl sie den venezianischen Engeln, die schweigend danebenstanden und sie mit ihren glänzenden Augen betrachteten. „Wir werden uns auch um ihre Rückführung bemühen.“
Sie erschauderte, als sie die Saat dessen bemerkte, was schon seit längerer Zeit in ihr gekeimt hatte.
Rache.
Das, was sie so sehr an Luciana verachtete, wuchs nun in ihr selbst.
Arielle sah es, aber sie wusste nicht, was sie dagegen tun sollte.
Brandon hoffte insgeheim, das baufällige Gebäude würde einstürzen und sie alle unter sich begraben.
Er war noch nicht weit gekommen, als ein Schrei aus dem Palazzo erklang, den er gerade verlassen hatte. Kein menschlicher Schrei, sondern ein animalischer.
Der Schrei von etwas oder jemandem, der gefoltert wurde.
Er rannte zurück in das Gebäude, die Treppe hoch, zu dem Raum, in dem die Türhüter gefangen waren. Arielle war offensichtlich gerade fertig. Sie wischte sich ihre blutverschmierten Hände an einem Handtuch ab.
„Der Große wird nichts mehr sagen.“ „Wieso nicht?“
Arielle schwieg, ihre Miene war unergründlich. Der Fußboden war
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