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Im Bann der Drudel (Auf der Suche nach dem magischen Buch) (German Edition)

Im Bann der Drudel (Auf der Suche nach dem magischen Buch) (German Edition)

Titel: Im Bann der Drudel (Auf der Suche nach dem magischen Buch) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Kestner
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Dekaden als erster Mensch die Fähigkeit besitzt, uns zu sehen, hat große Kontroversen ausgelöst. Wie du sicherlich weißt, ist nicht jeder Lemur ein Freund der Menschen, und einige würden dir wahrscheinlich nach dem Leben trachten, wenn sie wüssten, dass du unter uns weilst. So war es unumgänglich, dich als Lemur zu tarnen und Loo zu bitten, dich intensiv auf das Wesen der Liberen vorzubereiten.«
    Timothy belegte Loo in Gedanken mit einer Reihe von Schimpfwörtern, die jedes Tierlexikon um einige neue Arten bereichert hätte.
    Darius Augen blitzten für einen Augenblick amüsiert auf, dann fuhr er mit der gleichen Ernsthaftigkeit fort: »Wie mir zu Ohren gekommen ist, hast du Godo gekannt. Nervulus war …«, der alte Dan sah zu dem neben ihm sitzenden Validen empor, »eurer Definition nach war Nervulus Godos Großonkel.«
    Der Valide hob anerkennend seinen Kelch. »Er hat seiner Gattung alle Ehre gemacht. Dreifacher Ring-Meister bei den Ruberischen Spielen«, dröhnte er stolz.
    Timothy nickte zustimmend. Mit Sicherheit war ein dreifacher Sieger, egal worin, besonders zu würdigen.
    Nervulus beugte sich umständlich nach vorn, was die steinerne Bank bedrohlich knirschen ließ. »Menschenjunge, es gibt das Gerücht, du seist dabei gewesen, als die kristallene Seuche Godo erreichte. Was ist geschehen?«
    Alle Blicke waren jetzt auf Timothy gerichtet.
    »Es ging ganz schnell«, murmelte er. »Ich glaube, er hat noch nicht mal richtig mitbekommen, dass er … äh … kristallisiert wurde. Er war – sehr stark.«
    Nervulus nickte zufrieden und leerte seinen Becher.
    Statt seiner ergriff Malignus das Wort. Als er sprach, wusste Timothy sofort, dass er derjenige war, vor dem Loo ihn gewarnt hatte. Allein seine Stimme war so erschreckend kühl, so emotionslos, dass der Junge ihm nicht mal in die Augen sehen musste, um sich zu fürchten.
    »Keiner von uns hat bisher das Kristallisieren persönlich beobachten können«, sagte er gleichtönig. »Es gibt lediglich unzuverlässige Berichte, die uns von Gargoyles oder halbseidenen Pentraden zugetragen wurden.«
    Was zum Teufel sind denn Pentraden? Wieso erklärt mir hier keiner etwas? , dachte Timothy verärgert.
    »Pentraden sind unfreundliche, dämonische Wesen, die in der Grotte des Grauens leben«, unterbrach Darius den Crucio. »Entschuldige, Malignus, ich habe nur Timothys Frage beantworten wollen. Fahre bitte fort.«
    Timothy sah irritiert von einem Ältesten zum anderen.
    Malignus sprach jedoch tonlos weiter, als hätte er Darius Worte nicht vernommen. »Ich persönlich messe deinen Worten keine Bedeutung bei, Mensch! Meine Ratsbrüder aber sind der Meinung, sie müssten dir das Privileg zugestehen, vor uns zu sprechen. Du wirst daher kein Detail auslassen, uns jede noch so nichtige Winzigkeit des Vorfalls schildern.«
    »Sei doch bitte so freundlich, Timothy, und berichte uns, was genau mit Godo geschehen ist«, pflichte Darius seinem Ratsbruder bei.
    Auch wenn Timothy erwartet hatte, Antworten auf seine Fragen zu erhalten, schilderte er doch so gut wie möglich den Nachmittag mit Elsa und Godo. Beginnend bei dem beschlagenen Fenster, über die aufziehende Kälte bis zu den todbringenden Kristallen, der Starre und den Überresten, die sich in Nichts auflösten.
    »Ich denke, dass Godo es geahnt hat«, schloss er seinen Bericht, »er wurde unglaublich wütend, als die Kälte aufzog.«
    Eine Weile war es so still im Decertum, dass nur das Knistern der Fackeln zu hören war.
    Dann sah Darius, der seine Augen zuvor geschlossen hatte, Timothy unverwandt an. »Ich habe die Worte in deinem Kopf gehört und auch deine Angst gespürt. Es hat sich genau so zugetragen, wie du berichtet hast.«
    Die anderen sahen erschüttert aus. Noch nie hatten sie ein so genaues Bild von dem, was sie die kristalline Seuche nannten, bekommen.
    »Ich wünschte, ich könnte dir auch auf deine Fragen Antworten geben«, fuhr Darius mit gesenktem Kopf fort, »doch um ehrlich zu sein, wissen wir fast nichts über das Kristallisieren – nur dass es absolut todbringend ist und immer weiter um sich greift. Viele sind der Meinung, es handle sich um eine Seuche, nur wenige vermuten eine Verschwörung, demnach die Homorden unsere Strukturen gezielt schwächen wollen. Die Berichte unseres Ratsbruders Conner ließen diese Theorie allerdings naheliegend erscheinen.«
    Darius blickte zu dem rotgesichtigen Vinen, der schon etwas zu tief in seinen Becher gesehen hatte und vor sich hin stierte. »Conner,

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