Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Im Bann der Drudel (Auf der Suche nach dem magischen Buch) (German Edition)

Im Bann der Drudel (Auf der Suche nach dem magischen Buch) (German Edition)

Titel: Im Bann der Drudel (Auf der Suche nach dem magischen Buch) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Kestner
Vom Netzwerk:
Timothys zweifelnden Blick sah.
    »In einem dichten Waldstück, weit entfernt von der nächsten Siedlung«, fuhr er mit gesenkter Stimme fort, »hatte sich ein kleines Grüppchen Hexen zusammengerottet. Unter anderen Umständen wären sie sich wahrscheinlich an die Kehle gegangen: weiß- und schwarzmagische Hexen, Wald- und Kräuterhexen, Teutonische, Keltische, Erbhexen … sie alle mussten plötzlich miteinander auskommen. Besonders schwer hatte es dabei die weißmagische Hexe Drusa.«
    Einige der Umstehenden murrten etwas, das Timothy nicht verstand, doch der Alte ließ sich nicht beirren.
    »Jeder wusste damals, dass Weißmagische dem Menschen besonders nah standen. Im besten Fall mied man Drusa also, doch oft genug wachte sie morgens mit Blattern oder Lebros auf und hatte alle Mühe, sich selbst zu heilen. An einem besonders kalten Wintertag, schleppte –«
    Einer der halbstarken Validen raunte seinen Freunden kichernd etwas zu.
    »Die Geschichte von Drusa, der gütigen Hexe, kennt doch jeder, Alter! Denk dir mal was Neues aus!«, rief der, der ihr Anführer zu sein schien, kaltschnäuzig.
    Timothy fragte sich nicht ohne Schaudern, woher wohl die ganzen Knochen stammen mochten, die der Anführer der Gruppe wie eine Trophäe auf der Brust trug.
    »Dann erzähl du uns doch die Geschichte, wenn du sie so gut kennst!«, ereiferte sich eine mopsgesichtige Vinin mit Sommersprossen auf der Nase.
    Beifallheischend trat der Valide in die Mitte, drehte sich mit ausgebreiteten Armen in alle Richtungen und leierte dann betont gelangweilt Drusas Geschichte herunter: »Ein schwer verletzter Nex verirrt sich im Wald, Drusa pflegt ihn gesund, beide werden verstoßen, verlieben sich ineinander, blablabla, und als sie stirbt, nimmt der Feigling sich das Leben … Tadaaa – Das war's!«
    Buhrufe wurden laut.
    »Lasst uns abhauen, Jungs! Das ist Weibergewäsch!«, sagte er abwinkend und schritt unter dem Johlen seiner Freunde davon. »Als ob ein Nex sich in eine Hexe verlieben würde! Der Alte hat doch nicht mehr alle Haare am Kinn«, hörte Timothy ihn noch spotten und fragte sich gerade, was genau ein Nex war, als der Greis dem Validen hinterher rief: »Oh doch, das hat er! Und nicht nur das, sie hatte sogar ein Kind mit ihm!«
    Ein Raunen erhob sich, und einige der Zuschauer, die den Validen kopfschüttelnd gefolgt waren, kehrten neugierig zurück.
    »Vielleicht war es die Verzweiflung, die die gütige Hexe Drusa und den bösartigen Nex Delvor zusammenhielt«, fuhr der alte Mann fort, ohne dass jemand wagte, ihm nochmals ins Wort zu fallen. »Zumindest brachte sie zwölf Monde später ein Mädchen zur Welt. Sie nannten sie Enola – die, die allein ist. – Ihr Name wurde ihr Schicksal«, sagte der Greis traurig und goss den Rest seines Tees in die Tasse. »Niemand – absolut niemand – durfte von der Frucht dieser absonderlichen Verbindung erfahren. Es hätte Enolas Tod bedeutet, denn Delvor wusste, dass weder Hexen noch Lemuren oder Menschen eine Halbe je akzeptieren würden. Und wann immer er einen Fremden nahen hörte, schickte er Enola in ihre Höhle. Er war bereit, jeden zu töten, der sich ihr näherte. Als seine Tochter älter wurde, verbot er ihr sogar gänzlich, die Höhle zu verlassen, und bis ihre Eltern starben, bekam Enola nicht viel mehr zu Gesicht als das kalte Grau ihres steinernen Verlieses.«
    Timothy hörte Dibs neben sich aufschluchzen und versuchte darüber hinwegzusehen, dass der Glunz geräuschvoll in sein Gewand schnäuzte.
    Die erste Kerze erlosch zuckend. Der Alte schien müde geworden zu sein, denn er starrte eine Weile vor sich hin, bevor er leise weitersprach: »Nur nachts, wenn es Drusa gelang, ihrem Gatten betäubende Kräuter einzuflößen, stahl sie sich zu ihrer Tochter und brachte ihr alles bei, was sie über die Hexenkunst wissen musste. Bei Tage indessen belauschte Enola ihren Vater, und wann immer sie etwas über seine unerschöpflichen Kräfte erfuhr, suchte sie diese in sich selbst und musste feststellen, dass sie fast alle der Gaben ihres Vaters geerbt hatte.«
    Timothy konnte die Spannung kaum aushalten. Nervös zupfte er an Dibs blauen Haaren, der die Zuwendung sichtlich genoss und sich vertrauensvoll an ihn schmiegte. Die ersten schwebenden Laternen waren erloschen, und der Greis war in dem Schein der verbleibenden Kerze kaum noch auszumachen. Umso aufregender fand es Timothy, seinen Worten zu lauschen.
    »Irgendwann jedoch konnte ihr Vater Enola nicht mehr schützen, denn der

Weitere Kostenlose Bücher