Im Bann der Liebe
ergriff und versuchte, ihn an dieses Haus, dieses Zimmer, dieses Bett zu binden.
»Lassen Sie mich holen, falls Sie mich in der Nacht brauchen.« Sutherfield räusperte sieh verlegen. »Ich bin im Kartenzimmer unten im Silver Eagle.« Damit ging er.
Susannah vergaß alles um sich herum - bis auf den gebrochenen Mann, der vor ihr auf dem Bett lag, das zu teilen er sie einst gedrängt hatte. Sie bedauerte ihr Zögern jetzt und wünschte, sie hätte sich ihm hingegeben, und wenn es nur das eine Mal gewesen wäre. So, wie es jetzt aussah, konnte er sehr wohl sterben, und dann würde sie nie erfahren, wie es war, diesen Mann ganz und gar zu lieben.
Eine Hand legte sich auf die Schulter, und Ethan fiel ihr wieder ein. Sie wischte sich eine Träne von der Wange und straffte die Schultern. »Wir müssen für ihn stark sein«, brachte sie mit Mühe heraus.
Ethan drückte ihre Schulter leicht, ehe er seine Hand zurückzog. »Er ist ein kräftiger Mann, Susannah«, tröstete er sie heiser. »Der kräftigste, den ich kenne. Er hält vielleicht durch, wenn er weiß, dass Sie bei ihm sind.« Er schwieg und ergänzte dann: »Mein Bruder braucht Sie, lange schon, denke ich. Deshalb hat er Ihnen auch das Leben so schwer gemacht, als Sie herkamen. Er hatte Angst, weil er dachte, er wäre auf immer und ewig ausgeschlossen.«
Susannah küsste Aubreys Hand. »Bitte, sagen Sie Maisie, dass sie sich um Victoria kümmern soll - ich kann ihn jetzt nicht allein lassen.«
Ethan zögerte noch, sie wusste, dass er noch etwas sagen wollte, aber dann schwiegen sie beide. Ihr Bück, ihr Herz und ihre Seele waren ganz und gar auf Aubrey fixiert.
Ethan trat die Tür zu Delphinia Parkers Außenkabine auf dem Dampfer Pacific auf, der mit der nächsten Flut auslaufen sollte. Sie saß an einem Schminktisch und puderte sich das Gesicht. Sein Eintritt erschreckte sie sichtlich, doch sie hatte sich schnell wieder im Griff, das musste er ihr zugestehen.
»Ah, aber Ethan!«, rief sie und klimperte mit den falschen Wimpern. »Du bist gekommen, um mir Auf Wiedersehen zu sagen? Wenn das nicht süß ist!«
Er musste sich beherrschen, sie nicht zu packen und auf die Füße zu reißen. Stattdessen trat er hinter sie, während sie ihr Bild im Spiegel betrachtete. Das Deck bewegte sich unter seinen Füßen im Rhythmus des Wassers. »Fast hätte es geklappt«, begann er, »fast hättest du es geschafft, ihn umzubringen.«
Sie riss Augen und Mund in perfekter Unschuld weit auf. Eine Hand flog an ihre Brust. »Ehrlich, Ethan, ich habe keine Ahnung, wovon du sprichst.«
Sie saß auf einem Drehstuhl, und Ethan wirbelte sie herum. Dann beugte er sich vor, sodass sein Gesicht ganz dicht vor ihrem war. »Ich rede von meinem Bruder«, sagte er sehr deutlich. »Erinnerst du dich an ihn? Aubrey Fairgrieve - der Mann, der dich die letzten Monate ausgehalten hat. Dank der Schläger, die du ihm auf den Hals gehetzt hast, ist er jetzt fast tot.«
Delphinia reagierte nicht, abgesehen von einem feinen Zucken ihrer Mundwinkel. »Du irrst dich«, gab sie kühl zurück. Dann schlang sie ihm zu seiner Fassungslosigkeit die Arme um den Hals und versuchte, ihn an sich zu ziehen.
Er fuhr zurück, und sie lachte. Lachte! Ethan schloss die Augen und versuchte, sich zu beherrschen. Als er sich wieder in der Gewalt hatte, umfasste er die Schultern der Frau mit festem Griff. »Wer war es?«, wollte er wissen. »Ich will Namen hören, Delphinia. Und ich werde sie hören, wenn ich sie auch aus dir herausschütteln muss!«
Jetzt wurde sie nervös; vielleicht merkte sie endlich, dass es ihm ernst war. Dass er nicht gekommen war, um mit der früheren Geliebten seines Bruders in s Bett zu gehen, ehe sie davon segelte. Sie fuhr sich mit der Zunge über die Lippen und krümmte sich ein wenig unter seinem Griff. »Ich habe ihnen nicht gesagt, dass sie ihn töten sollen«, stieß sie jammernd hervor. »Sie sollten ihm nur - nur ein bisschen rau anfassen.«
Wieder musste Ethan gegen seine Wut ankämpfen, und wieder gelang es ihm. »Nun, das haben sie getan. Er ist bewusstlos, auf einer Seite ist der Brustkorb eingedrückt, und wer weiß, wie es in seinem Inneren aussieht.« Er betrachtete ihren seidenen Morgenrock. »Zieh dich an, Delphinia. Du und ich werden der Polizei einen Besuch abstatten.«
Sie wich zurück und wurde blass. Man konnte es trotz der Schminke sehen. »Ich kann es mir nicht erlauben, mit dem Gesetz in Konflikt zu geraten, Ethan«, klagte sie.
»Daran hättest du
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