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Im Bann der Lilie (Complete Edition)

Im Bann der Lilie (Complete Edition)

Titel: Im Bann der Lilie (Complete Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carol Grayson
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begutachtete. Zwei tragende Stuten hatte er bereits gekauft. Drei weitere interessierten ihn ebenfalls. Und dann dieser herrliche kleine dunkelgraue Hengst, der mit wachem Auge und kräftigen Gliedern an der Kette tänzelte.
    Marcel blickte sich erstaunt um. Ein grauhaariger, distinguierter Herr in gepflegter Kleidung blickte in freundlich an. In der Hand trug der einen Gehstock mit Silberknauf.
    „Gestatten, Devereaux. Ich bin Bankier und vertrete die Interessen einiger meiner Kunden hier “, stellte er sich vor und zog den Hut.
    Marcel nannte ihm aus Höflichkeit ebenfalls seinen Namen. Es war noch kühl an diesem erwachenden Morgen, und er nahm weder Schal noch Hut ab. So dick vermummt machte er den Eindruck eines fröstelnden, verwöhnten Aristokraten. Offenbar war der ältere Herr von einem Adelstitel beeindruckt, denn seine Freundlichkeit verstärkte sich noch.
    „Ich nehme an, dass auch Ihr in Geschäften nach Paris gekommen sind?“, fragte er nach. Marcel nickte nur und wandte sich wieder dem Verkäufer des Hengstes zu. Devereaux blieb dennoch hinter ihm stehen.
    „Woher kommt dieses Pferd?“, wollte der Chevalier jetzt wissen.
    Der spitzfindige Händler strahlte ihn an. „Aus dem Morgenland, Monsieur, allerbestes Berberblut. Erst sechs Jahre alt, kaum geritten. Aber er vererbt Stärke und Ausdauer, ich versichere es Euch.“
    Zum Beweis legte er sogar theatralisch die Hand auf sein Herz. Marcel musste ob dieser übertriebenen Geste lachen. „Schon gut, mein Bester. Aber ich gebe nicht mehr als dreißig Gulden für ihn, wenn er keine Papiere hat.“
    Der Händler protestierte lautstark. Fünfzig müssten es mindestens sein, beharrte er. Marcel seufzte. Immer diese gierigen Sterblichen! „Also gut, fünfunddreißig und das ist mein letztes Wort. Und fünf für den Transport“, sagte er mit fester Stimme, die keinen Widerspruch mehr duldete. Der Händler reichte ihm flugs die Hand zum Einschlagen.
    „Perfekt, bringt ihn in mein Palais in der Rue Givenchy. Ich will mich von seinen Qualitäten selbst überzeugen. Die beiden Stuten nach Schloss Châtellerault und die drei Braunen dort auch.“ Er wies auf die Stuten, mit denen er bereits geliebäugelt hatte. Dabei übergab er dem Händler einen prall gefüllten Lederbeutel. Der Verkäufer verneigte sich kriecherisch.
    „Sehr wohl, Euer Gnaden. Die Pferde werden Euch unverzüglich zugestellt.“
    „Ich fürchte, Ihr habt mit dem Hengst einen Fehler gemacht, wohingegen die Wahl der Stuten vortrefflich war“, mischte sich der distinguierte Herr hinter ihm erneut ein. Marcel wandte sich ärgerlich um und erntete ein beschwichtigendes Lächeln. „Verzeiht, dass ich mich ungefragt in Eure Angelegenheiten eingemischt habe. Bitte erweist mir und meiner Frau als Entschuldigung für mein ungebührliches Verhalten die Ehre Eures Besuchs.“
    Marcels Ärger wandelte sich in Erstaunen. Was wollte der Mann von ihm? Warum lud er einen völlig Fremden in sein Haus ein, dessen Gesicht er nicht einmal richtig erkennen konnte?
    „Ich würde nicht allein kommen“, warnte er ihn deshalb vor. Sein penetranter „Berater“ ließ sich nicht beirren.
    „Eure Gattin ist natürlich ebenfalls willkommen.“
    „Es handelt sich nicht um meine Gattin, sondern um … meinen Cousin“, korrigierte Marcel.
    Das Lächeln des Pariser Bankiers verstärkte sich erneut.
    „Umso besser. Ich erwarte Euch um acht Uhr zum Abendessen in der Rue Garamond No. 15.“ Das war eines der nobelsten Viertel! Der Herr zog seinen Hut zum Abschied und wandte sich um.
    Essen ist für Vampire weder notwendig noch wünschenswert. Sollten es die gesellschaftlichen Verpflichtungen erfordern, so beschränkten sich die Untoten allgemein auf flüssige Nahrungsaufnahme. In diesem Fall trieb die Neugier Marcel und Silvio dazu, die mysteriöse Einladung anzunehmen. Beim Kennenlernen der Bankiersfamilie, die aus Janine Devereaux, der Dame des Hauses, und aus den Zwillingen Marie und Clement bestand, erforschte der Chevalier die Gedanken, die dieser Einladung zugrunde lagen. Offenbar war dem wohlhabenden Papa daran gelegen, einen Adelstitel in seine Familie einheiraten zu lassen, um so den vorhandenen Reichtum noch zu untermauern. Und als Marcel auf dem Markt das Wort „Schloss“ erwähnt hatte, war dies wohl der ausschlaggebende Punkt gewesen. Wie töricht diese Menschen doch waren! Was würden sie nur sagen, wenn sie wüssten, dass sie ein Paar Blutsauger zum Essen eingeladen hatten? Bei dieser Vorstellung

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